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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt
Autoren: Simon R. Green
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Sohlenleder abzuraspeln und auf gehörige Schmerzen im Kreuz für meine alten Tage anzusparen, wäre ich zu einem Psychologen gegangen, um mich untersuchen zu lassen. Um das Ganze noch schlimmer zu machen, zog langsam ein Nebel auf, der die Nightside in bleiche und perlmutterne Schemen tauchte. Nebel war nie etwas Gutes; es bedeutet immer, dass die Grenzen zwischen den Welten schwächer wurden. Man konnte nie sagen, was plötzlich im Nebel auftauchen oder darin verschwinden würde.
    Die Hexentitte hatte größenwahnsinnige Anwandlungen von Stil und Klasse, aber im Endeffekt war es nur eine weitere Tittenbar mit einem Thema. Einer schwulen Mischung aus Möchtegerngoth und Halloweenkitsch. Die Mädchen tanzten bis auf einen Hexenhut splitternackt und taten obskure Dinge mit ihren Besen. Der Club lag direkt am Rande der Oberstadt, als schämten die anderen Etablissements sich seiner, was wahrscheinlich auch der Fall war. Die Hexentitte war das einzig legale Unternehmen Kid Cthulhus und das einzige, an dem er ein persönliches Interesse hegte.
    Warum? Hier ein kleiner Hinweis: Gerüchten nach ist er kein Fußfetischist. Der Club selbst sah billig und geschmacklos aus, überall kitschiges Neon und schmierige Bilder von Mädchen, die hier wahrscheinlich nicht einmal arbeiteten, aber das war es nicht, was mir Sorgen bereitete. Vor der Tür war kein Werber zu sehen, der in den höchsten Tönen die Mädchen anpries und versuchte, Passanten nach innen zu locken, um sich selbst zu überzeugen . Als ich die Tür aufstieß, um hineinzulinsen, waren da auch keine Rausschmeißer oder irgendwelche Sicherheitsleute. Kid Cthulhu war nicht dafür bekannt, sein Kapital ungeschützt zu lassen, besonders nicht bei einem wichtigen Treffen wie diesem. Das roch verdammt nach Falle. Also ging ich schnurstracks hinein und grinste vergnügt. Bettie hopste in einem heißen Lederfummel mit Ketten, Nieten und einem frechen Hundehalsband fröhlich an meiner Seite.
    Der Club war mit den üblichen Halloweensachen dekoriert- schwarze Wände, Hexenkessel und grinsende Kürbisköpfe. Die Beleuchtung war angenehm gedämpft und einladend, mit Ausnahme eines Dutzends Scheinwerferkegel, die auf ein Podest hinten im Club ziehen, um die Stahlstangen der Tänzerinnen in ein besonderes Licht zu tauchen. Aber hier waren keine Mädchen, keine Kunden und auch kein Barpersonal. Der Ausdruck „keine Zeugen" geisterte unablässig durch meinen Schädel. Ich führte Bettie zwischen den leeren Tischen hindurch auf die offene Fläche vor der Bühne, und unsere Schritte hallten laut in der Stille. Ein halbes Dutzend menschlicher Skelette hing an Gummibändern von der Decke und wippte am Rande der offenen Fläche sacht auf und ab. Vermutlich hatten wir einen Windhauch verursacht.
    Zunächst wirkten sie wie eine weitere Halloweendekoration, aber etwas ließ mich anhalten, um einen genaueren Blick auf sie zu werfen. Es waren echte Skelette, deren Knochen Kupferdraht zusammenhielt. An einigen der längeren Knochen konnte man Zahnspuren ausmachen.
    Ein neuer Lichtkegel stach von der Decke herab und zeigte Kid Cthulhu, der im Zentrum der Bühne auf einem riesengroßen, verstärkten Sessel thronte. Er sah wie ein Mensch aus, doch das war er nicht. Zumindest nicht mehr. Es war klar ersichtlich. Man konnte es sehen und fühlen. Diesem Mann haftete ein Makel an, der ihn gänzlich durchdrang. Er war von etwas von außerhalb berührt und verändert worden. Kid Cthulhu war ein gigantischer Mann, und das musste er auch sein, damit er alles in sich halten konnte, was
    sich je tzt in ihm befand. Er war nackt, und seine H aut war straff und aufgedunsen, als presse sich etwas mit großem D ruck nach außen. Er war angeblich in meinem Alter, aber sein Gesicht war so aufgebläht, dass man keinerlei menschliche Züge mehr erkennen konnt e. Er thronte zusammengesackt in seinem Sessel wie König Vielfraß persönlich. Seine nackte Haut glänzte stumpf in dem gnadenlosen Rampenlicht, farblos wie der Bauch eines Fisches, und seine Augen waren vollkommen schwarz wie die eines Hais.
    Es hieß, er zerschmettere Menschenknochen mit bloßen Hän den. Es hieß, er fresse Menschen und breche die Knochen auf, um ans Mark zu gelangen. Es hieß, in seinem Inneren wachse etwas heran oder vielmehr von außen durch ihn hindurch. Wie auch immer, ich glaubte jedes einzelne Gerücht.
    „Hey, KC", begrüßte ich ihn heiter. „ Wo ist die Partyband?"
    Er musterte mich kalt mit seinen stumpfen Augen. "John
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