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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt
Autoren: Simon R. Green
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der Bar um und musterte die von ihm erschaffene Hölle. Langsame Tränen kullerten seine Wangen herab. „Ich verdiene das. Ich verdiene das alles."
    Flammen loderten um uns herum auf. Meine ungeschützten Hautstellen begannen qualvoll zu ziehen. In der Luft hing dick der Geruch von Blut und Schwefel. Die Dämonen hatten uns fast erreicht. In seinem Zwang, sich zu bestrafen und für seine Sünde zu büßen, hatte Pen Donavon die Hölle auf die Erde geholt; oder zumindest etwas, das ähnlich genug war. Er konnte den Pub und jeden, der sich darin befand, verbrennen ... doch der Parasit in seinem Inneren würde gewährleisten, dass er überlebte und weiter litt. Plötzlich war mir bewusst, wovon sich der Parasit ernährte.
    Ich wurde ärgerlich. Ich hätte Donavon ermorden und ihm den Parasiten herausreißen können. Doch das verdiente er nicht. Nicht, wenn es einen besseren Weg gab. Ich bin John Taylor, und ich finde Dinge. Dinge, Personen und hie und da einen Weg aus der Hölle für die, die ihn benötigen.
    Ich griff nach meiner Gabe und zwang mein inneres Auge, sich komplett zu öffnen. Ich sah überall hin, auch dorthin, wo meine normalen Sinne versagten. Ich konzentrierte mich, riss jede Faser von Energie an mich und sah über diese Welt hinaus in die nächste. Ich fand, wen ich gesucht hatte, rief seinen Namen, und er kam. Eine Tür öffnete sich mitten im Pub, und heraus flutete strahlendes Licht, das das purpurne Wabern zurückzwang. Alle Dämonen hielten inne und sa hen sich um, als eine große Pro menadenmischung mit zerzaustem Kopf und hängenden Ohren aus der Tür in die Bar sprang. Sie stürzte sich ohne zu zögern auf die Dämonen, die Donavon am nächsten waren, und zerriss sie in tausend Stücke, indem sie sie mit ihren mächtigen Kiefern zermalmte und sie beutelte, wie ein Terrier es mit einer Ratte getan hätte. Die Dämonen brüllten auf und zerfielen. Donavon sah den Hund an, und sein ganzes Gesicht erhellte sich in erstauntem Unglauben.
    „Prinz?"
    „Das ist mal wieder typisch", grunzte der Hund, während er ein Stück Dämon ausspuckte und zu Pen herübergetrottet kam, um seinen großen Kopf auf dessen Schoß zu legen. „Ich kann mich keine fünf Minuten umdrehen."
    „Es tut mir so leid. Es tut mir dermaßen leid." Pen Donavon brachte kaum ein Wort heraus. Er beugte sich vornüber und umarmte den Hund.
    „Ist schon in Ordnung", meinte Prinz. „Menschen denken nur Scheiße, wenn sie läufig sind. Es war nicht dein Fehler, sondern ihrer. Du bist einfach nur schwach; sie war die Böse."
    „Kannst du mir vergeben, Prinz?"
    „Klar, das ist es, was wir Hunde tun. Ein weiterer Grund dafür, dass alle Hunde in den Himmel kommen. Nun komm mit, Pen. Es ist Zeit."
    Donavon blinzelte in das wundervolle Licht, das aus der Tür in der Bar strömte. „Aber ... du bist tot, Prinz."
    „Ja, du auch. Du warst von dem Augenblick an tot, an dem der Parasit in dich schlüpfte. Kannst du dich nicht erinnern? Nein, ich denke, das lässt er nicht zu. Wie auch immer. Es ist nur noch die Energie des Parasiten, die dich am Leben hält, damit er weiter deine Trübsal und deine Schmerzen fressen kann." Prinz hielt inne. „Es gibt nichts Besseres für deinen Wortschatz, als tot zu sein. Ich kann mich so viel besser artikulieren, seit ich über die Schwelle getreten bin. Hat jemand von euch einen Keks? Nein? Na gut. Komm, Pen. Der Himmel wartet."
    „Werden wir zusammen sein?"
    „Selbstverständlich. Für immer.”
    Grelles Licht durchzuckte die Bar, und als es verblasste, war der Pub wie immer. Die Hölle, die Donavon für sich erschaffen hatte, war nicht mehr, und auch die Tür aus Licht war verschwunden. Sein Leib sank langsam nach vorn und fiel leblos vom Barhocker. Mit einem dumpfen Aufschlag landete er auf dem Boden. Er zuckte, wurde umhergeworfen, und ein lautes, reißendes Geräusch war zu hören. Schließlich kroch der Parasit unter dem Körper hervor. Er krabbelte über den Boden wie ein großer Käfer, und ich trat vor und stampfte hart darauf. Er knirschte zufriedenstellend unter meinem Absatz und rührte sich nicht mehr.
    Er war direkt zur Hölle gefahren, wo er hingehörte.
     
     
    Ein- und Ausg änge
     
    Wir machten uns wieder in die Oberstadt auf. Seit langer Zeit war dies der erste Fall, der mich zwang, so viel zu Fuß zu erledigen, und langsam hing es mir echt zum Hals heraus. Falls ich jemals den Wunsch verspürt hätte, von einem Ende der Nightside zum anderen zu flitzen, dermaßen viel gutes
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