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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Su Turhan
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denken, was der Hopfenbauer plante, und hatte Cengiz Bescheid gegeben. Um sich von dem Zwischenfall mit der launenhaften Dame abzulenken, delegierte Demirbilek die leidige Papierarbeit.
    Vierkant trug es mit Fassung. Sie hatte sich ein Diktiergerät ausgeliehen, um die Aussagen ihres Chefs für die schriftlichen Protokolle festzuhalten. Das lästige Nachfragen erübrigte sich damit.
    Er selbst versuchte mehrmals, Cengiz in Istanbul zu erreichen. Doch sie ging nicht an den Apparat. Zur Sicherheit informierte er Kaymaz über den möglichen Besuch des mutmaßlichen Täters. Als der ersehnte Rückruf kam, stellte der Migra-Chef den Lautsprecher an, so dass sein Team mithören konnte.
    Florian Dietls Vater war tatsächlich im Istanbuler Krankenhaus aufgetaucht, berichtete Cengiz. Er widersetzte sich der Festnahme nicht, stellte aber die Bedingung, im Gegenzug für eine Aussage, seinen Sohn sehen zu dürfen. Bei der anschließenden Vernehmung gab der alte Hopfenbauer unumwunden zu, das Gerstensilo eingeschaltet und damit Bayrak in den Tod geschickt zu haben. Die Gelegenheit dazu sei wie ein Wink des Schicksals gewesen. Eine Umdrehung am Schalter, schon war das Problem gelöst. Sein Motiv, meinte Cengiz, sei aus seiner Perspektive geradezu rührend gewesen. Er wollte seinen Sohn Flori schützen, der durch die Aufdeckung der Betrügereien in Verruf geraten wäre. Die Demontage der Mingabräu und das Dubaigeschäft wären geplatzt, seine Karriere als Biermanager damit beendet gewesen. Von dem Bekennerschreiben allerdings gab er vor, nichts zu wissen. Cengiz stellte die Vermutung an, dass sein nicht vernehmungsfähiger Sohn das Schreiben hinterlassen hatte, nachdem er von seinem Vater über die Tat eingeweiht worden war. Demirbilek stimmte ihr zu und instruierte sie, Hannes Dietl den türkischen Behörden zu überantworten. Bei der Überführung nach München wollte er dieses Mal den offiziellen Dienstweg einhalten.
    »Hast du mit deinen Eltern gesprochen?«, fragte er gegen Ende des Telefonats, nachdem er Vierkant und Leipold aus seinem Dienstzimmer gescheucht hatte.
    »Sie bringen mich zum Flughafen. Ich erzähle es ihnen vor dem Abflug«, versprach Jale.
    Du wirst es ihnen nicht sagen, prophezeite er ihr in Gedanken und wollte schon auflegen.
    »Warten Sie! Ich habe Selma getroffen.«
    Zeki schluckte und schwieg.
    »Sie hat mir beim Warten im Krankenhaus Gesellschaft geleistet.«
    »Schön.«
    »Sie sollten sie anrufen, wenn ich Ihnen den Tipp geben darf.«
    »Darfst du.«
    »Tun Sie es bald. Bis morgen«, verabschiedete sie sich.
    Zeki massierte sich müde und erschöpft mit dem Handrücken die geschlossenen Augen. Als er sie wieder öffnete, stand Pius mit Lederjacke in der Tür.
    »Und? Geht eine Halbe?«
    »Wo?«
    »In deinem Wohnzimmer, wo sonst?«
    Natürlich meinte er den Nockherberg. Doch Zeki zögerte. Nicht wegen Pius, er hatte nichts dagegen, mit ihm auf den abgeschlossenen Fall anzustoßen. Doch er ärgerte sich, Selma in Istanbul nicht besucht zu haben. Außerdem befürchtete er, Derya zu begegnen.
    »Also, was ist?«, fragte Leipold nach. »Ein schnelles Helles für mich, eine leichte Weiße für dich. Mal sehen, was Isa trinkt. Maximal zwei Halbe. Dann ist Schluss.«
    »Gut. Fahr vor, ich komme mit Vierkant nach.«

84
    I sabel tupfte zwei Finger in das Becken mit Weihwasser und bekreuzigte sich. Zeki folgte ihr bedächtig, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, zu den Opferkerzen im Seitenschiff der Mariahilfkirche. Fasziniert bestaunte er die katholische Pfarrkirche. Es war finster und kühl. In der Nähe des Altars waren ältere Frauen in den Bankreihen in Gebete vertieft, eine Familie feierte mit einem Geistlichen die Taufe ihres Babys. Auf Anhieb fand Zeki Gefallen an der sakralen Stimmung. Er fragte sich, weshalb er nie die Kirche besucht hatte, obwohl er oft daran vorbeigelaufen war. Isabel war derweil weitergegangen. Er schloss zu ihr auf und schob statt Münzen zwei zusammengefaltete Geldscheine durch den Schlitz des Opferstockes. Dann zündete er wie seine andächtig lächelnde Kollegin eine Kerze an, um wie versprochen Erzengel Michael für seine Unterstützung bei der Lösung des Falles zu danken. Vierkant setzte an, ein Vaterunser zu beten. Dabei betonte sie ehrfürchtig jede Silbe. Zeki entschied sich, es ihr gleichzutun. Er murmelte eine Sure, schließlich wurde der Schutzpatron der Polizisten auch im Koran als Mikal erwähnt.
     
    Einige Zeit darauf trafen sie im Biergarten ein. Pius
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