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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Su Turhan
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sie nicht besucht, nicht einmal angerufen.
    Unvermittelt spürte er die Hand der alten Frau in seiner, sie zitterte leicht.
    »Meinen Sie, Florian will mich noch sehen?«, fragte sie.
    »Jale meldet sich, sobald es ihm bessergeht. Er liegt im Krankenhaus«, antwortete er verlegen. Er wagte es nicht, seine Hand aus ihrer zu lösen.
    »Gott sei Dank ist das Hotel in Dubai schon bezahlt«, sagte sie zu sich selbst. Dietls Schicksal schien sie nicht zu interessieren.
    Erneut spürte er einen Druck in seiner Hand.
    »Manuela Weigl war ein wenig jünger als Jale«, wechselte er das Thema.
    »Ist schade um sie«, ging Zeil auf seine Bemerkung ein.
    »Ja«, gab er ihr recht. »Dann haben Sie Manuela umgebracht?«
    »Glauben Sie?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Das Toilettenhäuschen war nicht schwer. Das stimmt schon.«
    »Sie haben es doch umgestoßen?«, vergewisserte er sich.
    »War ganz leicht, glaube ich. Dabei sehen die doch so schwer aus.«
    Verwirrt über ihre Aussage, löste Demirbilek nun doch die Hand aus ihrer.
    Später, nachdem auch Zeils Gepäck geholt worden war, bestand Kaymaz darauf, die Münchner selbst zum Flughafen zu fahren. Demirbilek saß neben ihm, auf seinem Schoß lag das Paket mit Özkans Habseligkeiten, das er seinen Eltern übergeben wollte.
    »Warum tun Sie sich das an?«, fragte Kaymaz irgendwann während der Fahrt. Zeil war im Fond eingeschlafen.
    »Wenn ich das nur wüsste«, antwortete Demirbilek. »Vielleicht, weil ich selbst einen Sohn in dem Alter habe.«
    »Und weil Sie seine Eltern weinen gesehen haben«, ergänzte Kaymaz. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Verkehr.
    Demirbilek war froh, keine weiteren Erklärungen abgeben zu müssen. Durch das geöffnete Autofenster wirbelte der warme Fahrtwind um sein Gesicht. Er schloss die Augen und ließ die Stadt am Bosporus an sich vorbeiziehen.

80
    W ährend des Fluges versank Demirbilek, ohne es zu wollen, in einen unruhigen Schlaf. Zeil, die neben ihm saß, blätterte in einem Frauenmagazin für
Best Ager,
das sie sich vor dem Abflug gekauft hatte. Erst beim Landeanflug, als sich der Kapitän über die Lautsprecher zu Wort meldete, wachte er wieder auf. Der Nacken schmerzte. Verschlafen und gerädert bemerkte er, dass sie nicht mehr neben ihm war. Das Magazin aber lag auf ihrem Sitzplatz. Er nahm es zur Hand und blätterte darin. Teile waren herausgerissen. Aus den umliegenden Artikeln schloss er, es müsse sich um Anzeigen für Wellnessurlaube und Singlereisen handeln. Offenbar ging sie nicht davon aus, die nächsten Jahre im Gefängnis zu verbringen. Er schüttelte den Kopf.
    Dann wurde er doch neugierig und sah sich nach ihr um. Sie unterhielt sich an dem Gangende mit einem Flugbegleiter. Mit dem Gläschen Sekt in der Hand machte sie den Eindruck, als würde sie sich auf einem Stehempfang amüsieren. Er fragte sich, was er von der unberechenbaren Dame halten sollte. Konnte sie tatsächlich zwei Menschen auf dem Gewissen haben?
    Es war Abend, als die Maschine landete. München flirrte und leuchtete in einer Hülle kühler Sommerluft. Am Flughafen wurden sie von Pius Leipold in Empfang genommen. Aufmerksam übernahm er Zeils Koffer und führte sie zum Dienstwagen, den er verbotswidrig am Ausgang geparkt hatte. Als Zeil hinten im Wagen Platz genommen hatte, zog er seinen türkischen Kollegen beiseite.
    »Zeki, du siehst ja beschissen aus. Was ist denn los?«, fragte er besorgt.
    »Bin nur müde, lass uns fahren.«
    »Pass auf, ich muss dir was sagen …«
    »Später.«
    Auf der Fahrt bemerkte Demirbilek, wie sein Kollege nervös an seinem Ohrring fingerte. Etwas schien ihm auf den Nägeln zu brennen. In Zeils Gegenwart aber wollte er offenbar nicht darüber sprechen.
     
    »Herr Demirbilek«, hörte er Vierkants Stimme beim Betreten der Migra-Diensträume. Das Deckenlicht war aus. Sie saß im Halbdunkel an ihrem Schreibtisch vor dem leuchtenden Monitor. Leipold brachte gerade die Verdächtige in einen anderen Raum, wo sie von einer Beamtin bewacht werden sollte.
    »Jochen Vester hat die Bierkönigin ermordet«, sagte Vierkant aufgeregt, »ich schreibe gerade den Bericht.«
    Er verstand kein Wort und setzte sich an Jales Schreibtisch.
    »Wir haben Fingerabdrücke auf dem Dixi-Klo gefunden. Leipold hat einen Abgleich machen lassen. Nach Vesters Unfalltod haben wir seine Fingerabdrücke genommen.«
    Vierkant merkte, wie das Gesicht ihres Chefs fahl wurde. Im Nebenraum wartete die Frau, die er für die Mörderin von Süleyman Bayrak und
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