Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Su Turhan
Vom Netzwerk:
Handbewegungen zu urteilen, die zwanzigtausend Euro für den Dubai-Vermittler ab.

79
    W asser schien genau das zu sein, was Karin Zeil nach der erfolgreichen Erpressung brauchte. Mit wilden Gesten winkte sie den Verkäufer herbei, der bei der Hitze mit Achselhemd und Stoffschürze seine schweißtreibende Arbeit verrichtete. Als er mit seiner Ware bei ihr war, suchte sie gerade nach Geld, um für eine kühle Flasche
su
zu bezahlen. Der als Wasserverkäufer getarnte Fahnder griff in dem Moment zu, als sie den Kopf neigte. Zwar zum richtigen Zeitpunkt, doch Zeils Finger klammerten sich in Panik keine Hundertstelsekunde später um den Griff der Tasche. Mit jaulendem Geschrei schrie sie um Hilfe. Der Fahnder bemühte sich, Haltung zu bewahren, zerrte einige Male und gab schließlich auf. Eiligst suchte er das Weite und hoffte auf Milde von seinem Vorgesetzten Kaymaz, der neben Demirbilek die Katastrophe miterlebte. Zeil hatte sich nicht vom Platz bewegt, verunsichert sah sie sich um. Dann stand sie auf und kramte im Gehen nach ihrem Handy.
    »Sie verabredet sich sicher mit dem Mann aus Dubai«, sagte Demirbilek. Zeit, um sich über die verpatzte Chance zu ärgern, war keine. Er überlegte, wie er die Situation retten konnte. Da entdeckte er den Schuhputzjungen, der unter sengender Hitze auf Kundschaft wartete. Ein verwegener Gedanke kam ihm. Er rannte zu ihm und instruierte den Jungen, der ihn an den Bengel bei seinem Friseur in München erinnerte, dann kehrte er mit ihm und seinem Arbeitsgerät zurück.
    »Der Junge hilft uns, Selim
Bey,
passen Sie auf seine Sachen auf«, erklärte er kurz und warf ihm Hocker und Putzkoffer vor die Füße.
    Cengiz und Gökhan hatten die missglückte Operation ebenfalls mitbekommen und warteten auf neue Instruktionen. Wieder einmal schien der Münchner Kommissar auf eigene Faust zu handeln. Sie beobachteten, wie er mit dem Schuhputzjungen an der Hand der Erpresserin Richtung Blaue Moschee folgte. Da klingelte Gökhans Handy. Zeil meldete sich, um ihm am Hintereingang der Moschee das Geld zu geben. Cengiz informierte nach dem Anruf umgehend Demirbilek per Handy.
    »Sie will ihn am Hintereingang treffen.«
    »Gut. Bin schon unterwegs.«
    Kurz darauf, im Gedränge der Touristenschar, ergab sich die von Demirbilek erhoffte zweite Gelegenheit. Zeil hatte sich abseits der Moscheebesucher gestellt. Sie wartete. Demirbilek flüsterte dem Jungen zu, loszulaufen, was er sofort tat und in Windeseile die Handtasche mit dem Geld an sich brachte. Ihr gellender Schrei erschrak nicht nur die, die sich in ihrer direkten Umgebung aufhielten. Der flinke Junge wand sich durch die Menschenmenge. Der eine oder andere versuchte, ihn zu fassen, doch der Junge, so dachte Demirbilek, war wohl nicht das erste Mal als Handtaschendieb im Einsatz.
    Nachdem der Junge seinen verdienten Lohn erhalten hatte und die Geldtasche gesichert war, spurteten Demirbilek und Kaymaz zurück, um den Einsatz von Gökhan zu verfolgen. Als er Zeil auf seine Provision ansprach, brach sie in Tränen aus und erzählte dem vermeintlichen Dubai-Vermittler, wie ihr das Geld gestohlen wurde.
    Kaymaz schüttelte neben Demirbilek den Kopf. »Und Sie glauben, das funktioniert?«
    »Warten Sie ab. Ich habe einen Trumpf in der Hand. Meine Schwiegertochter.«
    Kaymaz sah ihn fragend an.
    »Jale und mein Sohn. Sie ist schwanger«, sagte er stolz und nahm die Glückwünsche, auch wenn sie angesichts der laufenden Polizeioperation unpassend waren, gerne entgegen.
    »Warum machen Sie das nicht selbst?«, fragte Kaymaz.
    »Zeil ist jetzt aufgewühlt und verängstigt. Sie muss reden. Über ihre Gefühle. Das können Frauen besser«, erwiderte er und meinte es ernst, wie sein Gesichtsausdruck zeigte.
    Und tatsächlich beobachteten sie, wie Cengiz gleich einem Schutzengel aus der Menge auftauchte, um Zeil vor dem Araber zu beschützen. Sie stellte ihn zur Rede. Das Geschrei und die Diskussion wirkten äußerst echt. Als Cengiz begann, mit ihrem Smartphone Fotos zu schießen, gab Gökhan auf und verzog sich. Kaymaz seufzte erleichtert auf. Sein Bruder hatte den Einsatz nicht vermasselt.
    »Jale, was ist los?«, fragte Demirbilek besorgt, als er bei ihr und der vollkommen aufgelösten Dame angekommen war.
    »Frau Zeil ist bedroht worden. Ein Araber, glaube ich«, erklärte sie knapp.
    Demirbilek holte ein Taschentuch heraus, eines mit dezenten Rosenstickereien, und reichte es der Verdächtigen, die es dankend annahm und ihr Gesicht säuberte.
    »Ich sehe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher