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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Su Turhan
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der genauso wenig über die Neuigkeit verwundert war wie die anderen im Raum. Das Verbrechen blühte in Istanbul.
    »In einer Seitenstraße in Beyoğlu. Straßenkehrer haben ihn heute früh gefunden. Die Tatzeit wird zwischen zwei und drei Uhr morgens angenommen.«
    Damit hat Karin Zeil ein Alibi, sagte sich Demirbilek. Sie hatte sich zu der Zeit bereits in ihrem Hotelzimmer befunden. Die Runde schwieg, um die neue Situation zu überdenken.
    Demirbilek war der Erste, der die Initiative wieder ergriff. Sein Ansatz bestand darin, Zeil vor ihrem Flug nach Dubai aufzuhalten, gleichzeitig musste er dafür sorgen, dass sie bereit war, mit ihm zu reden. Wenn sie es außer Landes nach Dubai schaffte, würde er den Fall nicht lösen, da war er sich sicher. Amtshilfe aus Dubai war prinzipiell zwar möglich, nicht aber auf die Schnelle und auf so unkomplizierte Weise wie in der Türkei. Er wollte unter allen Umständen verhindern, dass sie Istanbul verließ. Nur hier oder in München hatte er eine Chance, sie zu einem Geständnis zu bringen.
    »Selim
Bey,
wollen wir hoffen, dass Florian Dietl am Leben bleibt und wir ihn verhören können. Dennoch müssen wir Karin Zeil dingfest machen. Es gibt da etwas, was Sie nicht wissen. Bisher habe ich mich aus Rücksicht gegenüber einer angesehenen Persönlichkeit zurückgehalten«, sagte er geheimnisvoll. »Ich wollte Sie bitten, mit ihr zu reden.«
    Dann wählte er Nihal Kocas Nummer und beschwor die Diplomatin, ein Wort mit seinem Kollegen zu wechseln. Kaymaz nahm sein Handy entgegen und hörte konzentriert zu. Nach einigen Bejahungen reichte er mit versteinertem Gesicht das Telefon zurück.
    Die beiden tauschten einen vielsagenden Blick aus. Auch wenn Koca sicher nicht den wahren Grund genannt hatte, hatte sie allem Anschein nach als einflussreiche Politikerin der Polizei gegenüber die passenden Worte gefunden – wie Demirbilek ihr aufgetragen hatte.
    »Also gut, die Dame am Telefon erwähnte einen Plan. Legen Sie los, Zeki«, meinte Kaymaz entgegenkommend.

78
    D er erste Teil des Planes bestand aus einem Anruf bei Karin Zeil. Die Entscheidung fiel auf Kaymaz’ Bruder Gökhan. Er hatte von allen die tiefste Stimme und sprach Englisch. Ohne eine Erwiderung zu erlauben, machte er ihr am Telefon unmissverständlich deutlich, dass er Dietls Kontaktmann für Dubai sei und ein geschäftliches Übereinkommen getroffen hatte. Da er nicht auffindbar sei, erwarte er von ihr die ihm zustehende Vermittlungsgebühr für das Dubaier Geschäft. Zeil machte klar, nichts mit seinen Geschäften zu tun zu haben und kein Geld zu besitzen. Unerbittlich bestand Gökhan auf die sofortige Begleichung der Schulden. Es ginge schließlich um lächerliche zwanzigtausend Euro. Nach der Feststellung nannte er ihren aktuellen Aufenthaltsort – ein Dachrestaurant in Taksim –, las vom Zettel den Sitzplatz ihres Fluges ab und erwähnte das Hotel in Dubai, das Dietl gebucht hatte. Daraufhin versprach Zeil, ihn vor ihrem Abflug zu treffen, um die Schulden zu begleichen. Nachdem Gökhan aufgelegt hatte, waren alle, die am Lautsprecher mitgehört hatten, der Überzeugung, dass Karin Zeil es mit der Angst bekommen hatte – wie geplant.
    Zufrieden mit der Ausführung des ersten Teiles, instruierte Demirbilek Nihal Koca, die auf seinen Anruf wartete. Er gab ihr grünes Licht, sich bei Zeil zu melden, um die Übergabe des Geldes festzulegen.
     
    Zwei Stunden später, im weitläufigen Parkgelände um die Blaue Moschee, reckte Karin Zeil das sonnenbebrillte Gesicht gegen die Sonne. Sie fühlte sich wohl auf der Sitzbank. Die Hitze mochte für andere unerträglich sein. Nicht aber für sie. Einheimische und Fremde um sie herum suchten verzweifelt nach schattigen Plätzen. Niemand setzte sich freiwillig der Sonne aus, bis auf Zeil und Touristen auf dem Weg von der einen Sehenswürdigkeit zur nächsten.
    Was fehlt, ist der Sandstrand, sagte sich Demirbilek, der sie aus sicherer Entfernung beobachtete. Der Junge, der gerade seine Schuhe polierte, schwitzte auf einem Hocker. Er befolgte die Anweisung, sich mit seiner Arbeit Zeit zu lassen. Offenkundig, stellte Demirbilek fest, hatte Zeil kein Interesse für den direkt vor ihren Augen majestätisch in den Himmel ragenden Prunkbau, einem der Wahrzeichen Istanbuls, die weltberühmte Sultanahmet Camii. Sie schien auch nicht nervös zu sein. Im Gegenteil, meinte er zu erkennen, sie freute sich wohl auf die Übergabe des sogenannten Privatkredites.
    Dann entdeckte er Nihal
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