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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Carlyle
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»Ich jammere nicht«, stieß er hervor. »Aber warten Sie – was ist aus den Mädchen geworden? Hübsche kleine Dinger, nicht wahr? Mir gefiel die eine mit der … mit der – wie haben Sie das genannt? Dieses schwarze Lederding und die – nein, warten Sie –, bringe ich jetzt was durcheinander, Vallie?«
    »Das liegt schon ein paar Nächte zurück, mon ami .« Valigny tätschelte Sir Ralph beruhigend die Hand. »Heute Abend spielen wir Karten, hm? Decken Sie Ihre Karten auf, Ralph, oder gehen Sie nach Hause.«
    Nach einem flüchtigen Blick auf seine Karten wandte sich Rothewell auf seinem Stuhl halb um und ließ den Blick durch die Tiefe des Zimmers schweifen. Er war sich nicht ganz sicher, warum er Valigny nachgegeben und sich heute Abend hatte hierherlocken lassen. Die Clique des Comte bestand aus lasterhaften Rüpeln, sogar nach Rothewells Maßstäben. Aber seit Kurzem stellte er fest, dass er sich in immer schlechtere Gesellschaft begab, und fast schien es, als suchte er geradezu nach dem seelenverderbenden Morast am Boden der Gesellschaft.
    Dieser Einschätzung folgend, war er über Valigny gestolpert – er war zu betrunken gewesen, um sich genau erinnern zu können, wo. Aber der Comte war die Sorte von Mann, der man üblicherweise nur in einer Spielhölle in Soho begegnete, denn Valigny gehörte keinem der besseren Clubs Londons an. Und auch keinem der weniger besseren, um genau zu sein. War Rothewell in der Gesellschaft so gut wie unbekannt, so wurde Valigny völlig ignoriert, denn da gab es einen lange Zeit zurückliegenden Skandal – eine kompromittierte Countess und ein anschließendes Pistolenduell. So oder ähnlich hatte es Christine Ambrose ihm erzählt. Rothewell war das völlig egal.
    »Noch eine, Mylord?« Der Comte zog mit dem Daumen eine Karte vom Talon, wobei ihm seine dandyhafte Spitzenmanschette über die Hand fiel und sie zur Hälfte bedeckte. Rothewell nickte. Valigny schob ihm die Karte über die polierte Tischplatte zu.
    Irgendwo in der Tiefe des Hauses erklang der Glockenschlag einer Uhr. Eine Stunde nach Mitternacht. Das Spiel ging weiter, wurde riskanter. Mr. Calvert, der Anständigste unter ihnen, geriet bald an den Rand des Bankrotts – der Lohn der Tugend, dachte Rothewell zynisch. Valigny erreichte zweimal nacheinander die Punktzahl von einundzwanzig, davon einmal mit seiner Pik-Dame, und fuhr damit fort, alles wieder zu verspielen.
    Einer seiner Lakaien servierte mehr Brandy und brachte eine weitere Kiste mit den dunklen, bitteren Zigarren, die der Comte bevorzugte. Ein zweiter Lakai trug ein Tablett mit Sandwiches herein. Calvert stand auf, um in den Nachttopf,
    der hinter der Tür des Sideboards verwahrt wurde, zu urinieren – oder vielleicht auch, um sich zu übergeben. Alles war bequem zur Hand. Gott behüte, dass irgendetwas das Spiel Valignys unterbrach.
    Lord Enders war ein Spieler ohne Moral und Skrupel, wenn denn je einer gelebt hatte. Er wusste genau, wie er gegen den Comte sticheln konnte, und setzte ihn unter Druck. Rothewell hatte inzwischen sechstausend Pfund verloren – ein Almosen im Vergleich zu den Verlusten Valignys und Calverts. Aber er war noch nüchtern genug, um das verdammt ärgerlich zu finden. Er winkte einem der Lakaien, ihm Brandy nachzuschenken.
    Das nächste Spiel spielten sie zu zweit, Rothewell und Valigny, der seine Einsätze machte, als wäre sein Blatt die Vollkommenheit selbst. Rothewell bog die Ecken seiner Karten hoch. Die Herz-Zwei und der Karo-König. Dazu die Kreuz-Vier. Vielleicht hatte er sein Glück überbeansprucht.
    »Sie sind unschlüssig, mon ami? «, forderte Valigny ihn heraus. »Kommen Sie, seien Sie mutig! Es ist doch nur Geld.«
    »Worte eines Mannes, der sich nie seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste«, entgegnete Rothewell grimmig. Er goss die Hälfte seines Brandys hinunter und fragte sich, ob er Valigny vielleicht eine Lektion erteilen sollte.
    »Vielleicht sind Rothewells Taschen nicht so tief, wie man sagt?«, bemerkte Enders in einem Ton, der sarkastisch hätte sein können – oder auch nicht.
    Der Comte lächelte Rothewell an. »Vielleicht sollten Sie Ihren Einsatz als Verlust abschreiben, Mylord?«, bemerkte er. »Wenn Sie dazu bereit sind, könnten wir allerdings auch um etwas spielen, das interessanter ist als Geld.«
    Rothewells Nackenhaare stellten sich auf. »Das bezweifle ich«, erwiderte er. »Woran denken Sie?«
    Der Comte hob eine Schulter, ganz ein Bild der Lässigkeit. »Vielleicht um einen
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