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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Carlyle
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Calvert?«
    Beide Männer bejahten. »Tant pis«, sagte der Comte, seine Miene wirkte ein wenig bedrückt. »Aber Sie, Enders, sind doch Witwer. Hatten Sie in dieser Saison kein Glück auf dem Heiratsmarkt?«
    »Es gab jede Menge arme und hässliche Mädchen«, grummelte Enders. »Die gibt es immer. Aber die jungen Mädchen mit Geld sind gehässige kleine Biester.«
    Der Comte ließ ein schiefes Lächeln sehen. » Oui , das Leben kann sehr hart sein, nicht wahr, mein Freund?«, sagte er. »Aber nun – spielen wir weiter, Messieurs ! «
    Doch Rothewell war von dem plötzlichen Impuls gepackt worden, einfach seinen Stapel Geld auf dem Tisch liegen zu lassen und zu gehen. Reichtum hatte ihm nie viel bedeutet – und in letzter Zeit hatte er ihn noch weniger gekümmert. Seltsamerweise empfand er den Wunsch, nach Hause zu gehen.
    Doch er wusste, dass er, würde er erst einmal dort sein, anfangen würde, durch die Korridore seines riesigen, leeren Hauses zu gehen, und dass ihn die Unruhe schon bald wieder hinaus auf die Straßen treiben würde. Um irgendwohin zu gehen. Um irgendetwas zu tun. Irgendetwas, was diese Teufel der Nacht vertreiben würde.
    Er machte Valignys Diener ein Zeichen, sein Glas nachzufüllen, und zwang sich zu entspannen. In der folgenden Stunde trank er mehr als er spielte, und er weigerte sich, sein Glück durch ein mittelmäßiges Blatt wieder aufs Spiel zu setzen. Calvert hatte sich klugerweise zurückgezogen, war aber am Tisch sitzen geblieben und trank ein Glas Port. Sir Ralph war zu betrunken, um eine Bedrohung zu sein.
    Während der nächsten Dutzend Runden steigerte sich das Spiel zu einer fieberhaften Anspannung. Hatte der Comte von Anfang an wie ein Verrückter gespielt, schien er nun offensichtlich die Absicht zu haben, wie ein Wahnsinniger zu enden, denn er setzte fast sein ganzes Geld. Seine Verzweiflung – und sein Bemühen, dieses Debakel zu verkraften – begann, sich zu zeigen. Der Mann musste nur noch wenige Schritte vom Schuldenarrest entfernt sein.
    Plötzlich unterlief Valigny ein schwerwiegender Missgriff, indem er eine Acht zur Pik-Dame und zur Herz-Fünf zog. Lord Enders strich die Einsätze ein – zweitausend Pfund.
    »Leider hat meine schwarze Dame mich im Stich gelassen!«, beklagte sich der Comte. »Frauen sind launische Geschöpfe, nicht wahr, Lord Rothewell? Spielen wir weiter, Messieurs!«
    Die Karten für die nächste Runde wurden ausgegeben, jeder zog danach eine Extrakarte. Aber binnen Augenblicken lockerte sich Sir Ralph, der als Erster gezogen hatte, mit dem Finger seine Krawatte, als würde sie ihm die Luft abschnüren. Es war die Geste eines absoluten Amateurs. Valigny registrierte diese Reaktion und schlug so blitzschnell zu wie eine Katze, indem er den Spieleinsatz erhöhte.
    Sir Ralph rülpste und starrte auf seine aufgedeckten Karten. »Überschritten! Hätte schon bei der letzten Runde aussteigen sollen, eh?« Er stand schwankend von seinem Stuhl auf. »Denke, ich sag am besten gute Nacht, Männer. Ich fühl mich nicht gut.«
    Rothewell sah ihn an. Ralphs Blatt zählte in der Tat dreiundzwanzig Punkte, und er selbst sah im Gesicht so grün aus, als müsste er sich übergeben. Valigny zuckte gutmütig mit den Schultern, dann beeilte er sich, seinen taumelnden Gast in die Richtung der Haustür zu geleiten, bevor der seinem Bauchgrimmen auf dem Teppich nachgeben würde.
    Rothewell entging nicht der feine Schweißfilm auf dem Gesicht des Comte, als dieser Sir Ralph an ihm vorbei zur Tür führte. Die Verzweiflung, die in der Luft lag, hatte sich spürbar verstärkt. Ja, Valigny brauchte Geld, und das ziemlich dringend. Aber mit Enders zu spielen – oder auch mit Rothewell selbst – war ein dummer Weg, daran zu kommen. Sie zählten zu den härtesten Spielern in London. Vermutlich würden sie den Comte binnen einer Stunde zum Bettler gemacht haben – aber dieses Wissen bereitete Rothewell keine Befriedigung.
    Genau genommen war der ganze Abend unbefriedigend gewesen. Er verschwendete hier seine Zeit – obwohl das auf eine gewisse Weise genau die Ursache der Misere war. Sich mit Orgien abzulenken – mit Alkohol oder Frauen oder hundert anderen Dingen –, die ihn empfindungslos machen konnten für die Wahrheit darüber, was aus seinem Leben geworden war.
    Aber wenn Rothewell ehrlich war, müsste er zugeben, dass die Jagd nach der Sündhaftigkeit auch nicht im Mindesten mehr vor ihm verbarg, wer oder was er war – und das Trinken, begann er zu befürchten,
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