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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Carlyle
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zaghaft über das Bündel, das ihm die Amme zu seiner Inspektion hinhielt.
    Seltsamerweise stockte ihm der Atem. Das Kind war so perfekt und so ruhig, dass es aus Madame Tussauds Wachs hätte gemacht sein können. Seine Haut war so zart, dass sie fast durchsichtig schien, und seine runden Wangen leuchteten in einem unglaublichen Rot.
    Eine bemerkenswerte Stille senkte sich über das Zimmer, dass Rothewell sich fürchtete auszuatmen. Er konnte sich nicht erinnern, einem neugeborenen Kind jemals so nahe gewesen zu sein.
    Plötzlich öffneten sich zwei blaue Augen. Das Kind presste seine Fäuste noch fester zusammen, verzog das Gesicht und begann, mit gesunder Begeisterung zu schreien. Der seltsame Moment zerplatzte, Rothewell zog sich zurück.
    »Ich fürchte, Lord Longvale hat wenig Interesse daran, meine Bekanntschaft zu machen«, sagte er über den Lärm.
    »Unsinn!«, sagte Ihre Ladyschaft. »Ich bin sicher, er spielt sich nur auf. Hast du je eine so kräftige Lunge gehört?«
    Das hatte Rothewell nicht. Trotz seiner Windeln strampelte das Kind mit seinen stämmigen Beinen und stieß unermüdlich mit seinen kleinen Fäusten in der Luft herum, während es weinte. Rothewell war verblüfft über die pure Gewalt des Willens, die von dem kleinen Geschöpf ausging. Ja, das Kind war in der Tat sehr real – und sehr lebendig. Und es war auch ein Kämpfer, so wie es aussah. Rothewell ertappte sich dabei, dass er den plötzlichen und unwahrscheinlichen Drang zu lächeln unterdrückte.
    Vielleicht war in London doch noch nicht alles tot oder dem Verfall anheimgegeben. Dieser kleine Racker war kostbar und neu und ganz offensichtlich erfüllt von Versprechen. Er würde die Hoffnungen und die Träume seiner Eltern mit sich in die Zukunft tragen. Vielleicht war der Kreis von Leben, Tod und Wiederauferstehung wahrlich ewiglich. Rothewell wusste nicht, ob dieser Gedanke ihn tröstete oder ärgerte.
    Lady Sharpe hatte ihre Arme ausgebreitet, um das Kind zu nehmen. »Lassen Sie mich ihn einen Augenblick beruhigen, Thornton«, sagte sie und legte das Bündel an ihre Schulter. »Und danach, denke ich, wird es das Beste sein, ihn wieder nach oben zu bringen. Ich glaube, wir machen Lord Rothewell unerklärlich nervös.«
    Rothewell nahm nicht auf seinem Stuhl Platz, sondern ging zu einem der Fenster, die auf die Hanover Street hinausgingen. Er fühlte sich seltsam angerührt. Er war sich nur vage bewusst, dass das Weinen des Kindes leiser wurde und schließlich aufhörte. Plötzlich war es ganz still im Zimmer.
    Den Arm durchgestreckt und am Holzladen abgestützt, stand Rothewell da und starrte blicklos hinaus in die sich herabsenkende Dämmerung und fragte sich, was das Kind an sich hatte, das ihn so sehr berührte, als er Pamela wieder sprechen hörte.
    »Kieran?« Ihre Stimme klang scharf. »Mein lieber Junge – geht es dir wirklich gut?«
    Gefangen in seinen Grübeleien, fuhr Rothewell herum und sah sie an. Seine Cousine war allein im Zimmer. Das Kind und die Amme waren verschwunden.
    Lady Sharpe legte den Kopf schief wie ein neugieriger Vogel. »Du hast nicht ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe.«
    »Entschuldige, Pamela«, sagte er. »Meine Gedanken waren woanders.«
    »Ich sagte, dass ich dich um einen Gefallen bitten muss«, erinnerte sie ihn. »Kann ich auf dich zählen?«
    Rothewell brachte ein Lächeln zustande. »Das bezweifle ich«, sagte er aufrichtig. »Die Frauen bedauern es normalerweise, wenn sie das tun.«
    Sie beugte sich vor und klopfte auf den Stuhl neben sich. »Komm und setz dich zu mir«, bat sie ihn. »Und sei ernst. Es ist wichtig.«
    Widerstrebend folgte Rothewell ihrer Aufforderung. Ihm missfiel die leichte Anspannung, die er in der Stimme seiner Cousine wahrnahm.
    »Kieran«, begann sie, »hast du eigentlich noch Kontakt zu Christine?«
    Diese Frage überraschte Rothewell. Christine Ambrose war Pamelas Schwägerin, aber die zwei waren so verschieden wie Feuer und Wasser. Und Pamela spionierte niemals jemandem hinterher.
    »Ich sehe Mrs. Ambrose, wann immer es uns beiden passt«, wich er aus. »Warum? Hat Sharpe einige neu entdeckte Einwände?«
    »Himmel, nein!« Lady Sharpe hob beschwichtigend die Hand. »Sharpe weiß, dass er seine Halbschwester nicht gängeln kann, und er versucht es auch gar nicht. Aber ihr zwei – nun, du meinst es doch nicht ernst mit ihr, Kieran, oder? Christine ist keine Frau, die man zu … nun, ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll.«
    Rothewell fühlte, wie
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