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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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hatte? Sie war immer noch blutverschmiert, als sie zu mir kam.«
    Er warf Thor einen resignierten Blick zu.
    »Ich weiß, dass es falsch war, aber was hätte ich tun sollen? Sie hat in ihrem Leben schon so viel mehr durchgemacht, als man einem Menschen zumuten kann. Ich musste ihr helfen.«
    »Sie tragen viel zu dick auf.«
    Das Boot machte einen kleinen Ruck, und Thor hoffte, dass Kraus oder Linnea gerade das Steuer übernommen hatten, um so schnell wie möglich Kurs aufs Ufer zu nehmen.
    »Sie haben sie ausgenutzt«, fuhr Thor fort. »Sie haben sie dazu gebracht, Spang-Hansen und Herzog umzubringen, weil Sie fürchteten, dass die beiden Ihre Waffengeschäfte auffliegen lassen würden.«
    Zum ersten Mal sah Gunnerus nicht mehr so aus, als würde er über allem stehen.
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen«, erwiderte er.
    »Nein,« sagte Thor. »Ich meine nicht die Zusammenarbeit mit Fluggesellschaften, die auch Waffen transportieren, und was Sie mir noch alles serviert haben, damit ich mir Ihre Machenschaften gar nicht erst genauer ansehe. Ich spreche von umfangreichen Waffenlieferungen, die schon seit Jahren stattfinden. Ich spreche von dem dänischen Schiff Persephone, das von Piraten überfallen wurde und dessen Waffenladung für die somalischen Rebellen nicht wie geplant gelöscht werden konnte. In wessen Händen sind sie eigentlich am Ende gelandet? Bei den Piraten? Al-Ahabaab? Oder bei irgendeiner anderen Terrorgruppe?«
    Gunnerus zögerte einen Moment.
    »Vielleicht ist es das Beste, wenn ich mit offenen Karten spiele.«
    Seine Stimme klang wieder fest und ruhig, und er setzte zu einem Vortrag an : » Ich gebe zu, dass ich nicht alles erzählt habe. Aber einem Außenstehenden kann man das auch nur schwer erklären. Es mag paradox klingen, aber Waffen sind der Schlüssel zu einem stabilen Frieden. Was passiert an den Krisenherden dieser Erde, wenn wir versuchen, uns neutral zu verhalten und keine Stellung zu beziehen? Dann verlängern unsere humanitären Aktionen lediglich die Konflikte, die wir eigentlich beenden wollen. Das ist doch sinnlos. Was haben die Waffenembargos der westlichen Welt in den letzten fünfzig Jahren gebracht? Stabilität und Demokratisierung im postkolonialen Afrika? Das kann man nicht gerade behaupten. Ein Waffenembargo sorgt lediglich dafür, dass eine stabile Regierung unmöglich wird, weil sie zu jedem Zeitpunkt schlechter ausgerüstet sein wird als die Rebellen und Terroristen. Und was ist mit den Diktaturen, in denen die Widerstandsbewegung für die Befreiung der Bevölkerung kämpft? Wer hilft den Unterdrückten, wenn der Westen sich nicht zu einer militärischen Intervention verpflichtet sieht? Schickt die UN etwa Blauhelme, sobald ein Waffenembargo beschlossen wird? Es ist schon siebzehn Jahre her, dass die USA und anschließend auch die UN und der Rest der Weltgemeinschaft ihre letzten Soldaten aus Somalia abgezogen haben. Und es ist überall dasselbe. Afrika geht seinem eigenen Untergang entgegen.«
    Gunnerus hatte sich warm geredet.
    »In einem Krisengebiet braucht man Opfer, um Entwicklungshilfe zu akquirieren«, fuhr er fort. »Und wenn es nicht genug Opfer gibt, müssen die Kriegsherren eben welche produzieren.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, dass man einen Krieg anzettelt, damit man Entwicklungshilfe bekommt? Das ist doch vollkommen absurd.«
    Thor schüttelte den Kopf.
    »Nicht für Milchpulver und Medizin«, sagte Gunnerus. »Aber für die Millionen an Dollar, die die Hilfsorganisationen den Warlords zahlen, damit sie überhaupt ins Land kommen und Beistand leisten können. Alle Kriegsgebiete sind unterschiedlich, aber eins haben sie alle gemeinsam: Man muss zahlen, um hineinzukommen. Die Opfer sind eine Ware, die Bezahlung sind Bestechung und Gebühren; insgesamt drei Viertel aller Entwicklungshilfe. Es ist eine Industrie, und indem wir darauf eingehen, nehmen wir auch in Kauf, dass die Zahl der Opfer steigt. Wie also helfen wir beispielsweise Somalia? In Dänemark sind wir der Meinung, dass man den Flüchtlingen vor Ort helfen sollte. Also halten wir siebenhunderttausend somalische Flüchtlinge in Lagern am Horn von Afrika fest, wo Hungersnot und Hoffnungslosigkeit herrschen und die einzige Zukunftsaussicht darin besteht, von Al-Shabaab, Hizbul Islam und anderen militanten Gruppen angeworben zu werden. Wir müssen aufwachen und begreifen, dass andere Lösungen notwendig sind. Radikale Lösungen.«
    Thor sah ihn an. Vielleicht war Gunnerus’ Waffenhandel
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