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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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wirklich einmal aus der Hoffnung heraus entstanden, dass dies die Lösung sei. Vielleicht war er aber auch nur ein zynischer Lügner, der versuchte, seine gierige Profitjagd zu beschönigen. Und vielleicht waren die Motive letzten Endes auch gleichgültig, wenn das Ergebnis Zehntausende Tote waren.
    »Das klingt ja alles sehr schön«, ertönte es plötzlich hinter ihnen.
    Thor drehte sich ruckartig um. Er sah Linnea auf halber Treppe stehen.
    »Vielleicht solltest du versuchen, das alles auch noch einmal ihr hier zu erklären«, fügte sie hinzu. »Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob sie alles mitbekommen hat.«
    Thor wandte sich wieder Gunnerus zu. Der hatte keine Anstalten gemacht, sich zu bewegen, und sein Blick streifte Thors noch immer auf ihn gerichtete Pistole nicht einmal. Er sah Linnea an, die auf der Treppe stand. In den Armen hielt sie Anisa Farah, bewusstlos und mit geronnenem Blut im Haar.

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    W ird sie durchkommen?«
    Linnea ignorierte Thor und konzentrierte sich voll und ganz auf Anisa, die sie auf eine kleine Bank links von der Treppe gelegt hatte. Sie hatte den dicken braunen Pullover durchgeschnitten und die schmutzige Jeans geöffnet. Es schien dieselbe Kleidung zu sein, die sie schon damals in der Badeanstalt getragen hatte. Sie hatten Anisa in die stabile Seitenlage gebracht, um ihre Atemwege freizuhalten, und versuchten jetzt, sie durch Zureden und sanftes Rütteln wieder aufzuwecken. Die Haut der schmächtigen Frau hatte eine matte und ungesunde Farbe. Ihr gesamter Körper schien von Flucht, Hunger und Stress zu künden. Und dann die Schrammen auf ihrer linken Wange und ihrer Hand, die von der körperlichen Misshandlung zeugten. Dem frischen Blut nach zu urteilen, hatte sie erst kürzlich stattgefunden. Das geglättete schwarze Haar war schmierig und blutverklebt, eine schnelle Untersuchung des Kopfs ließ Linnea allerdings darauf schließen, dass das Blut von der Hand stammte und Anisa es bei einem Abwehrmanöver selbst über Kopf und Gesicht verteilt hatte.
    Dann sah Linnea endlich zu Thor auf, der ihr den Rücken zugewandt hatte.
    »Sie ist bewusstlos«, sagte sie. »Wenn sie wegen des Blutverlusts einen Schock erlitten hat, braucht sie schnell einen Arzt.«
    Anisas Körper war erschlafft, aber sie zuckte und brabbelte wie ein schlafender Säugling. Linnea wurde wütend, als sie daran dachte, welche Folgen es gehabt hätte, wenn sie nicht rechtzeitig gekommen wären. Sie war selbst hinter Thor auf das andere Boot geklettert, während Kraus noch dabei gewesen war, das Speedboot ordentlich festzumachen. Kurz darauf folgte auch er ihnen, um den Rest des Bootes zu sichern, während Thor sich unten in der Kabine um Gunnerus kümmerte. Linnea hatte einen Moment unschlüssig herumgestanden, bis ihr Blick auf ein Nokia-Handy gefallen war, das an Deck neben dem Cockpit lag. Sie hatte es aufgehoben. Vielleicht zufällig, vielleicht weil sie sich erinnerte, dass Gunnerus ein iPhone hatte. Das Nokia sah neu aus, und die Liste der eingegangenen Anrufe enthielt nur eine einzige, nicht namentlich zugeordnete Nummer. Linnea fand das merkwürdig genug, um ohne zu zögern auf »Anrufen« zu gehen, und schon im nächsten Moment hörte sie es in der kleinen Achterkajüte hinter sich klingeln. Sie rief erst Kraus und sprang dann, ohne auf ihn zu warten, selbst dorthin und stieß die Tür auf. Die enge Kajüte enthielt zwei Schränke und zwei Schlafplätze direkt über dem Motorraum, und in der einen Ecke hatte Anisa zusammengekrümmt gelegen.
    »Habt ihr alles im Griff?«
    Kraus streckte den Kopf herein, und Thor winkte mit seiner freien Hand ab, um ihm zu bedeuten, dass sie keine Hilfe brauchten.
    »Sorg lieber dafür, dass wir an Land kommen.«
    Thor hatte Gunnerus dazu gebracht, sich ans vordere Ende der Kajüte zu setzen. Endlich schien er aufgegeben zu haben. Thors Pistole beachtete er gar nicht, sondern starrte mit leerem Blick auf die Planken, als hätte er sich völlig in sich selbst zurückgezogen.
    »Wenn wir anlegen, muss ein Krankenwagen bereitstehen. Und ruf die anderen hinzu, damit wir sie dort gleich treffen können«, ordnete Thor an.
    Kraus nickte und sah zu Linnea hinüber, die mit Anisa beschäftigt war, doch als auch sie ihm versicherte, dass sie alles unter Kontrolle hatte, kehrte er an Deck zurück. Anisa lag schlaff auf der Bank, aber sie hatte wenigstens wieder einen Hauch Farbe im Gesicht, obwohl sie noch immer bewusstlos war. Linnea rückte ihre Jacke unter dem Kopf der jungen Frau
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