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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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das lächelnd vor ihr auftauchte, sonnengebräunt und liebevoll – Linnea hatte vollkommen vergessen, dass es einmal existiert hatte.
    Dann wurde ihr Ausflug in die Vergangenheit jedoch vom Geräusch des Motors unterbrochen, der erneut angelassen wurde.
    »Geht es dir besser?«
    Die Stimme klang gedämpft, als dringe sie aus weiter Ferne zu ihr vor. Sie hustete japsend und schlug die Augen auf. Starrte direkt in das Wasser hinunter, das einen Meter unter ihr schwappte. Auf der Oberfläche schwammen gelbgrüne Placken. Dann hustete sie erneut, und ein Schwall Erbrochenes traf auf die Wasseroberfläche. Hicksend holte sie Luft und merkte, wie jemand den Schleim von ihren Mundwinkeln tupfte.
    Sie hob den Kopf und atmete tief durch, noch immer ein wenig konfus. Allmählich begriff sie, was passiert war: Sie war ohnmächtig geworden und wieder zu sich gekommen, als die Übelkeit sie übermannt hatte. Sie sah nach unten auf ihre Hände, die sich um die Reling klammerten. Dann krümmte sie sich zusammen und beugte sich ein letztes Mal vor, doch es kam nichts mehr. Ihr Magen war leer, und es war nichts als Säure und Galle übrig.
    Dann spürte sie erneut eine Hand und drehte sich um, während sich der Nebel mehr und mehr lichtete. Thor sah sie an, tupfte erneut erst ihre Stirn und anschließend die Mundwinkel ab. Ganz so, als wäre sie wieder ein Kind. Nicht erniedrigend oder übertrieben beschützend, sondern einfach nur beruhigend. Wie früher, als man ganz klein war und nie daran zweifelte, dass andere auf einen aufpassten. Sie spürte, wie ihre Kräfte zurückkehrten.
    »Wir sind bei der Djævleø«, sagte er.
    Ihr fiel auf, dass sie sich nicht mehr bewegten. Das Motorboot war am Kai vertäut.
    »In alten Tagen war das ein Schlupfwinkel für Ganoven und Vagabunden.«
    Linnea blickte verwirrt in Richtung Enghave Brygge, wo das H. C. Ørsted Værket die Dämmerung mit seinen gewaltigen Schornsteinen dominierte, hinter etwas, das wie ein Schrottplatz aussah. Alte, mit Graffiti besprühte Betonmauern, verlassene Gleise, Reste der früheren Hafenindustrie und mittendrin ein topmodernes, teures Designer-Hausboot. Auf dem schneebedeckten Pflaster hielten ein Streifenwagen und zwei Zivilfahrzeuge, und Linnea erkannte ein paar der Männer, die eifrig diskutierten und fröstelten. Es waren Thors Kollegen von der Mordkommission. Sie blickte ihn an, und dann kehrte alles zurück.
    Sie erinnerte sich wieder daran, was passiert war. Sie blickte erneut zum Kai hinüber, ohne zu finden, was sie suchte. Dann riss sie sich los, rannte über das Deck und die steile Treppe zur Kajüte hinunter. Sie sah Gunnerus sofort.
    Er lag mit dem Rücken auf den Planken, und sein Kopf war mit einer Gazebinde umwickelt, durch die Blut gesickert war, doch es sah friedlich aus. Vielleicht war die Wunde auch gewaschen und gereinigt worden, der Erste-Hilfe-Kasten stand auf jeden Fall offen auf dem Kartentisch. Sie kniete neben Gunnerus nieder, starrte in seine Augen und legte zwei Finger an seinen Hals. Im Hintergrund hörte sie Sirenen.
    »Anisa wurde gerade abgeholt, und ein weiterer Rettungswagen ist unterwegs.«
    Thor war auf der Mitte der Treppe stehen geblieben.
    »Kraus wurde am Arm verletzt«, erklärte er. »Und jetzt ist der Rettungswagen da, also sollten wir ein bisschen Platz machen.«
    Linnea starrte Gunnerus an und machte sich an seinem Verband zu schaffen. Sie löste die Metallklemmen und wickelte die Gaze ab, so dass die Schläfen freigelegt wurden.
    »Solltest du damit nicht ein bisschen warten?«
    Thor klang nervös, aber Linnea ignorierte ihn. Sie starrte auf die Verletzung an Gunnerus Kopf und analysierte sie mehr, als dass sie sie betrachtete. An dem sternförmigen Einschussloch war der Kontusionsring erkennbar, wo das Projektil durch die Haut eingedrungen war. Ringsherum waren die üblichen Nahschussspuren in Form von Pulver- und Rußpartikeln zu sehen. Außerdem hatte sich eine Kavität zwischen Haut und Schädelknochen gebildet, weil die dünne Gewebeschicht die beim Schuss entstandenen Gase am Austritt hinderte.
    »Ich konnte die Blutung ziemlich schnell stoppen«, sagte Thor.
    Endlich stand Linnea wieder auf. Es war wie ein Musterbeispiel für einen aufgesetzten Schuss. Aber dies war kein Lehrbuch.
    Noch immer hielt sie Gunnerus’ Verband in der Hand. Sie sah Thor an.
    »Man blutet, weil das Herz das Blut durch den Körper pumpt«, sagte sie. »Wenn das Herz aufhört zu schlagen, hört auch das Blut auf zu fließen.«
    Sie
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