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Betongold

Betongold

Titel: Betongold
Autoren: Tom Westerhoff
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nicht, dass Sie das Verhör alleine führen und ich wie eine unerfahrene Polizeischülerin danebensitze. Mir reicht’s für heute. Festhalten können wir ihn ohnehin nicht und mehr werden wir bei der rambohaften Verhörstrategie auch nicht erfahren.«
    Kunkel ignorierte die Anspielung auf die Anrede: »Bitte, dann mach es doch. Der Rechtsanwalt wird wahrscheinlich in einer halben Stunde hier sein. Wenn du es schaffen solltest, dass er dir bis dahin mehr erzählt, gebe ich einen aus. Ich bin in der Krimhildschänke, dort kann man seit Neuestem auch rauchen. Bei geschlossenem Fenster.« Er drehte sich auf dem Absatz um und verschwand durch die Glastür.

    Sven Martin war verhaftet worden, das wusste er, denn der Peilsender, den er in Berlin hinter der vorderen Stoßstange des schwarzen Mustangs angebracht hatte, zeigte ihm auf seinem Laptop als Standort für das Fahrzeug das Polizeipräsidium in Frankfurt. Auf der Karte, die in einem kleinen Feld neben den Kameras der Wohnung zu sehen war; blinkte schon seit einer Stunde ein roter Punkt in der Adickesallee. Keine weitere Bewegung war festzustellen.
    Zumindest hatte die Polizei ihn ins Präsidium kommen lassen, wahrscheinlich um zu erfahren, warum seine Fingerabdrücke am Haus von Weishaupt gefunden worden waren. Irgendwann würde auch die Berliner Polizei seine Fingerabdrücke an der Tatwaffe finden, mit der von Hainburg erschossen wurde. Vielleicht hätte er sie nicht so gut verstecken sollen. Ach was, es war eine Frage der Zeit und die Berliner Polizeimaschinerie arbeitete halt nicht so schnell. Immer unterbesetzt und ständig diese Krawalle. Die Entwicklung des Polizeiapparates hatte mit dem Wachstum der Hauptstadt und der damit stark angestiegenen Kriminalitätsrate nicht mithalten können. Doch irgendwann würden sie die Pistole finden und dann war er dran, spätestens dann.
    Jetzt gab es nur noch eine Person auf seiner Liste, doch um diesen Job zu erledigen, musste er warten, brauchte Geduld, aber Geduld zählte nicht im Entferntesten zu seinen Stärken. Einmal war es schon fast soweit. Der Köder, den er ausgelegt hatte, schien zu funktionieren. Doch dann hatte sich dieser Idiot lieber mit diesen bescheuerten Pseudorennfahrern getroffen und die Nacht durchgesoffen, als zu ihr zu fahren, wie es ein anständiger Sohn tun würde.
    Aber er hatte noch ein Ass im Ärmel und das würde morgen ausgespielt. Es war unausweichlich. Vorausgesetzt die Polizei würde ihn wieder freilassen, aber der Rechtsverdreher würde es schon schaffen. Dann musste dieser Trottel nur noch zu ihr fahren wie jedes Jahr und darauf war er vorbereitet. Sobald sich der rote Punkt bewegte, musste auch er los. Allerdings würde er eine andere Strecke wählen und ihm erst in der Nähe des Hauses auflauern. Durch den Peilsender würde er ohnehin wissen, wo er gerade war und seinem stärkeren Motor würde er nicht davonfahren können. Abgesehen davon, dass er ja auch nicht wusste, dass er verfolgt wurde.
    Ahnte er etwas? Hatte die Polizei ihn auf eine Spur gebracht? Egal, er musste nur etwas früher dort sein. Den letzten Teil erledigen.

    Paul Kunkel saß seit einer Stunde in der Krimhildschänke in einem abgetrennten Raucherraum an einem Zweiertisch und hatte ein Glas Rosé und einen Aschenbecher vor sich stehen. Die Flasche in dem silbernen Eiskühler war schon zur Hälfte leer. Andere Gäste hatten es sich in dem gemütlicheren Teil des Restaurants bequem gemacht. Anscheinend waren alle Frankfurter über Nacht zu Nichtrauchern mutiert.
    Â»Ich bin etwas früher; ich warte noch auf jemanden«, hatte er dem Kellner gesagt. Die angezündete Kerze hatte er wieder ausgeblasen; schließlich war er ja eigentlich nicht verabredet. Wahrscheinlich würde sie auch gar nicht kommen. Nach seinem Abgang ja auch kein Wunder. Aber warum hatte er das gemacht? Warum war er ihr gegenüber so aufgetreten? Der Kellner schaute durch die Scheibe immer wieder zu ihm, während er lustlos in der Speisekarte blätterte. Schließlich bestellte er Souvlaki, obwohl er eigentlich keinen Appetit hatte; er trank das nächste Glas Wein. Dass Juliane das Lokal betrat, bekam er erst mit, als der Kellner sie an den Tisch brachte.
    Â»Oh, da sind Sie ja.« Seine Stimme klang schon leicht melodisch. »Oder darf ich wieder du sagen?«
    Â»Und? schon auf die Verhaftung angestoßen?«, antwortete
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