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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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verwandelt.
    Â»Unsere Haushälterin, sie wusste Bescheid. Ich hatte alles mit ihr abgesprochen und sie hat mir bei der Flucht geholfen. Mit Geld und sie kannte einen Freund in Berlin, bei dem ich die erste Zeit untergekommen bin.«
    Julianes Stimme vibrierte; das Blut pulsierte in ihrer Halsschlagader: »Natürlich, jetzt verstehe ich. Wir konnten Sie gar nicht finden. Sie war ja immer bei den Besprechungen dabei. Und hat uns dann in die falsche Richtung geschickt.«
    Â»Sie verstehen gar nichts. Mein Vater war ein Tyrann und sie wusste es. Früher oder später hätte es einen Toten gegeben. Entweder er oder ich. Ich musste weg, das war die einzige Möglichkeit. Und zwar so, dass er mich nicht sucht, denn er hätte mich gesucht, wenn er gewusst hätte, dass ich weggelaufen bin. Ich war nicht sein Sohn. Ich war sein Besitz. Ein Besitz, der seine Frau umgebracht hat. Meine Mutter, Verstehen Sie?«
    Während dieses Redestakkatos hatte sich Paul wie ein Theaterbesucher in der ersten Reihe gefühlt, der etwas Mühe gehabt hatte der filmreifen Szene beizuwohnen. Man hätte auch sagen können, dass er mit der Situation kurzzeitig überfordert war. Was hatte Juliane dazu bewogen, ihre abgesprochene Strategie zu ändern? Was hatte er gesagt, dass sie so ausgerastet war? Das musste er mit ihr besprechen, später. Jetzt galt es erst einmal, dem Verdächtigen gründlich auf den Zahn zu fühlen. Aber sachlich.
    Â»Fürs Protokoll, Sie geben also zu, dass Sie der seit siebzehn Jahren verschwundene Patrick Langer sind.«
    Â»Ja.«
    Und Sie geben zu Protokoll, dass Sie als Projektmanager bei der KFI arbeiten und durch Ihre berufliche Tätigkeit den getöteten Konrad Weishaupt kannten?«
    Â»Ja, das stimmt.«
    Â»Sie geben zu, am fraglichen Abend bei Weishaupt gewesen zu sein und ihn mit vier Messerstichen getötet zu haben.«
    Martin sprang auf, der Stuhl flog zwei Meter nach hinten und knallte an die Wand »Sie haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, Nein, warum sollte ich den denn umbringen. Es gibt doch überhaupt keinen Grund?«
    Â»Sie fahren einen schwarzen 64er Mustang, richtig?«
    Â»Das habe ich doch schon gesagt.«

    Â»Wir haben eine Zeugin, die am besagten Abend einen schwarzen Mustang in Weishaupts Straße gesehen hat. Und Ihre Fingerabdrücke befinden sich im Haus des Opfers. Sie betreuen ein Projekt in der Luisenstraße, bei dem Weishaupt Ihnen die Abnahme verweigert hat, ganz zu schweigen von den Machenschaften beim Bau des Berliner Flughafens. Sie haben das Motiv, Sie hatten die Möglichkeit und wir haben Ihre Fingerabdrücke. Und, wir werden mit Sicherheit noch mehr finden.«
    Â»Ich sage jetzt gar nichts mehr. Und ich möchte meinen Anwalt anrufen!«
    Kunkel ahnte, dass er etwas weit über das Ziel hinausgeschossen war. Die Zeugin hatte zwar einen schwarzen Sportwagen gesehen, der kein Porsche, kein Mercedes und kein BMW gewesen war, aber ob es ein schwarzer Mustang war, würde sie wahrscheinlich auch nicht beschwören können. Außerdem war das noch kein Beweis, vielleicht ein Indiz, aber nichts Brauchbares für den Haftrichter. Sie hatten lediglich seine Fingerabdrücke an der Haustür und ein bruchstückhaftes Alibi für die Tatzeit. Jeder halbwegs erfahrene Rechtsanwalt würde Martin innerhalb von zwei Minuten mitnehmen. Doch darauf wollte er es ankommen lassen. Zumindest musste er sein Alibi detaillierter belegen.
    Kunkel rief den Kollegen, der vor der Tür gewartet hatte herein. »Lassen Sie Herrn Martin bitte seinen Anwalt anrufen; Frau Kollegin, hätten Sie einen Moment?«
    Juliane war schon aufgestanden und folgte ihm auf den Flur. »Möchtest du einen Kaffee?«
    Â»Ein Schnaps wäre mir lieber«, antwortete sie mit einem leicht aggressiven Unterton, »und ein Box-Sack wäre auch nicht schlecht.«
    Â»Bitte, Juliane, es tut mir leid, wenn ich dich verärgert haben sollte, aber ich bin mir keiner Schuld bewusst?« Kunkel hielt seine beiden Hände wie ein Priester zum Gebet geöffnet.
    Â»Warum duzen wir uns eigentlich Herr Kollege; ich denke bei Ihrer Einstellung, einer Kollegin diese untergebene Frauenrolle zuzumuten, sollten wir besser etwas Distanz waren. Immerhin bin ich in Ihren Augen bei Verhören nur für die Vergabe von Raucherpausen zuständig.«
    Â»Ach, jetzt verstehe ich. Aber wir hatten das doch abgesprochen.«
    Â»Aber

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