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Bestimmung

Bestimmung

Titel: Bestimmung
Autoren: Mycha Chick
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helfen, mit dir das Kleid auszusuchen und deine Sachen packen. Und heute Nachmittag kommt er zu dir, um dich auch persönlich um deine Hand zu bitten - ich habe ihm zwar versichert, dass das nicht nötig sei, aber Herr McKinley möchte es trotzdem. Und jetzt geh und zieh dir was anständiges an, das sind wir ihm schuldig. Du willst deinem zukünftigen Mann doch gefallen!“
    Damit war mein Vater wieder verschwunden und ließ mich mit meinen widersprüchlichen Gedanken und meiner Verwirrung allein. Zwei Monate blieben ihr also noch!
    Mit Richard McKinley bekam sie alles, was sie sich immer erträumt hatte. Sie wünschte sich nichts mehr, als Seine willige Ehefrau zu sein, aber genau das durfte Er nie erfahren...
     

Teil 1
Mädchenjahre
     

Kapitel 1
     
     
    Mutter ist tot.
    Auch jetzt, nach einem Monat, konnte ich es kaum begreifen. Diese Trauer und der Verlust schmerzten und legten sich wie eine dunkle Wolke um mich. Wie sehr hatte ich Mutter geliebt, sie war so sanft und einfühlsam gewesen, hatte immer ein offenes Ohr für mich gehabt. Sie war eine bemerkenswerte Frau gewesen, nie kam ein böses Wort über ihre Lippen und stets achtete sie darauf, dass es allen gut ging.
    „Das Geheimnis liegt darin“, hatte sie einmal zu mir gesagt, „mit dem, was man tut, zufrieden zu sein. Ich habe drei wunderbare Söhne, dich und einen lieben Mann, dem ich bis in alle Ewigkeit gehören werde. Er ist vielleicht kein starker Mann und ich hätte das schon öfter ausnutzen können, um meinen Willen durchzusetzen, aber warum? Ich bin so erzogen worden, dass eine Frau ihrem Mann folgt und sich ihm unterordnet. Das ist meine Art zu leben. Ich liebe deinen Vater und würde alles für ihn tun. Ich bin kein streitsüchtiger Mensch und daher gehorche ich ihm, ohne endlose Diskussionen. Er weiß was er tut, und so brauche ich auch keine Verantwortung übernehmen. Es sind seine Entscheidungen und ich halte mich daran. So geht es allen gut. Es schadet nur, wenn Frauen glauben, sie hätten etwas zu sagen und müssten ihre Rechte einfordern.
    Ich lebe damit ein wunderbares, sicheres Leben. Vielleicht ist die persönliche Freiheit der Preis, den eine Frau für ihren Mann und ihre Kinder bezahlen muss; ich habe mich freiwillig dafür entschieden und noch keinen Tag bereut. Mag sein, dass das neue Jahrhundert mit all seinen Entwicklungen und seinen Fortschritten auch der Frau eine neue Rolle zusprechen wird, aber für mich wäre das nichts. Ich habe so immer gut und glücklich gelebt und das Selbe wünsche ich dir auch, mein Kind!“
    Ja, so war sie, meine Mutter und damit legte sie den Grundstein meiner Erziehung und meiner ganzen Art, das Leben zu sehen.
     
    Am Tag ihres Todes wollte Mutter an den Fenstern im oberen Stock unseres Hauses ihre neuen Blumenkästen aufhängen. Vater hatte es verboten. Er wollte es später machen, aber sie freute sich so darauf und konnte es nicht abwarten. Nur dieses eine Mal widersetzte sie sich den Anordnungen meines Vaters... das Geräusch ihres Aufpralls und ihr schmerzverzerrtes Gesicht werde ich nie mehr vergessen.
    Ihr blieben noch ein paar Stunden, in denen sie nichts anderes tat, als sich für ihr eigenmächtiges Verhalten zu entschuldigen. Dann starb sie in den Armen meines Vaters.
    „Ich kann dich doch nicht beschützen, wenn du nicht auf mich hörst!“, sagte mein Vater wieder und wieder, während er Mutter weinend in seinen Armen wiegte.
    Mutter verstarb noch in der selben Nacht und für Vater ging eine Welt zugrunde.
     
    Das war vor vier Wochen gewesen und seither gab es in diesem Haus nur Trauer und Leid.
    Vater vertrieb sich seine Sorgen zu erst noch bei der Arbeit und am Abend mit Alkohol. Nach ein paar Wochen schaffte er es nicht einmal mehr, aus dem Haus zu gehen. In dieser Zeit war er wie ein Schatten, der unruhig durchs Haus geisterte und keine Ruhe mehr fand. Uns Kinder bemerkte er kaum noch.
    Meine Brüder waren in der Schule oder gingen abends in die Bar in der nahe gelegenen Stadt.
    Ich versuchte mich mit der anfallenden Arbeit im Haus abzulenken. Da wir kein Dienstmädchen hatten, musste ja irgend einer kochen und waschen. Und diese Arbeiten fielen wie selbstverständlich mir zu. Ich war die Frau im Haus und niemals wäre es einem der Männer in den Sinn gekommen, einer Frau dabei zu helfen, auch nicht, wenn diese Frau erst 15 Jahre alt war.
    Zu dieser Zeit war ich allerdings froh, eine Aufgabe zu haben und ich gab mir größte Mühe, meine Männer zufrieden zu stellen, so wie
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