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Bestimmung

Bestimmung

Titel: Bestimmung
Autoren: Mycha Chick
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Abschlussprüfung zu lernen hatte. Anna war eines der ersten Mädchen, die sich in den Kopf gesetzt hatten, auf eine Schule zu gehen, um später einmal mehr zu sein als nur eine Hausfrau und einmal eigenes Geld zu verdienen, um nicht von einem Mann abhängig zu sein. Rosmarie und Robert konnten sich das leisten und da sie ebenfalls eine gut angesehene Familie in ihrem Ort waren, wurden sie vielleicht für ihre Einstellung belächelt, aber es wurde akzeptiert. In ihren Kreisen hielt man sich wohl für fortschrittlich, wenn man auch seine Tochter auf eine Schule schicken und für ihre Ausbildung bezahlen konnte.
    Mir war das egal, sollte jeder nach seiner Bestimmung glücklich werden. Und dass Anna dann nicht  zu Hause wäre, war für mich eigentlich nur gut. Ich würde sie spätestens in den nächsten schulfreien Tagen kennenlernen. So gut hatten wir uns bei unserem einzigen Zusammentreffen vor ein paar Jahren auch wieder nicht verstanden.
     
    Jetzt hatte ich jedenfalls erst mal genug zu tun, so ein Weihnachtsessen machte sich nicht von allein. Rosmarie half mir bei den Vorbereitungen und beim Schmücken des Hauses, ich wollte es am ersten Weihnachtsfest ohne Mutter für alle so schön wie nur möglich machen. Die Männer trieben sich auf dem Hof und im Wirtshaus herum, Vater schien mit Robert gut klar zu kommen, die Abwechslung tat ihm gut. Am Abend saßen dann alle Männer in der Stube, rauchten und tranken und es wurde zum ersten Mal seit Monaten wieder gelacht und gefeiert.
    Dann kam der Weihnachtsabend. Ich hatte mir so viel Mühe gegeben und alle lobten mich, wie schön ich es gemacht hatte. Endlich waren wir alle wieder fröhlich und gut gelaunt, das Essen schmeckte und es war ein wunderschöner Abend.
    Rosmarie hatte mir viele gute Tipps fürs Kochen gegeben und ich freute mich schon darauf, bei ihr noch viel mehr zu lernen, um später einmal eine gute Ehefrau zu sein. Denn Liebe ging ja durch den Magen und wenn ich meine  Männer so ansah, wie sie nach dem Festmahl friedlich und entspannt ihre Zigarre rauchten, wusste ich, was mit diesem Spruch gemeint war. So lieb war in der ganzen letzten Zeit keiner mit mir umgegangen. Es war ein tolles Gefühl, sie da alle glücklich zu sehen. Wir feierten mit Musik und Wein bis spät in die Nacht und ich schlief selig und leicht benebelt ein.
    Was ich bisher so von Robert und seiner Frau mitbekommen hatte, war sehr schön. Ich hatte sie doch sehr vermisst und freute mich wahnsinnig auf mein Jahr an der Ostsee, fern von all dem hier: Der Arbeit, den Männern und meiner eigenartigen Lust nach Ihm.
    Was mich wirklich dort erwarten würde und dass diese ungezwungene lockere Art der Beiden nur gutes Schauspiel war, erfuhr ich erst später.
     
    Am zweiten Feiertag kam Richard McKinley zu uns auf den Hof geritten und lud uns alle zu Sich nach Hause für die Silvesterfeier ein!
    Ich war so aufgeregt, dass ich kaum noch einen Bissen herunter bekam. Auch wenn ich es mir niemals eingestehen wollte, Er faszinierte mich und ich konnte einfach nicht genug von Ihm bekommen. Allein der Gedanke, einen Abend bei Ihm und in Seiner Nähe zu sein, ließ mich vor Lust feucht werden.
    Da ich ein bisschen Geld zusammen gespart hatte, ging ich mit Rosmarie in die Stadt und sie half mir, ein passendes Kleid auszusuchen. Irgendwie merkte sie mir meine Aufregung an, da bin ich mir sicher, aber sie war taktvoll genug, mich nicht zu fragen.
     
    Ich glaube, ich habe echt umwerfend ausgesehen, zumindest fühlte ich mich so. Es war das erste Mal, dass ich mich für ein solches Fest fein machte und mit Rosmaries Hilfe war das Ergebnis wirklich sehenswert: Meine langen, schwarzen Haare fielen mir weich um die Schultern, mit ein bisschen Schminke hatte ich meine Augen betont und das feuerrote Kleid drückte meine Brust nach oben, dass es fast schon unschicklich war. Ich fühlte mich so schön, so fraulich und konnte es kaum noch erwarten, bis wir endlich in die Kutsche stiegen, um loszufahren. Sogar meine Brüder schauten mich sichtlich erstaunt an und machten ihre Kommentare darüber, was aus dem unscheinbaren Entlein, das ihre Schwester normalerweise war, an dem heutigen Abend geworden war.
    Aber innen drinnen zählte für mich nur, was Er sagen würde, wenn Er mich so sah. Nur für Ihn hatte ich mich so herausgeputzt. Ich wollte Ihm zeigen, dass ich eine Frau geworden war und wollte Ihn beeindrucken. Er sollte endlich sehen, dass ich kein kleines Kind mehr war!
     
    Ich glaube, es ist mir
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