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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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Festmachen. Als Kira von Bord kam, drückte er sie kurz und herzlich an seine hagere Brust. „Schön, dass du gesund und munter bist, Mädchen.“ Dann glitt sein wacher und kluger Blick über die beiden Männer, die neben ihr standen. „Jemand verletzt?“
    Finn grinste schief. „Ich glaube, ich könnte eine schnelle Nadel ganz gut gebrauchen, Doc.“
    „Na dann mal los, mein Junge. Wo hätten Sie es denn gerne?“
    „Erst mal muss ich wissen, wie es Magda geht.“
    Der Doktor winkte lächelnd ab. „Eine kleine Platzwunde auf der Stirn und eine leichte Gehirnerschütterung. Unsere Magda haut so schnell nichts um. Sie liegt oben in ihrer Wohnung und wartet auf erlösende Nachrichten von euch. Irgendjemand sollte ihr Bescheid geben, dass alles in Ordnung ist.“
    „Dann lassen Sie uns doch gemeinsam zu ihr gehen. Dort können Sie dann auch gleich an mir herumbasteln, wenn Sie wollen.“
    Nachdem eine sehr erleichterte Magda Quint Kira, Finn und auch den davon vollkommen überraschten Sascha in ihre Arme geschlossen hatte, sah sich Dr. Sander Finns Schnittwunde genau an und versorgte sie fachgerecht. „So, mein Junge, zwölf wunderschön gleichmäßige Stiche. Ich bin sehr zufrieden mit mir, muss ich sagen.“ Dr. Sander zwinkerte Finn zu. „Aber das war ja nicht gerade deine erste Blessur, wie ich sehen konnte.“ Der Übergang zum vertraulichen Du erschien auch Finn irgendwie selbstverständlich, und er freute sich darüber. Die Eigenheiten und Mentalitäten der Sameländer wusste er inzwischen recht gut einzuordnen.
    „Danke, Doc! Großartige Arbeit!“ Finn grinste.
    „Na, das will ich meinen. Brauchst du noch ein Schmerzmittel?“
    „Nein danke, geht schon.“
    „Na ja, im Augenblick ist noch die Betäubung wirksam, aber im Laufe der nächsten Stunden wird es sicherlich ein wenig zwiebeln, Junge. Nur einen Millimeter tiefer, und der Kerl hätte dir echte Probleme bereiten können.“
    „Im Notfall werfe ich zur Nacht ein paar Schmerzpillen ein. Ich habe noch welche zu Hause.“
    „Okay. Wenn ich mir deinen Körper so ansehe, nehme ich an, du kennst dich sowieso aus. Aber ich erfülle meine Pflicht gerne gründlich, deshalb sage ich es dir noch mal: Achte auf Fieber, Veränderungen an der Wunde, größere Schmerzen und so weiter. Sollte irgendwas davon auftreten, ab zum Arzt, oder am besten gleich in eine Klinik, verstanden?“
    „Verstanden, Doc.“
    Noch während der Doktor Finns Wunde zu Ende versorgte, hatte Kira mit ihrem zutiefst erleichterten Vater telefoniert und einen schnellen Bericht abgegeben. Nur wenig später genossen sie dann alle zusammen ein gutes und reichhaltiges Essen im Gasthof von Olaf Brockmann.
    Die Nachricht vom Tode seines Bruders hatte Olaf verhältnismäßig gefasst aufgenommen. Man sah ihm die tiefe Trauerzwar an, aber er versicherte Finn mehrere Male, dass er ihm keinerlei Vorwürfe machte und ihm auch nicht die Schuld daran gab. Andererseits war er auch sehr froh, dass Kira nichts Schlimmeres passiert war.
    „Vielleicht hat seine aufgewühlte Seele jetzt endlich Ruhe gefunden“, hatte er zu Kira gesagt und dabei heftig geschluckt. „Ich bin vor allem froh, dass es dir gut geht, Prinzessin. Mein Bruder war offensichtlich ziemlich krank. Ich mache mir Vorwürfe, dass mir seine Veränderung nicht schon viel früher aufgefallen ist, aber wir haben uns in den letzten Monaten nicht mehr sehr gut verstanden und deshalb eher wenig miteinander geredet. Leider.“
    „Ach Olaf, wir haben es doch alle nicht bemerkt.“
    „Ja, aber ich bin … ich war sein Bruder, sein Zwilling, Kira! Ich hätte aufmerksamer sein müssen. Vielleicht wäre er dann heute noch am Leben.“
    „Weißt du, Olaf“, mischte sich Finn in das Gespräch der beiden ein, „ich habe gerade in der letzten Zeit die Erfahrung gemacht, dass man nicht alles kontrollieren kann. Es gibt Dinge, die kann kein Mensch verhindern. Gegen das Schicksal kommen wir alle nicht an. Es wird immer wieder vorkommen, dass wir wichtige Alarmzeichen übersehen – auch oder gerade bei denen, die uns nahestehen. Wir sind doch nur Menschen und haben auch alle unsere Schwächen.“
    Kira hob ihren Kopf und sah ihn an, dann lächelte sie.
    Nach dem Essen fuhr Sascha Schellenberg mit Finns Geländewagen kurz zu Kiras Haus, denn ihr war eingefallen, dass dort noch eine verblichene Jeans und ein altes T-Shirt zu finden sein mussten. Die Sachen hatte sie damals bei der Renovierung ihres Hauses getragen, und seither lagen sie unten in
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