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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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durch den Raum zu der übergroßen Fensterfront hinter der Couch und öffnete eine der hohen Flügeltüren. Sie führten hinaus auf eine weitläufige Terrasse, die eine wirklich grandiose Aussicht direkt auf die Ostsee bot. Finn warf nur einen ganz kurzen Blick hinaus und schnappte sich erneut seine Reisetasche, um sich im oberen Stockwerk des Hauses häuslich einzurichten. Ohne länger darüber nachzudenken, entschied er sich schließlich für das größte der drei Schlafzimmer, nicht zuletzt, weil es ein eigenes und sehr komfortables Badezimmer besaß. Das Zimmer selbst war erstaunlich einfach eingerichtet, eher wie ein x-beliebiges Hotelzimmer, doch die beinahe unpersönliche Note der dunklen, schlichten Möbel kam Finn zurzeit sehr entgegen.
    Auch hier öffnete er als Erstes ein Fenster, um die frische Seeluft einzulassen. Danach stellte er seine Reisetasche aufs Bett und begann, die wenigen persönlichen Sachen, die er mitgebracht hatte, im Kleiderschrank und in der Kommode zu verstauen und seine Toilettenartikel auf der Ablage im Badezimmer nebenan unterzubringen. Schließlich schloss er seinen Laptop an, fuhr ihn hoch und rief das Programm auf, das er für seine Arbeit benötigte. Nach einer kurzen Überprüfung war er zufrieden und ging wieder nach unten.
    Erleichtert stellte er fest, dass der Kühlschrank gut gefüllt war – vor allem mit Flüssigem. Er nahm sich ein Bier und öffnete es mit dem Flaschenöffner, der unübersehbar auf dem Tresen lag. Direkt daneben fand er auch eine Nachricht, die fürihn bestimmt war. Er las sie, schmunzelte leicht und setzte die offene Flasche an die Lippen, um sie in einem einzigen Zug fast bis zur Hälfte auszutrinken.
    Kira Lengrien fuhr auffallend langsam von der kleinen Fähre herunter, die sie vom Festland herübergebracht hatte. Sie öffnete das Seitenfenster ihres Autos, und sofort stieg ihr der typische Geruch nach Seetang und Meerwasser in die Nase. Und das Geschrei der Lach- und Silbermöwen wurde fast ohrenbetäubend. Es war immer ein ganz besonderer Augenblick für Kira, wenn sie nach längerer Zeit nach Sameland zurückkam. Sie liebte diese Insel, liebte sie sogar mehr als jeden anderen Ort, an dem sie bereits gelebt hatte. Nun hatte sie dem nachhaltigen Drängen ihres Vaters nachgegeben und endlich die Kraft gefunden, sich von all ihren anderen Verpflichtungen zurückzuziehen, um fast den gesamten Sommer hier verbringen zu können.
    Seit sie vor vier Wochen aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt war, hatte ihr Vater mehrmals versucht, sie dazu zu überreden, mal wieder für einen längeren Aufenthalt hierher zu fahren. „Du besitzt dort das schöne kleine Haus, das du so gernhast“, hatte er gesagt, „und du liebst es doch, auf der Insel zu sein. Fahr hin, Kira! Genieße dort den Sommer und die Seeluft! Du wirst sehen, wie gut dir das tun wird.“
    Das waren seine Worte gewesen, und jetzt war sie ihm dankbar dafür, dass er nicht lockergelassen hatte. Aus eigenem Antrieb wäre sie wohl auch dieses Jahr noch nicht wieder nach Sameland gekommen.
    Außer ihrem Vater wusste kaum jemand, dass sie überhaupt hier war – und das war auch gut so. Nur Christina, ihrer besten Freundin, hatte sie natürlich mitgeteilt, wo sie sich die nächsten Wochen aufhalten würde. Aber Kira hatte sie auch gebeten, es nicht unbedingt jedermann auf die Nase zu binden.
    Sie freute sich unsagbar auf das kleine reetgedeckte Haus, ihr Haus – das Haus, das ihr Vater ihr geschenkt hatte, kurz bevor sie damals, direkt nach ihrem Studium, noch einmal zu ihrer Mutter nach Louisiana gezogen war. Er hatte gewollt, dass siehier auf der Insel, wo sie schon als Kind so glückliche Zeiten verlebt hatte, ein eigenes Zuhause besaß – ein Heim, zu dem es sie immer wieder ziehen würde, wie er damals gesagt hatte. Seither waren es jedoch oft nur ein paar Tage gewesen, die sie hatte erübrigen können. Doch dieses Mal sollten es ganze drei Monate sein. Und der Gedanke daran machte sie zufrieden und dankbar.
    Kira musste lächeln, als sie an den kleinen Häusern vorbeifuhr, die direkt am Fähranleger von Sameland lagen. Fast jeden der Bewohner kannte sie persönlich oder vom Sehen. Viele Gesichter waren ihr sogar schon aus frühen Kindertagen vertraut. Der alte Doktor Sander zum Beispiel. Er hatte ihr viel zu häufig eine kühlende Salbe auf schmerzhafte Quallenverbrennungen streichen müssen, denn in ihrer Kindheit hatte es manches Jahr in der Ostsee vor Feuerquallen nur so gewimmelt. Oder
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