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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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in seine dunklen Augen. „Du wirst mir kaum glauben, wenn ich es dir erzähle.“
    Er lächelte und wischte behutsam eine einzelne Träne von ihrer Wange. „Lass es doch einfach darauf ankommen, Liebes.“
    Mit ihrem Zeigefinger berührte sie fast zärtlich das Bernsteinherz, das jetzt ganz in seiner Handfläche lag. „Versprich mir, dass du dich nicht lustig machen wirst!“
    „Versprochen.“
    „Ich war noch ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Wir waren alle zusammen auf Sameland. Mein Vater,Onkel Werner, Christina, ihre Eltern und ich. Eines Nachmittags marschierten wir Mädchen zusammen mit meinem Vater zur Nordspitze. Wir gingen oft dorthin, wenn wir auf der Insel waren. Die Nordspitze war immer ein Lieblingsplatz von meinem Vater, musst du wissen. Er setzte sich dann stets auf einen der weißen Felsen und schaute den Wellen zu, während Christina und ich eine Weile im Sand spielten oder Muscheln sammelten.“ Sie schluckte und holte tief Luft, bevor sie weitersprach: „An diesem besagten Nachmittag suchten wir Mädchen mal wieder Muscheln – und plötzlich hatte ich einen Stein in meiner Hand. Er glänzte in der Sonne, und ich fand damals, dass er wie der tägliche Honigklecks auf meinem Frühstücksbrötchen aussah. Ganz aufgeregt lief ich zu meinem Vater, um auch ihm meinen Fund zu zeigen. Er staunte, hielt ihn ins Licht und erklärte mir ganz feierlich, dass ich tatsächlich einen echten Bernstein gefunden hätte, dass er mir Glück bringen würde und ich gut auf ihn aufpassen müsste.“
    Finn zog hörbar seinen Atem ein. „Du hast dort ebenfalls einen Bernstein gefunden? Das ist ja …“
    „Ja, aber ich war noch nicht ganz fertig mit meiner Geschichte. Ich habe meinen Bernstein nämlich auch wieder verloren, Finn.“
    „Wie bitte?“
    Kira nickte. „Ja, noch am gleichen Nachmittag. Es ist mir immer ein Rätsel geblieben, wie das passieren konnte, denn ich hatte ihn wirklich ganz tief in meine Hosentasche gesteckt. Aber als ich dann später bei Onkel Werner im Haus war und ihn dort suchte, war er verschwunden. Ich habe die ganze Nacht deswegen geweint, denn mein Papa hatte mir ja eingeschärft, dass ich gut darauf aufpassen müsste. Er konnte mich kaum trösten, weil ich mir einredete, ich hätte mit dem Stein auch mein Glück wieder verloren. Wir sind sogar am nächsten Tag noch einmal den gleichen Weg gegangen und haben alles abgesucht, aber der Stein blieb verschwunden. Ich habe diesen Bernstein niemals ganz vergessen. Jedes Mal in all den Jahren, wenn ich an der Nordspitze war, habe ich mich dabei erwischt, dass ichnach ihm suchte. Das ist albern, ich weiß.“
    „Aber du willst mir jetzt nicht erzählen, dass ich dann so viele Jahre später deinen Bernstein gefunden habe?“, fragte Finn zweifelnd und schmunzelte leicht.
    Kira zuckte mit den Schultern. „Ich war noch so klein, Finn. Ich kann mich eigentlich nur noch daran erinnern, dass mein Stein zwei kleine schwarze Flecken hatte, die man nicht wegwischen konnte.“ Sie lachte kurz auf. „Ich kann dir heute auch nicht mehr sagen, ob er wie ein Herz geformt war. Ich weiß nur noch, dass er flach in meiner Hand lag und es sich herrlich anfühlte, wenn ich die Finger darüber schloss. Aber es soll ja die verrücktesten Zufälle im Leben geben.“
    „Dann könnte dies also tatsächlich dein Bernstein sein“, stellte Finn verblüfft fest.
    „Selbst wenn es derselbe Stein sein sollte, so oder so ist es jetzt unser Stein, Finn.“ Sie lächelte, und wieder löste sich eine einzelne Träne aus ihren Wimpern. Während Finn ihr tief in die Augen sah, legte er Kira das Schmuckstück um. Dann ließ er seinen Mund kurz über ihre vollen Lippen gleiten. „Ich liebe dich wie verrückt“, flüsterte er, und sein heißer Atem war wie ein zärtliches Streicheln.
    „Ich liebe dich auch“, hauchte sie, und noch einmal strichen ihre Fingerspitzen über das Bernsteinherz, das sich jetzt warm und glatt an den Ansatz ihres Busens schmiegte.
    „Darf ich daraus schließen, dass du nie wieder das Bedürfnis haben wirst, geschnetzelten Wachhund in Machosoße zu servieren, Süße?“, fragte er verschmitzt.
    „Das kann ich nicht versprechen“, antwortete sie und küsste ihn zärtlich. „So ein gemeinsames Leben kann ja sehr lang sein.“
    Schließlich griff Finn nach ihrer Hand. „Wo wir gerade beim Thema sind … gleich ist es Mitternacht. Dein Vater wird also jede Minute die bevorstehende Hochzeit seiner einzigen Tochter mit
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