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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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war. „Das muss sicherlich genäht werden“, konstatierte sie. „Setz dich da hin, ich werde dich erst mal verbinden. Es blutet nicht mehr ganz so stark.“
    „Das Salzwasser“, sagte er. „Das unfreiwillige Bad in der Ostsee war für diesen Kratzer vielleicht gar nicht mal so schlecht. Hmm, das wird wohl eine weitere Narbe geben.“
    „Ja.“ Ihr Blick hob sich, und sie sah ihm kurz ins Gesicht. Dann steckte sie entschlossen die Wolldecke, so gut es eben ging, über ihrem Busen fest, damit sie beide Hände frei hatte, und öffnete den Erste-Hilfe-Kasten. Mit angestrengter Miene konzentrierte sie sich schließlich auf ihre Aufgabe. Vorsichtig säuberte sie die Wundränder und bedeckte danach den Schnitt mit einigen keimfreien Kompressen, die sie mit mehreren Pflasterstreifen an den Seiten befestigte. Zum Schluss brachte sie noch einen schützenden Verband an. Dabei musste sie immer wieder die Arme um seine Mitte legen.
    „Ist ganz nett, wenn du mich so bemutterst, Kira“, sagte er und grinste zu ihr herunter.
    Sie reagierte nicht darauf und fixierte die Enden des Verbandmulls. „Du solltest auch deine Jeans ausziehen, Finn, sie ist klatschnass. Du wirst dich noch erkälten. Ähm … ich schenk uns mal den Tee ein.“
    Während Kira sich weiter um den Tee kümmerte, zog Finn noch ein paar Schubladen und Schränke auf und fand schließlich einen kleinen Stapel Freizeitklamotten. Die Auswahl bestand in erster Linie aus Jogginghosen, dicken Strümpfen und Pullovern, also genau das, was sie in ihrer Situation auch gebrauchen konnten. Finn musste schmunzeln, als Kira sich ineine viel zu weite Jogginghose hüllte und dankbar ein paar dicke Wollsocken über ihre eiskalten Füße streifte. Einige Minuten später waren sie beide warm eingepackt, saßen auf der Eckbank und tranken gesüßten starken und heißen Tee, der sie nun auch von innen wärmte. Sie sprachen noch immer nicht ernsthaft miteinander, aber dann trafen sich plötzlich ihre Blicke über den Rand der Teetassen hinweg, und Kira stieß unerwartet ein heftiges Schluchzen aus.
    Finn war sofort bei ihr und riss sie in seine Arme. „Es ist gut“, flüsterte er in ihre feuchten Haare. „Alles ist wieder gut, Liebling. Es ist vorbei.“ Er ließ sie eine Weile weinen, dann beruhigte sie sich wieder.
    „Er hat mir dieses schreckliche Kleid angezogen, während ich bewusstlos war, Finn!“
    „Ja.“
    „Er hat auch die Briefe geschrieben, er hat es mir gestanden.“
    „Torben hat die Briefe an deinen Vater geschrieben?“
    „Ja, das hat er getan. Er wollte damit erreichen, dass mein Vater mich auf die Insel schickt, damit ich in Sicherheit bin.“ Sie stieß ein bitteres Lachen aus. „Er kannte uns zu gut, meinen Vater und mich.“
    „Hmm, er hat also darauf spekuliert, dass du nach Sameland kommst. Sein Plan ging ja auch zunächst auf.“
    Kira nickte. „Aber er hat nicht mit dir gerechnet.“
    „Nein, das hat er wohl nicht“, erwiderte er grimmig.
    „Und als er begriffen hat, dass ich ihn niemals lieben werde, wollte er, dass ich mit ihm auf seinem Kutter sterbe.“
    „Ich weiß, Liebes. Die Situation war eindeutig.“
    „Ich …“
    „Hat er dir sonst …“, der Rest seines Satzes blieb in der Luft hängen. Sie verstand sofort, weshalb er sich mit dieser Frage so quälte.
    „Nein, Finn! Nein, das hat er nicht getan.“
    Er schloss kurz die Augen und drückte sie noch einmal fest an sich.
    „Oh Finn, ich hätte nicht weglaufen dürfen! Ich hätte dirvertrauen müssen.“
    „Ja, das wäre für uns alle wohl weit weniger aufreibend gewesen.“ Sein Lächeln und seine Nähe schickten endlich die ersehnte Wärme durch ihren Körper.
    Sie hob ihren Kopf und drückte ihm kurz ihre Lippen auf den Mund. „Verzeihst du mir?“
    „Da gibt es nichts zu verzeihen.“ Seine Stimme war rau, und seine dunklen Augen fixierten ihren Blick – und weil er in dieser Sekunde nichts lieber getan hätte, als ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte, presste er ungestüm seinen Mund auf ihre Lippen.
    Zwanzig Minuten später erreichten sie Sameland.
    Der umsichtige Dr. Sander hatte sich bereitgehalten und nahm sie in Empfang. Nachdem Magda Quint versorgt war, hatte er seine Tasche geschnappt und sich einfach auf eine der Bänke am Hafen gesetzt und abgewartet, ob er vielleicht noch einmal gebraucht wurde. Seinen Beruf hatte Dr. Henry Sander immer schon sehr ernst genommen.
    Sobald er das Boot kommen sah, erhob er sich und half den beiden jüngeren Männern beim
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