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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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was passiert war.«
    Johanna lehnte sich zurück. »Fassen wir also zusammen: Lange kommt
abends nach Hause, lässt sich eine Pizza kommen, isst, schluckt zwischendurch
oder anschließend eine Überdosis der Droge, tickt kurz danach ab und …«
    »Ja, die Fakten lassen genau diese Schlussfolgerung zu – absurd,
aber wahr«, ergriff Nowak wieder das Wort. »Wenn Sie bei Ihren Ermittlungen auf
neue Erkenntnisse oder Erklärungen für Langes Verhalten stoßen, würde ich mich
freuen, davon zu erfahren – wobei freuen, das ist mir klar, unter Umständen der
falsche Ausdruck ist.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Wenige Minuten später verabschiedete Johanna sich von der Kollegin,
um ins BKA nach Treptow zurückzukehren.
    Eine erschreckende Selbsttötung, für die sich jedoch im
Nachhinein durchaus überzeugende Motive fanden, und eine auf den ersten Blick
unerklärbare Drogeneinnahme, die den Suizid ausgelöst hatte – so fasste Johanna
das dürftige Ergebnis ihres ersten Gesprächs zu den Berliner Opfern zusammen.
Damit konnte sie den bisherigen Erkenntnissen nichts Neues hinzufügen. Dass sie
Langes Selbsttötungsabsicht bezweifelte war keine Erkenntnis, sondern eine
Vermutung, für die es im Moment keinerlei Beweise gab.
    Staatsanwalt Robert Scheidner war nicht zu erreichen, aber der
Gerichtsmediziner Dr. Mohl war zu einer telefonischen Besprechung bereit.
Er erläuterte Johanna kurz nach deren Rückkehr ins Büro, dass Badesalz eine
Teufelsdroge sei, deren Wirkung sich überaus schnell entfalte, und Langes Dosis
ausgereicht hätte, sechs Leuten einen stundenlangen Horrortrip zu verschaffen.
    »Dieser Trip ist so höllisch, dass die Betroffenen häufig nur noch
einen Ausweg sehen: Suizid, und zwar in einer höchst gewalttätigen Form«,
beschrieb er die Wirkung. In der Szene kursiere Badesalz auch unter Ivory Wave,
Lava Red, Cloud 9, Magic, M-Cat, Meow oder Mephe, führte Mohl weiter aus.
Die Zusammensetzung der Designerdroge könne ohne große Mühe im Labor geändert
werden, sodass das Betäubungsmittelverbot nicht mehr greife. Zurzeit
entwickelten Forscher einen Schnelltest, mit dem der Wirkstoff Mephedron
unkompliziert und zügig nachweisbar sein würde.
    »Könnte der Kollege es eigentlich unbewusst geschluckt haben?«,
griff Johanna Katryna Nowaks Gedanken auf.
    »Tja … die meisten Konsumenten schniefen es fein gehackt oder
rauchen es in speziellen Glaspfeifen. Manche spritzen es sogar, wieder andere
bevorzugen die orale Variante – dazu wickelt man die Substanz in ein Stück
Zigarettenpapier oder Ähnliches. So dürfte Lange es auch gemacht haben, und
wenn Sie mich fragen, haftet dem nichts Unabsichtliches oder Zufälliges an.«
Mohls Tonfall ließ vermuten, dass er sich über Johannas Frage amüsierte.
    »Und wenn einem jemand was Böses will?«
    Eine Weile blieb es still am anderen Ende.
    »Rein theoretisch«, fügte Johanna schließlich hinzu.
    »Kommissarin Krass, rein theoretisch ist so ziemlich alles möglich,
fragt sich nur, wie realistisch die einzelnen Annahmen sind.«
    »Aha.« Johanna gab sich keine Mühe, den ironischen Unterton zu
verschleiern.
    »Ich denke, man muss eher davon ausgehen, dass der Kollege in
Probierlaune war und keinen Gedanken an die Konsequenzen verschwendete oder
bezüglich der Dosierung einen gravierenden Fehler machte«, erörterte Dr. Mohl
kühl.
    »Hm. Ein Junkie war er aber eindeutig nicht.«
    »Darin stimme ich Ihnen zu, aber wenn theoretisch alles möglich ist,
dürfen Sie nicht ausschließen, dass Lange schlicht eine große Dummheit begangen
hat. Diese Gefahr besteht immer, bei jedem.«
    Wie wahr. »Ich gebe zu, dass der Gedanke was hat, Doktor. Ich stoße
Tag für Tag auf Beispiele, die das untermauern, aber mich beschäftigt noch ein
anderer Aspekt«, wandte Johanna unbeirrt ein. »Sind Langes Verletzungen
hundertprozentig auf seine Selbstzerstörung zurückzuführen? Oder anders
gefragt: Wären Spuren einer körperlichen Auseinandersetzung, die er kurz vor
der Drogeneinnahme mit wem auch immer gehabt hätte, überhaupt festzustellen
gewesen?«
    »Wahrscheinlich nicht«, entgegnete Mohl zögernd. »Er hat sich tiefe
Schnittwunden am gesamten Körper zugefügt, auch im Gesicht. Er hat seine
Einrichtung demoliert und sich dabei verletzt. Ich könnte nicht
hundertprozentig ausschließen, dass die eine oder andere Druckstelle oder ein
blauer Fleck unter Umständen von Handgreiflichkeiten mit einer anderen Person
herrührten. Zweifelsfrei fest steht jedoch, dass
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