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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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schockierter waren
alle. Und diese Badesalznummer, also nee …« Sie runzelte die Stirn. »Bernd hat
bei einer Party mal ganz gern was getrunken oder auch mal eine geraucht. Und
ich denke, das eine oder andere Gramm Cannabis dürfte er in seiner Jugend
konsumiert haben, aber der Mann galt als völlig clean – was auch von der
Rechtsmedizin bestätigt wird. Es fanden sich keine Spuren eines längeren
Drogenmissbrauchs oder Hinweise auf weitere Drogen, welcher Art auch immer, in
seiner Wohnung. Wie es aussieht, hat er einmalig Badesalz eingeworfen
beziehungsweise geschluckt.«
    »Ist das üblich?«
    »Man kann das Zeug auch schniefen wie Kokain oder rauchen.«
    »Haben Sie feststellen können, wo er es herhatte?«
    »Nein. Falls er es sich übers Internet bestellt hat oder
entsprechende Kontakte nutzte, war er geschickt genug, keine Spuren zu
hinterlassen. Es ist allerdings auch nicht besonders schwer, da ranzukommen,
schon gar nicht für einen Polizisten«, erläuterte Nowak. »Die gerade in der
letzten Zeit kursierenden Meldungen über die Gefährlichkeit der Droge, die
unter verschiedenen Namen bekannt ist und weltweit bereits mehrere Todesopfer
gefordert beziehungsweise aufgrund der Horrortrips Suizide der übelsten Sorte
provoziert hat, haben den Handel nicht einbrechen lassen. Bei manchen gilt so
was perverserweise als zusätzlicher Kick. Das muss man sich mal vorstellen!«
Sie schüttelte empört den Kopf.
    »Der Ausdruck Badesalz leitet sich übrigens davon ab, dass die
Drogen in Tütchen verkauft werden, die mit dem Zusatz ›Duftpulver‹ oder
›Badezusatz, nicht zum Verzehr geeignet‹ versehen sind. Erschwerend für die
Behörden kommt hinzu, dass bunte Mixturen im Umlauf sind und lediglich die
Substanz Mephedron bislang bei uns verboten ist.« Nowak brach ab und biss sich
auf die Unterlippe.
    »Alle, die mit Lange zu tun hatten und ihn näher kannten, betonen,
dass sie sich nicht erklären können, warum er das Zeug genommen hat«, setzte
sie ihren Bericht fort. »Er hätte nicht mit seiner Gesundheit, geschweige denn
seinem Leben gespielt, und natürlich war ihm die Gefährlichkeit des Zeugs
bewusst. Es ging ihm gut, sogar bestens. Wenn es nicht so absurd klänge – bitte
zitieren Sie mich nicht! –, würde ich glatt darauf tippen, dass er das Zeug aus
Versehen geschluckt hat.«
    »Oder dazu gezwungen wurde?«
    Nowak spitzte die Lippen. »Interessanter Gedanke.«
    »Sind die Nachbarn nach Auffälligkeiten befragt worden?«, fuhr
Johanna fort. »Vielleicht hat Bernd Lange Besuch bekommen, womöglich zu einem
Zeitpunkt, als er selbst noch gar nicht zu Hause war.«
    Nowak nickte langsam. »Ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Wir haben
die Hausbewohner natürlich nach ungewöhnlichen Vorgängen befragt, sogar
mehrfach und eindringlich, aber aufgefallen ist niemandem etwas, bis Lange zu
randalieren anfing. Allerdings waren viele entweder im Urlaub oder sonst wie
aushäusig, und die sichergestellten Fingerabdrücke brachten auch keine
weiterführenden Erkenntnisse.«
    Johanna rief sich den Bericht der Rechtsmedizin in Erinnerung. War
es zumindest ein theoretisch denkbarer Ansatz, dass sich jemand Zutritt zu
Langes Wohnung verschafft und ihn gezwungen hatte, die Droge zu schlucken? Die
massiven Schnittwunden, die der Beamte sich am ganzen Körper beigebracht hatte,
konnten andere Spuren von Gewalteinwirkung überdeckt haben, aber diesbezüglich
fanden sich keine Hinweise im Bericht. Oder war es möglich, dass ihm jemand die
Droge unters Essen gemischt hatte?
    »Im Bericht ist vermerkt, dass Lange kurz vorher noch Pizza gegessen
hat«, griff Johanna den Gedanken auf.
    »Ja, eine gute Stunde vorher hat er sich eine Pizza vom Bringdienst
liefern lassen«, erläuterte Katryna weiter. »Viel Appetit hatte er aber nicht,
denn mehr als die Hälfte war noch übrig. Wir haben die Reste untersuchen
lassen: nichts. In seinem Magen befand sich jedoch neben der Pizza sowie
einigen Keksen und Kaffee die Droge in einer Dosis, die einen Elefanten
niedergestreckt hätte, wie sich Doktor Mohl, der Rechtsmediziner, äußerte. Wir
haben selbstverständlich den Pizzaladen sowie die Angestellten durchleuchtet
und auch mit dem Mann gesprochen, der sie geliefert hat. Der Bote beschrieb
Lange zum Zeitpunkt der Lieferung als völlig normal; er selbst ist dort seit
zwei Jahren als Aushilfsjobber beschäftigt, gilt als zuverlässig und ist ein
völlig unbeschriebenes Blatt. Der ist fast hinten übergekippt, als wir ihm
andeuteten,
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