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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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Fauchen seiner Brühmaschine mit einem
letzten lang gezogenen Zischen erstarb, um ihre Tassen und eine Schale mit
Gebäck zu servieren.
    »Danke. Kommen wir zur Sache, Reinders«, sagte Johanna salopp. »Sie
wissen so in etwa, worum es geht …«
    »Nicht nur in etwa«, versicherte Jürgen Reinders eilig und gab sich
Mühe, seine Empörung zu kaschieren. Johanna hätte jede Wette gehalten, dass ihm
allein schon ihre einleitenden Worte auf die Nerven gingen.
    »Und ich denke, Sie haben sich umsonst herbemüht.« Er hob die Hände.
»Ich will nicht unhöflich sein oder vorgreifen, aber die von Ihrem Vorgesetzten
angesprochenen Fälle sind völlig eindeutig. Nicht das Geringste weist auf
Fremdverschulden hin und …«
    »… und dennoch werde ich einen zweiten Blick werfen, Kollege«,
gab Johanna lässig zurück. »Genau darum bin ich nämlich hier.«
    »Ja, ich weiß, nur –«
    »Reinders, wir verzeichnen seit Mai in Niedersachsen und Berlin fünf
tote Polizisten, Suizide in letzter Konsequenz – den letzten gab es in Peine,
er liegt erst zehn Tage zurück –, und das BKA sieht es als seine Aufgabe an, noch einmal sehr genau hinzugucken, zumal es
Parallelen gibt, was die Wahl der Mittel angeht«, fiel Johanna ihm energisch
ins Wort. »Sollte nur der Hauch eines Zweifels daran bestehen, dass die Beamten
aus eigenem Entschluss aus dem Leben schieden beziehungsweise die Überdosis
einer brandgefährlichen Droge einnahmen, dann müssen wir handeln, und zwar
schnell. Und damit meine ich: so richtig schnell.«
    »Das habe ich schon verstanden, Kommissarin Krass, nur diesen
Zweifel gibt es nicht, und auch nicht den Hauch, zumindest nicht, was unsere
Fälle angeht«, blieb Reinders bei seinem Standpunkt. Er verschränkte die Arme
vor der Brust und hob unmerklich das Kinn. »Der Wolfsburger Kollege Günther
Ansdorf hat Ende Juli eine Überdosis Badesalz geschluckt …«
    »So einen Fall hatten wir in Berlin auch.«
    »Das hat Udo Samthof mir bereits erörtert. Damit erschöpfen sich
aber auch schon die Übereinstimmungen, und Suizide nach der Einnahme von
Badesalz gibt es weltweit, noch dazu nach einer Überdosis«, entgegnete Reinders
mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. »Unsere Kollegin Ulrike Huhlmann, die
übrigens in Wolfsburg wohnte, aber bei der Braunschweiger Polizei arbeitete,
ist Anfang August von einer Fußgängerbrücke über der Schnellstraße in Richtung
Braunschweig direkt vor ein Auto gesprungen – kurz vor der Ausfahrt Detmerode
und Westhagen. Und der Beamte aus Peine hat sich aus einem Hochhausfenster
gestürzt. Als suizidgefährdet oder drogenabhängig galt zwar keiner der drei
Polizisten, aber das muss gar nichts heißen, wie Sie wissen … Tragische
Selbsttötungen, die auf den ersten Blick unerklärbar scheinen, und der Wunsch,
sich zu betäuben, völlig abzuschalten, kommen gerade unter Polizisten immer
wieder vor – unser Beruf ist mit großen Belastungen verbunden, das muss ich
Ihnen kaum erklären. Darüber hinaus halten sich die Ähnlichkeiten der Fälle in
Grenzen, und es gibt nicht mal den kleinsten Hinweis, dass da jemand
nachgeholfen hätte.«
    »Ich bin über die Aktenlage ganz gut im Bilde, Reinders, und ich
hoffe, Sie haben recht«, erklärte Johanna. »Dennoch: Im Gegensatz zu Ihnen bin
ich vom Tagesgeschäft befreit und habe die Möglichkeit, in aller Ruhe die Akten
zu studieren, die fünf Fälle eingehend miteinander zu vergleichen, alle
möglichen Fragen zu stellen, ein paar Gespräche zu führen und so weiter und so fort.«
    »Und so weiter und so fort«, murmelte Reinders. Es klang, als
schwante ihm Schreckliches.
    Johanna wappnete sich innerlich. Der Einstieg beim Wolfsburger
Beamten war zäher, als sie befürchtet hatte. Wenn die Kollegen in Peine und
Braunschweig genauso drauf waren, verbrächte sie die Hälfte der Zeit mit
endlosen Diskussionen und absurden Rechtfertigungsmanövern … und das Ganze nur,
weil die Befürchtung im Raum stand, dass die BKA -Frau
zu anderen Ergebnissen kommen und damit die korrekte Vorgehensweise der
örtlichen Polizei in Zweifel ziehen könnte.
    Reinders starrte sie einen Moment finster an, dann öffnete er eine
Schreibtischschublade und reichte ihr eine Visitenkarte. »Na schön. Kommissar
Luca Mareni hat in beiden Wolfsburger Fällen die Ermittlungen geleitet. Er ist
allerdings heute nicht im Dienst. Am besten, Sie rufen ihn auf dem Handy an.
Und was den Peiner Fall betrifft, so müssen Sie Einzelheiten dort –«
    »Das werde ich.
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