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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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doch
zustimmend nach.
    »Umso besser.«
    Johanna erörterte die Ausgangssituation. Kurz darauf wurde das Essen
serviert, und eine Weile herrschte das, was Großmutter Käthe immer als
gefräßige Stille bezeichnet hatte. Johanna konnte nicht sagen, was ihr besser
schmeckte: Wurst oder Soße. Sie trank einen Schluck von ihrem alkoholfreien
Bier und seufzte wohlig. »Wirklich sehr lecker.«
    Mareni stimmte ihr zu.
    »Erzählen Sie einfach mal«, forderte sie den jungen Kommissar
schließlich auf.
    »Beide Fälle sind tragisch, und so eindeutig sie auch scheinen
mögen, was die reinen Fakten angeht …« Er schüttelte den Kopf. »Niemand, der
mit den Kollegen zu tun hatte, versteht, was in den beiden vorgegangen ist,
oder hat auch nur einen blassen Schimmer, was der Auslöser für ihr Handeln
gewesen sein könnte. Günther Ansdorf war fünfzig, verheiratet – eine ganz
normale Ehe, ohne die mehr als üblichen Eheprobleme –, hatte zwei erwachsene
Kinder, die ihm viel Freude machten, war Vorsitzender im Kegelverein und Fan
der Wölfe …« Der Kommissar unterbrach und sah sie kurz prüfend an. »Ich meine
unsere Fußballer vom V f L .«
    »Ist mir klar.«
    Mareni nickte zufrieden. »Ein sympathischer Kollege, nicht der
fleißigste und mutigste, aber zuverlässig und hilfsbereit. Was der mit einer
Droge wie Badesalz wollte, ist mir unbegreiflich.«
    Johanna schob ihren blankgeputzten Teller zurück. »Gab es bei ihm je
ein Drogen- beziehungsweise Suchtproblem?«
    »Na ja – Günther hat ganz gern einen getrunken, bei Feten auch mal
über ein vernünftiges Maß hinaus, und früher hat er gequalmt wie ein Schlot,
aber ansonsten … Nein. Ich war nicht eng mit ihm befreundet, aber ich kannte
ihn seit ungefähr sieben Jahren. Glauben Sie mir, wir waren alle ziemlich
perplex. Reinders meinte abschließend, dass Menschen nun mal unberechenbar sind …«
    Ja, und manchmal ziemlich bescheuert, dachte Johanna. »Wie genau hat
er sich umgebracht?«
    Mareni zerknüllte seine Serviette. »Er hat sich mit einer
Rasierklinge aufgeschlitzt und ist innerhalb kürzester Zeit verblutet. Meinen
Recherchen nach war sein Verhalten nicht unüblich: Horrortrip der übelsten
Sorte. Der Rechtsmediziner meinte, er hätte Stoff für drei intus gehabt.«
    Johanna nickte nachdenklich. »Genauso ist es bei unserem Berliner
Kollegen auch abgelaufen. War Ansdorf allein zu Hause?«
    »Ja. Seine Frau hatte einen Termin. Die Kinder wohnen nicht mehr zu
Hause. Niemand hat gesehen, ob er Besuch hatte, und die Spusi konnte nichts
feststellen, was auf Fremdeinwirken hinwies. Es war nur gruselig … Alles voller
Blut.«
    »Wie hat er das Zeug zu sich genommen?«
    »Er hat es geschluckt.«
    Johanna atmete tief durch. Die Currywurst lag ihr ganz schön schwer
im Magen. »Irgendwelche besonderen Fälle, an denen er in letzter Zeit
mitgearbeitet hat und die Ihnen jetzt zu denken geben?«
    Luca Mareni überlegte nur kurz. »Nein, alles wie immer – Einbruch
und Brandstiftung, schwere Körperverletzung, Mordversuch und Ähnliches. Wir
waren zwar nur hin und wieder in einem Team, doch soweit ich das beurteilen
kann und bei den Kollegen erfragt habe, gab es keine Abweichungen in seinem
Verhalten oder Ermittlungen, die ihm besonders zu schaffen machten.«
    Eine Weile schwiegen sie.
    »Okay, so weit erst mal dazu. Und was haben Sie zu Ulrike
Huhlmann?«, fuhr Johanna fort.
    »Genauso wenig. Sie ist am späten Abend von der Fußgängerbrücke in
Höhe Detmerode auf die Braunschweiger Straße gesprungen und von einem Wagen
erfasst worden. Sie war sofort tot. Keinerlei Hinweise, dass jemand in ihrer
Nähe war, keine Abwehrverletzungen, nichts … Sie wohnte in Detmerode und ging
dort öfter nach ihrem Dienst spazieren oder joggen, versicherte uns ihr Freund,
der zur Tatzeit nicht in Wolfsburg war.«
    »Alibi?«
    »Und ob – der arbeitet beim NDR -Hörfunk
und hatte nachweislich in Hannover zu tun.«
    »Beziehungsprobleme?«
    »Nicht mal ansatzweise. Die beiden waren seit zwei oder drei Jahren
zusammen und wollten in absehbarer Zeit heiraten, Häuschen bauen …«, entgegnete
Luca Mareni prompt. »Das klang für mich alles sehr überzeugend. In ihrem Team
bei den Braunschweiger Kollegen gab es hin und wieder mal Ärger, allerdings
nichts Weltbewegendes – Huhlmann war manchmal etwas streitlustig, aber dennoch
anerkannt, hat man mir gesagt. Sie galt als psychisch stabil, auch wenn ihr
Fälle zwischendurch richtig an die Nieren gingen – aber das ist ja wohl
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