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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden
Autoren: Jeffrey Archer
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als den neuen St. George bejubeln, nachdem Sie endlich Ihren persönlichen Drachen getötet haben«, sagte Irvine und befestigte einen Anzeiger an einer der Sauerstoffflaschen.
    »Ich erinnere mich gar nicht, dass St. George sich auf Sauerstoffflaschen verlassen musste, als er den Drachen erschlug.«
    »Wenn Hinks damals schon etwas zu sagen gehabt hätte«, sagte Irvine, »wäre St. George nicht einmal die Benutzung eines Schwertes gestattet worden. ›Das ist gegen den Geist des Amateur-Kodex, Sie wissen schon, alter Knabe‹«, fügte er hinzu und strich sich über einen imaginären Schnurrbart. »›Sie müssen das verdammte Biest mit bloßen Händen erwürgen.‹«
    George lachte über Irvines glaubhafte Nachahmung des RGS-Sekretärs. »Ich muss wissen, ob Ihre verflixten Sauerstoffflaschen morgen früh um vier fertig und einsatzbereit sind. Andernfalls schicke ich Sie zurück zum Nordsattel und bitte Odell, Ihren Platz einzunehmen.«
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Irvine. »Alle vier befinden sich in perfektem Zustand, womit wir mehr als genug Sauerstoff haben sollten, es sei denn, Sie wollen mehr als acht Stunden für die lächerlichen sechshundert Meter hin und zurück brauchen.«
    »Sie werden schon bald herausfinden, wie sich diese lächerlichen sechshundert Meter anfühlen, junger Mann. Und ich hätte eine verdammt bessere Chance, es zu schaffen, wenn Sie jetzt endlich wieder schlafen würden, damit ich diesen Brief an meine Frau beenden kann.«
    »Sie schreiben jeden Tag an Mrs Mallory, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte George. »Und wenn Sie so viel Glück haben, jemanden nur halb so Außergewöhnliches zu finden, werden Sie genau das Gleiche empfinden.«
    »Ich denke, das habe ich bereits«, sagte Irvine und legte sich wieder hin. »Aber leider habe ich vergessen, es ihr vor der Abfahrt zu sagen, so dass ich mir absolut nicht sicher bin, ob sie weiß, was ich für sie empfinde.«
    »Sie wird es wissen«, sagte George, »glauben Sie mir. Doch falls Sie Zweifel haben, können Sie ihr jederzeit ein paar Zeilen schicken – vorausgesetzt, man verwendet Schreiben in Oxford noch als Kommunikationsmittel.«
    George wartete auf einen bissigen Gegenschlag, doch es kam nichts, da der Bursche bereits wieder in einen tiefen Schlummer gefallen war. George lächelte und setzte seinen Brief an Ruth fort.
    Nachdem er zitternd Dein Dich liebender Mann, George daruntergesetzt und den Umschlag versiegelt hatte, las er Grays Klagelied, geschrieben auf einem Dorfkirchhof , ehe er endlich die Kerze ausblies und in den Schlaf sank.
    Sonntag, 8. Juni 1924
    »Soll ich Ihnen den Schal abnehmen, Kamerad?«, fragte Odell.
    »Ja, bitte«, sagte Norton.
    Behutsam hob Odell den Seidenschal von Nortons Gesicht.
    »O Jesus, ich kann immer noch nichts sehen«, sagte Norton.
    »Keine Panik«, sagte Somervell. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass es nach einem Anfall von Schneeblindheit zwei oder drei Tage dauert, bis sich die Augen wieder zu erholen beginnen. Wir gehen ohnehin nirgendwo hin, ehe Mallory nicht wieder unten ist.«
    »Ich sorge mich nicht um das Unten, sondern das Oben«, schnauzte Norton. »Odell, ich möchte, dass Sie ins Lager VI hochgehen und ein Glas Kraftbrühe und einen Vorrat an Kendal Mint Cake mitnehmen, denn Sie können sicher sein, dass Mallory irgendetwas vergessen hat.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte Odell. Er spähte aus dem Zelt. »Ich habe allerdings schon besseres Bergsteigerwetter gesehen.«
    ***
    George wachte kurz nach vier auf und stellte fest, dass Irvine bereits das Frühstück zubereitete.
    »Was steht an unserem Aufstiegstag auf dem Speisezettel?«, fragte er, während er den Kopf aus dem Zelt steckte, um nach dem Wetter zu sehen. Obwohl er von einem Schwall kalter Luft getroffen wurde, die seine Ohren zum Kribbeln brachte, zauberte der Anblick ein Lächeln auf sein Gesicht.
    »Makkaroni mit Sardinen«, erwiderte Irvine.
    »Eine interessante Kombination«, sagte George. »Aber ich habe das Gefühl, sie wird es nicht in die nächste Auflage von Mrs Beetons Kochbuch schaffen.«
    »Ich hätte Ihnen vielleicht eine etwas größere Auswahl anbieten können«, grinste Irvine, »wenn Sie daran gedacht hätten, Ihre Ration mit einzupacken.«
    »Bitte verzeihen Sie mir«, sagte George. »Mea culpa.«
    »Das ist mir schnurz«, sagte Irvine, »denn offen gestanden bin ich viel zu aufgeregt, um auch nur ans Essen zu denken.« Er zog eine alte Fliegerjacke an, nicht unähnlich derjenigen, die Georges
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