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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden
Autoren: Jeffrey Archer
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Sie Geschichte geschrieben haben«, sagte George. »Sie halten im Moment den Höhenrekord. Ich kann es kaum erwarten, Finchs Gesicht zu sehen, wenn ich es ihm erzähle.«
    »Nett von Ihnen, das zu sagen«, sagte Norton, »aber Finch wäre der Erste, der mich daran erinnern würde, dass ich ihm hätte zuhören und der Verwendung von Sauerstoff hätte zustimmen sollen.« Er hielt inne, ehe er hinzufügte: »Wenn sich das Wetter hält, erwarte ich, nicht mehr als eine Fußnote der Geschichte zu sein, denn, wenn Sie mir dieses Klischee verzeihen mögen, mein Freund, der Weg ist Ihnen vorbestimmt.«
    George lächelte, sagte aber nichts.
    Somervell fügte hinzu: »Ich schließe mich Norton an. Offen gesagt, das Beste, was Sie, Odell und Irvine tun können, ist, für einen guten Nachtschlaf zu sorgen.«
    George nickte, und obwohl sie alle seit drei Monaten zusammen waren, schüttelte er beiden Männern die Hand. Dann zog er sich in sein eigenes Zelt zurück, um zu versuchen, sich etwas von diesem guten Nachtschlaf zu sichern.
    Er hätte es vielleicht sogar geschafft, wenn ihm nicht ständig eine von Nortons Bemerkungen durch den Kopf gegangen wäre: Wenn sich das Wetter hält …

58
    Freitag, 6. Juni 1924
    Und dann waren’s nur noch drei.
    Lange vor Anbruch der Dämmerung stand George auf. Der Vollmond glitzerte auf dem Schnee, so dass er aussah wie ein Feld aus feingeschliffenen Diamanten. Obwohl die Temperatur –34 °C betrug, spürte er ein warmes Glühen und war zuversichtlich, dass sie Erfolg haben würden, selbst wenn er sich nicht darüber im Klaren war, wer dieses sie sein mochte.
    Musste er sich tatsächlich noch mit dem Sauerstoff abgeben, nachdem Norton und Somervell so nahe dran gewesen waren? Und hatte Odell nicht bewiesen, dass er sich besser an die Höhe angepasst hatte als alle anderen? Oder würde er erneut schlappmachen, sobald das ersehnte Ziel in greifbarer Nähe war? Würde Irvines Unerfahrenheit zu einer Belastung werden, sobald sie unbekanntes Terrain betraten? Oder war vielleicht seine Begeisterung, zusammen mit diesen verflixten Sauerstoffflaschen, das Einzige, was den Erfolg garantierte?
    »Guten Morgen, Sir«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    George drehte sich um und wurde von Irvines ansteckendem Grinsen begrüßt. »Guten Morgen, Sandy«, antwortete er. »Wollen wir frühstücken?«
    »Aber es ist erst fünf«, sagte Irvine und sah auf die Uhr. »Auf jeden Fall schläft Odell noch.«
    »Dann wecken Sie ihn auf«, sagte George. »Um sechs müssen wir schon unterwegs sein.«
    »Sechs?« sagte Irvine. »Aber bei der Einsatzbesprechung gestern sagten Sie, wir sollten um acht frühstücken, damit wir um neun aufbrechen können, weil Sie nicht länger als nötig auf einem Grat in 8230 Meter Höhe hocken wollen.«
    »Dann also halb sieben«, gab George nach. »Wenn Odell dann noch nicht aufgestanden ist, brechen wir ohne ihn auf. Und wenn Sie schon einmal dabei sind, junger Mann, warum machen Sie sich zur Abwechslung nicht einmal nützlich?«
    »Wie denn, Sir?«
    »Kümmern Sie sich um das Frühstück.«
    Das ansteckende Grinsen kehrte zurück. »Ich kann Ihnen Sardinen auf Keks, leicht angetoastet, anbieten, oder Sardinen ohne Gräten mit Rosinen oder die Spezialität des Zeltes, Sardinen mit …«
    »Machen Sie einfach«, sagte George.
    ***
    Am Morgen des 6. Juni verließen Mallory, Odell und Irvine, begleitet von fünf Sherpas, die Zelte, Ausrüstung und Proviant trugen, kurz nach halb acht den Nordsattel. Odell hatte das Frühstück verpasst, doch er beschwerte sich nicht. Guy Bullock war der Letzte, der George die Hand schüttelte, ehe sie aufbrachen. »Wir sehen uns in ein paar Tagen, alter Freund«, sagte er.
    »Ja. Halt die Ohren steif.«
    Wie Georges alter Hausvorsteher, Mr Irving – ob der wohl noch lebte? – immer gesagt hatte, man kann niemals zu früh anfangen, nur zu spät. George lief los wie ein Besessener, in einem Tempo, mit dem Irvine und Odell nur mühsam Schritt halten konnten.
    Misstrauisch spähte er immer wieder hinauf in den blauen Himmel und versuchte, die leiseste Andeutung von Wind, das Auftauchen eines vereinzelten Wolkenschleiers oder die erste Schneeflocke zu entdecken, die seinen besten Plan zunichte machen könnten, doch der Himmel blieb absolut ruhig und unberührt. Allerdings wusste George aus bitterer Erfahrung, dass diese besondere Lady ihre Meinung binnen eines Wimpernschlags ändern konnte. Auch seine zwei Begleiter behielt er sorgsam im Auge, um zu
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