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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden
Autoren: Jeffrey Archer
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Bruder Trafford getragen hatte, als er das letzte Mal im Urlaub The Holt einen Besuch abgestattet hatte. George wunderte sich, wo Irvine sie wohl herhaben mochte, denn er war viel zu jung, um im Krieg gedient zu haben.
    »Sie gehörte meinem Hausvorsteher«, erklärte Irvine, als er die Jacke zuknöpfte, und beantwortete Georges unausgesprochene Frage.
    »Hören Sie auf, mir ständig das Gefühl zu geben, ich wäre alt«, sagte George.
    Irvine lachte. »Während Sie frühstücken, mache ich Ihre Sauerstoffflaschen fertig.«
    »Ein paar Sardinen und eine kurze Nachricht an Odell, dann helfe ich Ihnen.«
    Draußen vor dem Zelt wurde Irvine von der Sonne geblendet, die von einem klaren blauen Himmel herunterschien.
    Sobald George die restlichen Sardinen gegessen und die Makkaroni ignoriert hatte, kritzelte er eine rasche Nachricht für Odell und legte sie auf seinen Schlafsack. Er würde darauf wetten, dass Odell heute zum Lager VI zurückkehren würde.
    George hatte mit vier Schichten Kleidung geschlafen, und jetzt fügte er noch eine dicke Wollweste sowie ein gewebtes Seidenhemd hinzu, gefolgt von einem Flanellhemd und noch einem weiteren aus Seide. Dann zog er eine Burberry-Jacke aus Baumwolle über, auch bekannt als Shackleton-Mantel, ehe er in eine weite Gabardinehose stieg. Er wickelte Cashmere-Gamaschen um seine Knöchel, zog die Stiefel an und schlüpfte in ein Paar Fäustlinge, die Ruth für ihn gestrickt hatte. Zum Schluss setzte er noch die lederne Fliegerkappe seines Bruders auf, ehe er das neueste Modell einer Schneebrille nahm, eine Spende von Finch. Er war froh, dass es hier keinen Spiegel gab, obwohl Chomolungma ihm zugestimmt hätte, dass er für eine Audienz bei Ihrer Majestät angemessen gekleidet war.
    George kroch aus dem Zelt zu Irvine, der ihm mit den beiden Sauerstoffflaschen half. Sobald sie auf seinen Rücken geschnallt waren, fragte George sich, ob das zusätzliche Gewicht sich nicht als nachteiliger erweisen würde als der Mangel an Sauerstoff. Doch er hatte seine Entscheidung getroffen, als er Odell zurückgeschickt hatte. Als letztes Ritual schmierten die beiden Männer einander Zinkoxid auf jede freie Hautstelle im Gesicht. Ehe sie sich an den Anstieg machten, blinzelten sie zum Gipfel empor, der so nah zu sein schien.
    »Seien Sie gewarnt«, sagte George, »sie ist eine Schlange. Je näher man ihr kommt, desto verführerischer wird sie, und heute Morgen führt sie uns sogar mit dem Zauber perfekten Wetters in Versuchung. Aber wie bei jeder anderen Frau ist es ihr Vorrecht, ihre Meinung zu ändern.« Er sah auf die Uhr. Sieben Minuten nach fünf. Er wäre lieber ein wenig früher aufgebrochen. »Kommen Sie, junger Mann«, sagte er. »Um mit den Worten meines geliebten Vaters zu sprechen: Es wird Zeit, unser Bestes zu geben.« Er schob sein Mundstück zurecht und drehte die Sauerstoffzufuhr auf.
    ***
    Wenn Hinks mich jetzt sehen könnte, dachte Odell, während er die letzten Meter zum Lager VI erklomm. Als er das Zelt erreichte, sank er auf die Knie und zog die Zeltklappe zurück. Er erblickte genau das Durcheinander, das man erwarten würde, nachdem zwei Kinder die Nacht in einem Baumhaus verbracht hatten: einen Teller unangerührter Makkaroni, eine leere Sardinenbüchse und einen Kompass, den George vergessen haben musste. Odell lachte leise, als er ins Zelt kroch und anfing aufzuräumen. Es wäre nicht Mallorys Zelt gewesen, wenn er nicht irgendetwas vergessen hätte.
    Odell legte gerade die Kraftbrühe und ein paar Riegel Kendal Mint Cake auf Georges Schlafsack, als er die zwei Umschläge entdeckte – einen adressiert an »Mrs George Mallory, The Holt, Godalming, Surrey, England«, den er in der Innentasche seiner Jacke verstaute, und einen, auf den sein eigener Name gekritzelt war. Er riss den Umschlag auf.
    Werter Odell,
    es tut uns schrecklich leid, solche Unordnung hinterlassen zu haben. Perfektes Wetter für den Aufstieg! Fangen Sie an, nach uns Ausschau zu halten, wie wir entweder das Felsband queren oder entlang der Gratschneide aufsteigen.
    Wir sehen uns morgen.
    Immer Ihr
    George
    Odell lächelte. Nachdem er sich ein zweites Mal vergewissert hatte, dass alles für die Rückkehr der Helden bereit war, kroch er rückwärts aus dem Zelt, stand auf und hob die Arme über den Kopf, während er zum höchsten Gipfel der Welt emporblickte. Das Wetter war so perfekt, dass er einen Moment sogar versucht war, den beiden zu folgen, da er jetzt doch einen gewissen Neid auf seine beiden
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