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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition)
Autoren: Lisa Fink
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Halswirbel. Erst knirschte es, bis die Knochen endlich auseinander knackten. 
     
    Zwei Stunden und sieben Minuten lang saß er in seinem Wagen und beobachtete das Haus. Von der Hauptstraße hatte er einen freien Blick auf die Hundehütte und die Haustür. Immer wieder sah er ungeduldig auf die Uhr.
    Zwölf nach drei trat Ben Biller aus der Tür und rief nach seinem Hund. „Lucky!“, rief er, immer wieder, immer lauter. Endlich ging er ums Haus herum. Er erstarrte, schlug sich die flache Hand auf den Mund und fiel vor dem abgetrennten Kopf auf die Knie, der vor der Hundehütte im Gras lag.
    Durch das Fernglas sah Jakob, wie die ausgestreckte Hand zitterte, mit der er den Schädel des Hundes berührte. Die Lippen formten ein ‚Lucky‘. Der Blick der aufgerissenen Augen folgte der Blutspur zur Hütte. Ben Biller musste den toten Körper darin liegen sehen, das Blut, das im Gras glänzte und den Boden der Hundehütte bedeckte. Zufrieden beobachtete Jakob, wie sich Biller auf die Hände gestützt die Seele aus dem Leib kotzte, direkt neben dem Kopf des Hundes.
    Knapp 1,90 Meter Arroganz waren zusammengeschrumpft auf einen erbärmlichen Haufen Elend.
    Er war gespannt, wie Ben Biller auf den nächsten Verlust reagieren würde.
     

3
    Seine Hände krampften sich um das Lenkrad. Schmerzen zogen durch seinen Kiefer, sein Magen war mit Reißzwecken gefüllt. Der saure Geschmack von Erbrochenen wollte nicht verschwinden, obwohl er die Zähne geputzt hatte und hektisch auf einem Kaugummi herumkaute.
    Die Straße, die anderen Verkehrsteilnehmer, die Häuser rechts und links verschwammen vor seinen Augen, wurden überlagert von diesem grauenhaften Anblick.
    Luckys gebrochene Augen schienen ihn durch die Windschutzscheibe anzustarren. Ben glaubte immer noch den metallischen Geruch des Blutes zu riechen, das Summen der Fliegen zu hören.
    Er wischte sich die Hände nacheinander an der Hose ab, doch das klebrige Gefühl blieb. Und das, obwohl er sie geschrubbt hatte. Mit der Handbürste hatte er Luckys Blut abgeschrubbt, bis die Haut feuerrot geworden war und gebrannt hatte.
    Wie konnte jemand so etwas tun? Lucky war der wunderbarste Hund der Welt gewesen, freundlich zu jedem. Nie hatte er Leute angebellt oder war gar aggressiv geworden.
    Ben rieb sich die Augen und blinzelte. Der blaue Golf vor ihm kam immer näher. Erst jetzt sah er die rote Ampel und die vielen Bremslichter. Er rammte seinen Fuß auf die Bremse. Ratternd kam der Wagen zum Stehen, keine zehn Zentimeter von der Stoßstange des Golfs entfernt, wie die Einparkhilfe energisch piepsend meldete.
    Er lehnte sich zurück und löste die zitternden Hände vom Lenkrad. Mit dem Hemdsärmel wischte er sich über die Augen. Er hätte Claudia absagen sollen. Aber die letzten paar hundert Meter würde er auch noch schaffen. Vielleicht würde es ihm helfen zu begreifen, was passiert war, wenn er mit jemandem darüber redete. Und ganz vielleicht konnte sie ihn ein wenig von seinem Verlust ablenken.
     
    Endlich erreichte er das Fünfparteienhaus, in dessen Dachg eschosswohnung Claudia residierte. Er parkte an der Straße und lehnte sich zurück. Die Abendsonne fiel durch die Frontscheibe schräg auf sein Gesicht. Im Rückspiegel sah er rotglänzende Augen mit dunklen Schatten darunter. Die war Haut fahl mit roten Flecken. Was für ein toller Kerl.
    Er zupfte seine Haare zurecht. Erschrocken drehte er den Kopf zur Seite. Schimmerten da silberne Fäden zwischen dem Braun oder lag das am Licht? Mit einem Seufzen rieb er sich die Augen und stieß energisch die Autotür auf.
    Mit zittrigen Knien ging er auf die Haustür zu und sah nach oben. Claudia stand hinter dem Küchenfenster blickte mit verschränkten Armen auf ihn herab. Sicher war sie wütend, weil er zu spät war. Über eine halbe Stunde.
    Er lief die zwei Treppen hoch und sperrte die Wohnungstür auf. „Claudia?“
    Keine Reaktion. Er fand sie in der Küche. An die Arbeitsplatte gelehnt starrte sie ihm entgegen. Sie trug einen schwarzen Rolli und eine Jeans. Kein Kleid, wie sie es sonst zu tragen pflegte, wenn sie zusammen ausgingen. Die hereinfallende Abendsonne ließ ihre blonden Haare glühen, ihr Gesicht lag im Schatten.
    Entschuldigend hob er die Hände. Sie war eindeutig wütend. „Sorry, dass ich zu spät bin. Jemand hat Lucky umgebracht. Ich ...“
    Sie schnitt ihm das Wort ab. „Gib mir meinen Schlüssel zurück.“ Eine Hand löste sich aus der Verschränkung vor ihrer Burst und streckte sich in seine
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