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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition)
Autoren: Lisa Fink
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lagerte sich jeder Tropfen ab einem gewissen Alter in der Körpermitte ab. Er war stolz darauf mit knapp vierzig immer noch eine athletische Figur zu haben.
    Sogar das leidige Rauchen hatte er sich abgewöhnt. Derartige Laster waren etwas für Schwächlinge.
    Doch heute war ihm das alles egal. Er fummelte die zerknautschte Zigarettenschachtel und das Feuerzeug aus der Brusttasche. G enüsslich zündete er sich eine Zigarette an und inhalierte. Die Augen geschlossen genoss er das einträchtige Wabern von Alkohol und Nikotin, das durch seinen Kopf zog.
    Ein Vibrieren auf Höhe seines Herzens ließ ihn innehalten, als er ein frisches Bier holen wollte. Er zog das Handy aus der Brusttasche. Claudia. „Hallo“, meldete er sich.
    „Hallo Liebling! Alles Gute zum Geburtstag!“, zwitscherte sie.
    „Danke. Ich werde langsam ein alter Knochen“, brummte er.
    Kurz hörte er nur das Rauschen der Verbindung. „Unsinn. Achtunddreißig ist doch kein Alter”, erwiderte sie fröhlich.
    „Du wirst dir bald einen Jüngeren suchen.“
    Sie lachte abgehackt. „So ein Quatsch.“
    „Sehen wir uns morgen?“ Sie wollten seinen Geburtstag noch im kleinen Rahmen bei einem Abendessen feiern.
    „Du meinst heute Abend? Es ist schon Samstag.“
    Er brummte zustimmend. Heute, morgen. War doch egal.
    „Holst du mich um sieben Uhr ab?“, fragte sie.
    „Geht klar. Bis Morgen.“ Er korrigierte sich. „Bis heute Abend dann.“
    „Trink nicht so viel.“
    „He. Was soll das denn heißen”, murrte er.
    Sie lachte kurz auf und beendete das Gespräch.
    Er schaltete das iPhone komplett aus und legte es beiseite. Seine Mailbox konnte sich um mögliche weitere Anrufe kümmern. Er wollte mit niemandem mehr reden.
    Leise, um Lucky nicht aufzuschrecken, tauschte er die leere Bierflasche gegen eine volle.
     
    Das Haus brütete in der Mittagssonne, als Ben von der Hütte zurückkam. Wenigstens würde kein Küken schlüpfen.
    Er entließ Lucky aus dem Kofferraum und leerte den Briefkasten. Zwischen der üblichen Werbung und diversen Rechnungen fand er ein weißes Kuvert, auf dem nur sein Name stand. Sein voller Name. Benjamin Biller. Eine Geburtstagskarte aus der Vergangenheit?
    Er klemmte die restliche Post unter den Arm und riss den Umschlag auf. Ein zweimal gefaltetes Blatt Papier befand sich darin. Neugierig klappte er es auf. In der Mitte der Seite prangte eine kurze Nachricht in Arial kursiv, Schriftgröße 12.
    Herzlichen Glückwunsch! Heute beginnt für Dich nicht nur ein neues Lebensjahr, sondern auch ein neues Leben. Du wirst erkennen, was Du getan hast. Bereue und richte Dich selbst.
     
    Er las die Nachricht ein zweites und ein drittes Mal. Wo war der Witz? Natürlich war die alberne Botschaft anonym. Ben zerknüllte das Papier und entsorgte es zusammen mit der Reklame in der Papiertonne.

2
    An den Stamm einer Birke gelehnt, beobachtete Jakob, wie Ben Biller sein Leben wegwarf und sich kopfschüttelnd in seine protzige Villa verkroch.
    Neun Minuten später überquerte er die Straße und folgte dem schmalen Fußweg entlang des Gartenzauns bis zu der Stelle, wo die Hundehütte stand. Dieser Bereich des Gartens war dank einem üppigen Fliederstrauch vom Haus nicht einsehbar.
    Der Hund wedelte mit dem Schwanz, stemmte seine Pfoten auf den Zaun und beschnupperte seine Hand. Seit vier Tagen besuchte er das Tier und gab ihm Leckerlis.Heute war das Fleisch mit Betäubungsmittel präpariert. Gierig schnappte der Hund danach.
    Zwischen dem Tier und dem Haus hin und her blickend wartete Jakob im Schatten einer Eiche. Niemand nutzte den Fußweg, so wie es auch an den anderen Tagen gewesen war. Zwölf Minuten dauerte es, bis der torkelnde Hund endlich zusammenbrach.
    Er kletterte über den weißen Lattenzaun, zog sich die Gummihandschuhe über und griff nach dem Butterflymesser. Die Klinge blitzte in der Sonne, als er sie an die Kehle des Tieres setzte. Seine Hand stockte und sank herunter. Er streichelte über das helle Fell.
    Den Handrücken auf den Mund gepresst kniff er die Augen zusammen. Dann riss er sie wieder auf. Dank der Betäubung würde das arme Tier nichts spüren.
    An den Ohren zog er den Kopf des Hundes in den Nacken und stieß die Klinge in den Hals. Schnell presste er die klaffende Wunde auf das Gras. Blut tränkte das Grün. Die Glieder zuckten.
    Ätzende Säure stieg seine Speiseröhre hinauf, als er die Haut, die Muskeln und die Sehnen am Hals des Tieres durchtrennte. Mit voller Kraft rammte er die Klinge zwischen zwei
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