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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition)
Autoren: Lisa Fink
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sie noch im gleichen Zustand, wie er sie vor zwei Jahren übernommen hatte. So oft es ging, zog er sich hierher zurück. Hin und wieder ein paar Stunden ohne teure Klamotten, ohne anstrengende Gespräche waren in der letzten Zeit immer wichtiger geworden.
    Die Anspannung fiel von ihm ab, als er von einem schwanzwedelnden Lucky begleitet erst seine Reisetasche und dann den Bierkasten in die Hütte brachte. Im hereinfallenden Sonnenlicht tanzten tausend Staubflusen. Er öffnete die beiden Fenster und ließ die Waldluft herein.
    Lucky stupste ihn an und hechelte zu ihm auf.
    “Wollen wir eine Runde laufen?”
    Mit funkelnden Augen setzte Lucky sich vor ihn und gab ein knappes „Wuff“ von sich.
    “Gib mir noch fünf Minuten.” Von einem ungeduldigen Hund beobachtet zog er seine Laufklamotten und die Laufschuhe an und lief los. Lucky schoss auf dem schmalen Waldweg an ihm vorbei mit fliegenden Ohren. Immer wieder drehte sich der Hund nach ihm um. ‘Wo bleibst du denn’, schien er zu sagen.
    “Ich bin nicht so schnell wie du!”, rief er und sprang über die wilden Brombeeren, die den Trampelpfad zu wucherten.
     
    Keinem Menschen waren sie begegnet, nur einer Wildsau mit Frischlingen und ein paar Rehen, als sie nach zwei Stunden zur Hütte zurückkehrten. Lucky stürzte ans Seeufer und schlabberte. Ben bevorzugte Mineralwasser aus dem Kühlschrank und kickte sich die Turnschuhe von den Füßen. Die verschwitzten Kleider landeten d aneben. “Lucky!”, rief er und trat auf die Veranda. Hechelnd jagte der Hund auf ihn zu. Gemeinsam gingen sie auf den Steg. “Wer zuerst am anderen Ufer ist, okay?”
    Schreiend rannte er den Steg entlang und sprang mit einem Hechtsprung in den See. Die Kälte des Wassers schnürte ihm die Brust zusammen und brannte auf seiner Haut. Prustend tauchte er auf und kraulte auf das andere Ufer zu.
    Lucky hatte keine Chance. Er war der schnellere Läufer, aber im Wasser war Ben unschlagbar.
     
    Nach einer Dusche in dem winzigen Bad der Hütte zündete Ben den Grill an und holte sich die erste Flasche Weißbier aus dem Kühlschrank. Er saß auf der Veranda und beobachtete das Feuer, das an den Kohlen fraß. Lucky lag zu seinen Füßen und döste. Endlich war er müde.
    Die Abendsonne warf scharfe Strahlen durch die Stämme der Kiefern, Mücken tanzten in Schwärmen ihren Hochzeitstanz. Ein Eichelhäher schimpfte von einem Baum herab, in der Ferne röhrte ein Rothirsch. Wie friedlich es war. Hier war die Welt noch in Ordnung. Ganz anders als seine Eigene.
    Er fuhr mit dem Fingernagel unter das Etikett der Bierflasche. Der Kleber löste sich.
    Vielleicht wurde es Zeit, sich ein neues Ziel zu suchen. Beruflich hatte er erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Die Arbeit war sein Lebensmittelpunkt, aus ihr zog er seine Befriedigung, seine Selbstbestätigung. War das wirklich alles, was im Leben wichtig war? Aber was konnte er in seinem Alter noch ändern, die Weichen waren gestellt. Der Zug raste unaufhaltsam die Gleise entlang.
    Er trank die Flasche leer und stellte sie auf den Boden. Lucky hob den Kopf. Er liebte Bier.
    „Gleich“, sagte Ben und kraulte ihn. Dann legte er die Steaks auf den Grill.
     
    Zwei Stunden später war Lucky zufrieden mit einem Knochenrest zwischen den Pfoten eingeschlafen. Die Kohlen im Grill verglimmten. Die nächtliche Kühle des Waldes legte sich klamm auf Bens Haut. Alleine mit seinen Gedanken schweifte sein Blick in die Schwärze der Nacht.
    Unerwartet sah er wieder die schwarze Katze vor sich. Die grünen Augen, hinter denen keine Seele mehr war, die blassrosa Zunge, die zwischen gelblichen Reißzähnen heraushing. Er spürte wieder das Kitzeln der Fliegenbeine auf seiner Haut. Angewidert rieb er sich über die Unterarme und zog die Ärmel des Flanellhemdes herunter.
    Lucky hatte die Katze nicht getötet, er musste sie im Garten gefunden und in die Hütte gebracht haben. Da waren eindeutig Schnittwunden an ihrem Hals und ihrer Brust gewesen. Er hatte die Sehnen und Knochen sehen können, wo das Fell und das Fleisch auseinandergeklafft waren. Wer tat so etwas? Auch wenn er sie nicht mochte, diese unberechenbaren Biester, so konnte er nicht verstehen, wie jemand dazu fähig war, eine Katze aufzuschlitzen.
    Das stündliche Piep-Piep seiner Armbanduhr riss ihn aus den Gedanken. Es war Mitternacht. „Happy Birthday“, wünschte er sich selbst und leerte die vierte Flasche Bier.
    Normalerweise trank er nur wenig Alkohol. Er brauchte einen klaren Kopf. Obendrein
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