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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Autoren: Amber Benson
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zehn Grad kühler war als im restlichen Haus. Später erinnerte ich mich nicht besonders genau an jenen Tag. Ich hatte lediglich die vage Ahnung, dass ich den Großteil des Spiels damit verbracht hatte, so zu tun, als sähe ich die fünfjährige Clio nicht. Sie hatte sich hinter einem Haufen staubiger Kohlen versteckt, die dort lagen, seit Newport ans Stromnetz angeschlossen worden war.
    Die Sache mit dem Keller war meine schlaue Idee gewesen, deshalb war es wohl nur angemessen, dass ich auch diejenige war, die die Tür entdeckte. Sie war klein und hatte einen dicken Eichenholzrahmen und einen seltsamen grob gearbeiteten schmiedeeisernen Knauf, der aussah wie ein böse dreinschauendes Auge mitten im massiven Holz des Türblatts.
    Was ist so ungewöhnlich an einer Tür?, fragt ihr euch jetzt sicher. Was – wenn nicht gerade ein Dutzend Leichen und/oder eine Elefantenherde – konnte sich schon dahinter verbergen, was meine Sicht auf die Dinge für immer verändern sollte?
    Man muss also wissen, dass hinter dieser speziellen Tür etwas ganz Besonderes lag. Ein magisches Wurmloch, wenn man so will, das an einen Ort führte, der auf einen Schlag alles in den Schatten stellte, was ich mir in meinem jugendlichen Kopf ausmalen konnte.
    Da es an einem geeigneten Wort mangelt, nennen wir diesen Ort doch einfach … die Hölle.
    Ich glaube, der Türknauf war heiß, als ich ihn zum ersten Mal berührte, aber ich bin mir nicht sicher. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Auf jeden Fall erinnere ich mich genau, dass die Tür problemlos aufschwang, als ich den Knauf drehte. Sie öffnete sich nach innen, sodass ich erst sehen konnte, was hinter ihr lag, als ich sie ganz geöffnet hatte. Zuerst konnte mein Kopf sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, dass auf der anderen Seite eine weite, offene Wüste lag. Ich wusste zweifelsfrei, dass der Keller sich unter der Erde befand und die Tür sich eigentlich nur zu einem weiteren Raum öffnen konnte. Und doch lag eine ganz andere Welt direkt vor mir und wartete darauf, erforscht zu werden.
    Meine Verwirrung wich schnell Staunen, und unwillkürlich trat ich durch die Tür in dieses fremdartige neue Reich. Eine leise Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass ich die Tür hinter mir schließen sollte, dass das hier nur für meine Augen bestimmt war und dass es falsch wäre, wenn Clio mir folgte.
    Als ich spürte, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel, wusste ich es bereits: Ich hatte einen Fehler gemacht. Ich wirbelte herum und wollte so schnell wie möglich in den Keller zurückkehren, doch natürlich war die Tür verschwunden. Dort, wo sie gewesen war, befand sich nichts als leere Luft.
    Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich wohl noch nie wirklich Angst gehabt. Mein Leben war ziemlich gewöhnlich verlaufen. Natürlich hatten mich manchmal Albträume geplagt, und einmal, mit sechs, war ich beim Reiten kopfüber von einem Pony geflogen, aber mehr nicht. Doch nun kroch mir die Angst mit kalten Fingern über den Rücken, machte es sich in meinem Bauch bequem und füllte meinen Kopf mit Bildern von Freunden und Familienangehörigen, die ich nie wiedersehen würde.
    Ich würde gern behaupten, dass ich ein zähes kleines Mädchen war, das der Angst sagte, wo sie sich ihre kalten Finger hinstecken konnte, doch das wäre gelogen. Die Wahrheit ist viel jämmerlicher. Ich setzte mich einfach auf den Boden und fing an zu heulen. Ich weinte nicht nur, ich schluchzte und schnappte japsend nach Luft, bis mir die Lungen wehtaten und die Adern an meinen Schläfen pochten. Wahrscheinlich saß ich gut zwanzig Minuten so da, bis ich mich schließlich zusammenreißen konnte und mit dem Heulen aufhörte. Ich wischte mir mit dem Handrücken über Augen und Nase, setzte mich auf die Knie und fasste den Entschluss, einen Weg nach Hause zu finden, selbst wenn es mich umbringen würde.
    Als die Angst nachließ, war das Erste, was mir an meiner neuen Umgebung auffiel, die Hitze. Keine sommerliche Newport-Hitze. Es war richtig, richtig, richtig heiß. Ich schaute auf meine bloßen Arme und bemerkte einen seltsamen Glanz auf meiner Haut. Plötzlich wurde mir klar, dass es so heiß war, dass mein Schweiß buchstäblich verdampfte, bevor er Tropfen bilden konnte, und dabei eine dünne Salzschicht hinterließ. Gott sei Dank trug ich nur ein dünnes rosa Tank Top und eine kurze Hose, sonst wäre ich gegrillt worden.
    In der Hitze war auch das Atmen schwerer. Ich kam schon leicht ins Keuchen, als ich nur
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