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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Autoren: Amber Benson
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betrachtete ich es als meine Pflicht, allerorten die Unantastbarkeit der Popkultur des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu bewahren.
    „Das tut nichts zur Sache, Herrin Calliope …“
    „A-a-a!“, fiel ich ihm ins Wort, wobei mein wütend ausgestreckter Zeigefinger beinahe seine Nase traf. „Dieser Herrinnenkram läuft hier nicht!“
    Jarvis seufzte und strich sich mit einer sorgsam manikürten Hand durchs dichte, pomadige schwarze Haar.
    „Na schön, Herrin – ich meine, Miss Calliope. Wenn du mir allerdings nur einen Moment lang zuhören könntest, ohne Einwände zu erheben …“
    Doch ich wollte nicht hören, was Jarvis zu sagen hatte. Ich hatte jahrelang hart daran gearbeitet, meine Familie hinter mir zu lassen – und dabei unter anderem einen Hochleistungs-Vergessenszauber zum Einsatz gebracht. Auf gar keinen Fall würde ich mich von diesem Bockjungen kampflos wieder in diesen Wahnsinn reinziehen lassen.
    „Ich finde, du solltest einfach wieder dorthin verschwinden, wo du hergekommen bist, Jarvis.“ Ich wandte mich ab und stürmte zur Tür. „Und meinem Vater kannst du mitteilen, dass ich ihm nichts zu sagen habe, was wir nicht schon besprochen hätten!“, fügte ich hinzu und drehte mich noch einmal um, um Jarvis einen bösen Blick zuzuwerfen. „Es bringt also überhaupt nichts, wenn er seinen Assistenten auffährt oder mich mit irgendwelchen anderen Tricks zu überzeugen versucht!“
    Ich legte die Hände an die Toilettentür, und eine Welle des Glücks durchströmte meinen Körper, als ich spürte, wie sie sich bewegte.
    Hinter mir hörte ich ein leises Schniefen.
    Das ließ mich verharren. Es sah dem Assistenten meines Vaters gar nicht ähnlich, die Fassung zu verlieren oder überhaupt irgendein Gefühl außer seinem Missfallen zum Ausdruck zu bringen.
    „Das kann ich ihm nicht sagen.“ Jarvis Stimme klang gepresst und irgendwie komisch.
    Ich wandte mich zu ihm um. Das Blut brannte mir wie flüssiger Sauerstoff in den Adern.
    „Was meinst du damit … du kannst es ihm nicht sagen?“, fragte ich leise.
    Jarvis, dem seine Gesichtszüge nun gänzlich entglitten, schnauzte sich laut in ein cremefarbenes Taschentuch. Er wedelte mit der Hand, um mir zu bedeuten, dass er gerade nicht sprechen konnte.
    „Was soll das heißen, Jarvis?“ Ich packte den armen kleinen Mann bei den Schultern und schüttelte ihn ordentlich durch.
    Wenn mich echtes, tiefes Entsetzen packte, verhielt mein Körper sich immer recht sonderbar und veranlasste mich, etwas oder jemanden zu ergreifen und durchzuschütteln. Keine besonders tolle Verteidigungsstrategie, aber so war ich nun mal verdrahtet. An jenem Tag, als ich mit Janas auf der Unisextoilette stand, verhielt es sich nicht anders.
    Er kreischte wie ein kleines Mädchen und versuchte, sich sein Taschentuch über den Kopf zu ziehen. Wenn ich nicht so durch den Wind gewesen wäre, hätte ich mir beim Anblick der rechten Hand meines Vaters, die sich vor mir versteckte – noch dazu unter einem Stück dünner cremefarbener Seide – vor Lachen in die Hose gemacht.
    Stattdessen ließ ich den kleinen Faun los und beobachtete, wie er vergeblich versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Seine winzigen behuften Füße hatten der Schwerkraft nichts entgegenzusetzen, und so fiel er zu einem Häufchen Elend auf dem Kachelboden zusammen.
    Er schaute finster zu mir auf. Seine Augen lagen wie zwei glühende Kohlen in seinem hübschen Gesicht. Ich konnte beinahe sehen, wie der Dampf aus seinen Ohren zu entweichen versuchte.
    „Ich hätte deiner Mutter nicht zusagen sollen, dass ich hierherkomme. Das war eine einzige große Zeitverschwendung“, flüsterte er wütend vor sich hin, während er versuchte, sich an einem Waschbecken hochzuziehen. Ich hielt ihm eine Hand hin, aber er wies meine Hilfe schnaubend zurück.
    „Meine Mutter hat dich geschickt?“, stotterte ich.
    Das war praktisch unvorstellbar. Meine Mutter sprach nicht mit Jarvis, nie. Nicht, weil sie ihn nicht mochte oder weil sie gemein war oder etwas in der Art. Es gehörte sich einfach nicht. Jarvis war meinem Vater zugeteilt und erhielt seine Befehle unmittelbar von ganz oben.
    „Warum sollte meine Mutter dich schicken?“
    Jarvis beachtete mich nicht und konzentrierte sich stattdessen darauf, Flusen von seinem Anzug zu wischen. Ich ging auf und ab und versuchte mir zu erklären, was zum Teufel hier vorging.
    Dieser Besuch war höchst ungewöhnlich. So gern ich mir einbildete, dass ich meinem Vater nach wie vor ein
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