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Bennys Blutgericht

Bennys Blutgericht

Titel: Bennys Blutgericht
Autoren: Jason Dark
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auf sie zu, das sie nicht erklären konnte. Eine fremde Energie glitt immer stärker in sie hinein und nahm von ihr Besitz.
    Sie fühlte eine ungewöhnliche Stärke in sich. So, als hätte sich eine andere Person oder derjenige, dem das Herz gehörte, aus dem Jenseits gemeldet, um mit ihr in Kontakt zu treten. Einer, der sie beschützte und sie stark machte.
    Ein Hexenherz hielt sie fest. Gehörten Voodoo und Hexen nicht zusammen? Sie glaubte, es zu wissen, und auf ihrem Gesicht zeigte sich allmählich das Lächeln, das auch in die Augen hineinglitt, die zu strahlen begannen.
    Es war gut gewesen, daß sie Calypso aus der Welt geschafft hatte, denn sie brauchte ihn nicht. Keine langen Erklärungen, keine Zauberformeln. Einfach nur das Hexenherz in der Hand halten, das war der Quell des Wissens und der Macht.
    Wie lange sie so gestanden und das Hexenherz umklammert hatte, wußte Amy nicht. Schließlich überwand sie sich und hob den Arm an. Das Herz hielt sie fest. Sie winkelte bei der Drehung den linken Arm ein und hielt das Beutestück in Höhe ihres eigenen Herzens. Es pochte noch immer in der Hand, und selbst ihre Finger zuckten leicht.
    Benny starrte sie an. Er wagte nicht, sich zu rühren. Leicht geduckt stand er auf dem Fleck und hatte seinen Rücken gegen die Wand gepreßt. Die Augen wirkten wie starre Kugeln. Als Amy lächelte, da konnte er nicht mithalten, denn danach war ihm nicht zumute.
    Sie hielt das Herz hoch. »Ich habe es, Benny. Ich bin mit einem Griff in das Zentrum der Macht gelangt. Weißt du eigentlich, was das für mich bedeutet?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe die Nachfolge des Voodoo-Meisters übernommen. Vom heutigen Tage an gibt es keinen Meister mehr, sondern nur noch eine Meisterin, und das bin ich ganz allein. Ich habe die Macht übernommen. Das Hexenherz hat sie auf mich übertragen, und ich benötige auch niemand mehr an meiner Seite.«
    »Ja, glaube ich…«
    »Mehr nicht?«
    »Wieso?«
    »Dein Spiel ist vorbei, Benny. Hier in diesem Wagen ist deine Rachetour beendet. Ich bin jetzt an der Reihe. Es ist von nun an mein Spiel, und ich lasse es mir nicht mehr aus den Händen nehmen. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Benny Benson wußte nicht, was er sagen sollte. Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Unter der Nase war das Blut weitergelaufen bis über das Kinn hinweg.
    »Laß mich gehen, Amy!«
    »Nein, nein«, sagte sie leise und gedehnt. Zugleich drehte sie das Messer. Die Spitze wies jetzt auf ihn. »Kennst du nicht die Regel, Junge? Keine Zeugen. Auch wenn sie dir in ihrer irren Angst alles mögliche versprechen, du darfst ihnen nichts glauben. Wenn alles für sie vorbei ist, denken sie anders.«
    »Ich nicht!«
    »Hör auf. Ich kann es dir nicht glauben. Ich bleibe nicht mehr lange. In zwei Minuten ist alles vorbei.«
    Benny fühlte sich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Er wollte alles tun, er wollte so stark wie früher werden, wie noch an diesem Morgen, doch die Umstände waren gegen ihn. Er mußte sich seine Schwäche eingestehen. Amy hatte das Sagen. Daß sie keine Gnade kannte, hatte sie hinlänglich beweisen. Durch den Raub des Hexenherzes war sie nun noch stärker geworden. Amy war eine Frau, die ihre Macht genoß und sie ausspielte. So auch jetzt, als sie mit fast lautlosen Schritten auf Benny zuging und ihn anstarrte.
    »Mörder werden verurteilt und ihrer gerechten Strafe zugeführt. So wird es dein verdammter Vater dir sicherlich schon oft genug gesagt haben. Jetzt solltest du dich daran erinnern, Benny, daß auch du ein Mörder bist und nun deine gerechte Strafe erhältst. Daran geht kein Weg mehr vorbei.«
    »Hier… hier…?« fragte er in seiner Panik.
    »Ja!«
    Bei Benny brach der Damm. Es war wohl der Überlebenswille, der ihm den Befehl zum Handeln gegeben hatte. Er stürzte einfach auf Amy Baker zu, ob sie nun das Messer in der Hand hielt oder nicht. Diesmal war ihm alles gleichgültig.
    Die Klinge erwischte seine vorgestreckte rechte Hand. Sie schnitt in den Ballen. Das Blut spritzte aus der Wunde hervor und benetzte auch die helle Kleidung der Frau.
    Benny brach zusammen. Der Schmerz machte ihn beinahe irrsinnig. Er umschlang mit der linken Hand seine rechte. Er hockte auf dem Boden. Er bewegte dabei wild den Körper von einer Seite zur anderen, und über seine Lippen drangen jammernde Laute.
    Sie hätten eher einen Stein erwischen können als Amy Baker, die sich von und durch nichts von ihrem einmal gefaßten Plan abbringen ließ. Sie
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