Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer
Autoren: Phoenixfluch
Vom Netzwerk:
illegale Substanzen zu untersuchen. Ich bin ganz ehrlich, Frau Sanders, ein paar der Kollegen können nicht nachvollziehen, warum ich das nicht längst veranlasst habe.“
    Das war mal wieder typisch. Eine erwachsene Frau, barfuß, und mit ein paar ins Haar eingeflochtenen Perlen in den Farben Jamaicas. Das schrie ja nahezu nach Marihuana.
    „Ich nehme keine Drogen“, erwiderte sie schwach. „Sind Sie sicher, dass Sie nichts gefunden haben? Was ist mit dem Seesack, den Ihr Kollege eben erwähnte?“
    Der Polizist winkte ab. „Nur Kleidung, eine kleine Flasche Cola, Nugatschokolade und Aspirin. Das wird irgendjemand dort verloren haben.“
    „Klar. Irgendjemand, der halb nackt von der Brücke gesprungen ist, zum Beispiel.“
    Kommissar Wassen kratzte mit den Fingernägeln über die Tischplatte. „Sie bestehen also darauf, dass sich dort jemand heruntergestürzt hat.“ Es war keine Frage.
    „Das tue ich, denn so war es. Genau so! Und wenn er nicht mehr da ist, dann muss er schwer verletzt irgendwo liegen. Oder Sie und Ihre Jungs haben die falsche Stelle durchkämmt. Sie sollten jetzt verdammt noch mal weiter nach ihm suchen, statt mich hier länger festzuhalten und mit ihren suggestiven Fragen in den Wahnsinn zu treiben!“
    Der Polizist erhob sich, ging zur Tür und öffnete sie. „Andi!“, rief er über den Korridor. „Frau Sanders besteht auf ihren Drogentest.“
    Helena vergrub das Gesicht in den Händen. Der erste Tag in einer neuen Stadt, von der sie sich die Erfüllung ein paar bescheidener Träume versprochen hatte, und er endete in einem Albtraum.

2
    He’s a real nowhere man,
sitting in his Nowhere Land,
making all his nowhere plans
for nobody .
    The Beatles, Nowhere Man
    Z uerst kehrte immer das Bewusstsein zurück. Körperlos, aber nicht losgelöst. Von gar nichts. Da war zunächst nur das Wissen, dass er da war, dass er es ein weiteres Mal überstanden hatte. Dann kamen die Gedanken.
    Überlebt.
    Wenn es möglich gewesen wäre und ihm nicht höllische Schmerzen bevorstünden, hätte er gegrinst. Mal wieder den Tod überlebt. Wenn das kein Grund zur Freude war. Halleluja.
    Eine weitere Nacht hatte er den Nebelfingern widerstanden, die ihn verführerisch lockten, und da er nicht nachgab, zu Klauen wurden, die an seiner Seele rissen. Er hatte sich geschworen, dass sie ihn nicht bekommen würden. Nie wieder. Ein einziges Mal war er der Versuchung erlegen, und die Folgen würden ihn durch die Ewigkeit begleiten.
    Auch wenn er sich nach all den Jahren noch immer nicht zu erklären vermochte, wie es möglich sein konnte, so kehrten die Empfindungen stets zurück, noch ehe sein Körper sich materialisiert hatte. Er spürte sich selbst, all seine verbrannten, windverstreuten Moleküle, wie sie über den Boden krochen. Wie sie einander suchten und sich fanden. Die Fusion seiner Überreste war so faszinierend, wie sie ihn anwiderte.
    Asche, die einen Körper formte. Blut und kalter Schweiß entstanden und durchtränkten das trockene Grau, verwandelten es in Fleisch und Knochen, Haut und Haar. Er wurde zu der perfekten Nachbildung eines Menschen. Womöglich war er sogar noch einer.
    Wenn er am Abend verbrannte, hatte seine Seele ihn längst verlassen und er spürte den Schmerz nicht. Nicht diesen. Schön war es nicht, aus einiger Entfernung durch eine Art geisterhaften Nebel zusehen zu müssen, wie sein Körper Nacht für Nacht vernichtet wurde, doch zumindest tat es nicht weh. Der Morgen war nicht so barmherzig. Er brachte keine Flammen, dafür jedoch deren höllisches Brennen.
    Sobald er auferstand, glaubte er, jede Stelle spüren zu können, die der Fluch acht Stunden zuvor zerstört hatte. Jeder Riss in jedem Knochen und jedes Stück verletzte Haut forderte seinen Tribut, was bedeutete, dass es keine Zelle seines Körpers gab, die nicht schmerzte, denn der Abend verbrannte seinen Körper zu feinstem Staub und zerstreute ihn, ohne eine Spur zu hinterlassen. Er sollte dankbar sein, dass seine Stimme immer zuletzt zu ihm zurückkam, denn ansonsten hätte er geheult und geschrien wie ein Kleinkind.
    Es verging eine schier endlose Zeit, ehe sich auch die dünne Haut seiner Lider regeneriert hatte und er die Augen öffnen konnte.
    Blätter, Laub und kleine Ästchen.
    Verdammt, er war ein solcher Idiot.
    Er lag zusammengerollt unter einem Haselnussstrauch und die kühle Nässe des Waldbodens kämpfte auf seiner nackten Haut verbittert gegen das Brennen der Wiedergeburt an. Stöhnend drückte er das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher