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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Autoren: Bia May
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Bett.“
    Aggressiv sprang Chris auf und schrie sie an. „Halt doch dein Maul! Ich bin 1 4! Alle in der Klasse dürfen bis spät nachts aufbleiben und sogar Computer spielen! Ich lasse mir das von dir nicht mehr gefallen, du blöde Kuh!“
    Dann stürzte er auf sie zu und stieß sie hart zurück. Ela verlor fast das Gleichgewicht, sie konnte sich gerade noch fangen. Sie hatte schon so manchen blauen Fleck oder sogar Bluterguss von Chris’ Attacken abbekommen. Chris war zwar erst 1 4, aber er war bereits so groß wie sie und sportlich durchtrainiert, was seine Attacken wahrscheinlich schmerzhafter enden ließ, als er sie im Sinn gehabt hatte.
    „Was die anderen machen, ist mir egal, du bist noch ein Kind. Du hältst dich an die Regeln, sonst wirst du eben bestraft. Zehn ist wirklich spät genug für einen Vierzehnjährigen, vor allem wenn am nächsten Tag Schule ist. Geh ins Bett, aber sofort.“
    Dann drehte sie sich um und ging in Richtung Küche. Doch Chris setzte ihr nach. Wieder stieß er sie hart in den Rücken. Ela knallte gegen den Türrahmen. Sie wusste, dass sie sich jetzt wehren musste, sonst würde Chris weitermachen. Früher hatte sie immer versucht, ihn zu beruhigen, mit Worten zu kämpfen. Aber wenn er in diesem Zustand war, dann machte ihn das nur noch aggressiver. Und er schlug oder stieß noch stärker. Ela hatte gelernt, dass er die körperliche Grenze brauchte. Ihr war das schon immer schwer gefallen, körperlich zu werden. Doch es war nötig. Und jetzt war sie auch wütend. Irgendwie war sie an ihren persönlichen Leidensgrenzen angekommen. Sie wollte es sich nicht mehr gefallen lassen, herumgeschubst und geschlagen zu werden, weder psychisch noch physisch. Von niemandem und schon gar nicht mehr von ihrem eigenen Sohn.
    So wehrte sie sich nun, stärker, als je zuvor. Sie drehte sich um und gab Chris eine kräftige und schallende Ohrfeige und stieß ihn hart gegen seine Brust zurück. Dann schrie sie los als würde es kein Morgen geben.
    „Hau bloß ab! Geh mir aus den Augen! Und ich rate dir, fass mich nie wieder an! Noch einmal und ich bringe dich in ein Heim für Schwererziehbare! Ich werde mir deine Brutalität und deine Gemeinheit kein einziges Mal mehr gefallen lassen! In der Schule kriegst du den Mund nicht auf und lässt dir von deinen Kumpels alles gefallen und hier spielst du dann den großen Macker! Du elender Feigling du! Du Memme! Mit deiner Mutter meinst du, kannst du dann fies sein! Kämpfe deine Kämpfe gefälligst draußen! Mit deinen verkorksten Kumpels! Geh mir aus den Augen, aber sofort! Sofoooort!“
    Das letzte Wort schrie sie so laut und lange hinaus, bis es in einem hohen C endete.
    Chris stand vom Schock gelähmt da, seine Wange glühte. Er starrte sie ungläubig an. Dann trabte er davon, ohne noch ein Wort zu sagen.      
     

X Y Y
     
     
     
     
    Alex lag in dem großen Bett in der eleganten Wohnung mitten in Frankfurt. Allein. Um ihn herum war alles superordentlich. Er sah sich um. Nirgends stand etwas herum, nirgends gab es Unordnung oder Staub. Dabei fiel ihm ein, dass er der Haushaltshilfe kündigen musste. Die konnte er sich jetzt nicht mehr leisten. Nicht einmal mehr das. Er musste lernen, wieder selbst aufzuräumen.
    Camille hatte sogar alle ihre kleinen Fläschchen und Tiegelchen mitgenommen, die überall herumgestanden hatten. Im Wohnzimmer, in der Küche, in Bad und WC sowieso, im Schlafzimmer auf dem Schminktisch und auf dem Nachttischchen. Camille musste immer und überall sofort eine Handcreme, einen Concealer oder einen Lipgloss zur Hand haben. Und da sie nicht alles immer mit sich herumtragen wollte, hatte sie eben überall in der Wohnung ihre Utensilien verteilt. Am Anfang hatte ihn das mächtig gestört, aber mit der Zeit wurden diese Tiegelchen und Töpfchen für ihn zum Symbol seines Heims. Wann immer er irgendwo Töpfchen sah, fühlte er sich, als wäre er daheim, egal wie weit das Hotel, in dem er gerade war, auch von Deutschland entfernt sein mochte. Manchmal steckte ihm Camille sogar eines ihrer Tiegelchen in die Reisetasche. Er hatte ihr einmal erzählt, wie sehr er diese Kleinigkeiten mittlerweile mochte. Und wenn er dann wirklich heimkam, spätabends, und Camilles Utensilien herum stehen sah, wusste er, er konnte entspannen. Er war angekommen, daheim.
    Doch jetzt war alles leer. Was sollte er nun machen? Frau weg, Kinder weg, Geld weg.
    Und jetzt war bald Ende Oktober. Alex seufzte. Auf die letzte Oktoberwoche hatte er sich immer
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