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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Autoren: Bia May
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nicht machen.“
    „Wie bitte?“
    Dann platzte es aus Ela heraus. Die ganze alte Geschichte. Sie erzählte Leo alles. Sie beschönigte nichts. Erzählte ihm von Bellagio, als sie damals mit Alex dort war. Dem Typ, den er dort mit ihr gesehen hatte, ihren ‚Bekannten’. Erzählte ihm, wie brutal er sie verlassen hatte. Dass sie sich dann mit Konrad in die Ehe geworfen hatte. Auch das von Chris verschwieg sie nicht.
    Dort auf dem Parkplatz war sie ehrlich bis auf den Grund ihrer Seele. Sie konnte Leo nicht anschauen, während sie erzählte. Erst als sie fertig war, sah sie schließlich zu ihm hinüber.
    Er saß ganz gefasst da. Er war nicht schockiert.
    „Ich weiß nicht, ob du mich jetzt noch willst. Aber falls ja, dann können wir so unser gemeinsames Leben nicht beginnen. Ich bin deine Camille! Du hast deine Partnerin genauso hart aus heiterem Himmel verlassen wie Alex damals mich. So können wir nicht anfangen. Du musst aussteigen und zu Claudia zurück gehen, mit ihr reden, ihr erklären, warum du so handelst. Wir Frauen brauchen das Warum. Sonst hängen wir fest, für den Rest unseres Lebens. Ich konnte auch erst meinen Frieden mit allem machen, als Alex es mir erklärt hat gestern. Mich um Vergebung gebeten hat. Erst dann. Tu ihr das nicht an, tu ihr das nicht an, dass sie sich jahrelang fragen muss, was an ihr dich so abgestoßen hat. Gib ihr die Möglichkeit, dich anzuschreien, dich zu schlagen, mit dir abzuschließen. Mache es sauber. Sonst werden wir nicht glücklich. Bei Alex und Camille hat es auch nicht funktioniert. Beende es sauber. Sonst können wir nie ein reines Gewissen haben. Glück wächst nicht auf dem Unglück anderer.“
    Ela war erschöpft. Sie sah aus dem Augenwinkel, dass Leo vor sich hin starrte. Wenn er sie jetzt nicht mehr wollte, auch gut.
    „Ich kann hier nicht aussteigen. Wir sind mitten auf dem Land. Lass mich bitte in Lugano raus.“ Dann fixierte er Ela. Liebevoll lächelte er sie an. „Du hast Recht. Ich muss das anständig machen.“
    Schweigend fuhr Ela weiter. Am Bahnhof in Lugano stieg Leo aus. Sie küssten sich.
    Es war eine seltsame, eine ungewisse Situation. Er würde zurück fahren nach Como. Er würde alles klären.
    Nachdem er im Bahnhofsgebäude verschwunden war, fuhr Ela wieder auf die Autobahn.
    Sie fühlte sich leer und allein. Aber auch erleichtert. Es war das Richtige. Sonst wären sie nicht besser als Alex und Camille.
     
     
     

X Y Y
     
     
     
     
     
    Zur gleichen Zeit kam in Bellagio die Notfallambulanz an. Die Sanitäter rannten auf das Zimmer von Alex, Herr Hölzli zeigte ihnen den Weg.
    Alex hatte noch einen ganz schwachen, unregelmäßigen Puls.
    Sie legten in Windeseile einen Druckverband an, um die Blutung zu stoppen.
    Dann trugen sie ihn rennend auf der Bahre in die Ambulanz und fuhren mit quietschenden Reifen davon, um ihn in das kleine Krankenhaus von Bellagio zu bringen. 
     
     
     
     
     

X X X
     
     
     
     
     
    Ela fuhr weiter. Sie war sich nicht sicher, ob Leo zu ihr zurück kommen würde.
    Jetzt waren wieder alle Möglichkeiten offen. Vielleicht versöhnte er sich auch mit Claudia. Streit hat auf manche Beziehungen eine heilende Wirkung. Sie wusste, dass sie Leo wollte. Sie wusste, dass sie sich sehr in ihn verliebt hatte und mit ihm leben wollte.
    Und sie war sich sicher, dass Chris ihn lieb gewinnen konnte.
    Aber sie war sich trotzdem im Klaren darüber, dass sie ihn nicht brauchte. Auch wenn er nicht wieder kam, ihr Leben würde weitergehen.
    Sie war versöhnt mit ihrer Vergangenheit. Sie war ihre Dämonen losgeworden, sie hatten keine Macht mehr über sie.
    Dieses neue Gefühl der Freiheit gab ihr eine ungeahnte Kraft und Liebe zum Leben. Ela erinnerte sich an den Abend, an dem sie auf der Brücke in Ulm gestanden und sich überlegt hatte, ob sie nicht hinunter springen sollte.
    Sie lächelte. Sie sagte es laut, damit es ganz klar war. „Ja, ich werde springen. Aber nicht von der Brücke. Sondern hinein in mein neues Leben. Ein Leben, das ich liebe. In dem ich weiß, was ich will... und es auch bekomme.“    
    Dann drückte sie kraftvoll ihr Gaspedal durch und fuhr nach Hause.
     
     
     
     
    ENDE
     
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