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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Autoren: Bia May
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kannte sie auch.
    War das eine akustische Halluzination? War sie jetzt ganz meschugge geworden?
    Misstrauisch, ihren eigenen Sinnen nicht trauend, drehte sie sich langsam um.
    Und da stand er.
    Alex.
    Älter, faltiger, angegraut.
    Aber das war er, unverkennbar.
    Ela wankte. Ihr war plötzlich so schwindlig. Sie bekam keine Luft mehr, vergaß zu atmen.
    Alex kam schnell zu ihr. „Geht es dir gut?“
    Ela kam wieder zu sich, nahm einen tiefen Atemzug.
    Und fauchte ihn an. „Lass mich sofort los!“
    Sie entriss ihm ihren Arm, den er fürsorglich festhielt. Dann fing sie an zu laufen. Sie rannte an ihm vorbei durch die Halle, nur weg von ihm. Raus, dahin wo es frische Luft gab.
    Auf dem Vorplatz angekommen, hielt sie an, holte tief Luft. Die Seeluft war frisch und kühl, und angestrahlt von den Lichtern am Ufer schimmerte der See schwarz.
    Ela hörte Schritte hinter sich. Alex folgte ihr also. Was wollte der noch? Er sollte sie in Ruhe lassen!
    Sie lief weiter, ließ das Hotel hinter sich. Lief hinunter an die Promenade. Aber Alex leider auch.
    „Gabi! Bitte warte! Ich muss dir etwas sagen.“
    Ela war schon völlig außer Atem. Sie keuchte, knickte dauernd auf ihren Highheels um und hatte Seitenstechen. Das war der Grund, weshalb sie überhaupt anhielt. Alex setzte sich vor sie, verstellte ihr den Weg.
    Als sie ihn so vor sich sah, fing etwas tief drinnen in ihr an zu fauchen und zu brüllen. Das Tier in ihr, das all diese Gemeinheiten und Demütigungen damals hatte hinnehmen müssen und seitdem ganz hinten verwundet in ihrem Herzen lag, holte mit aller Kraft zu einem Schlag der Selbstverteidigung, der Notwehr aus.
    Sie holte aus und ohrfeigte ihn, links, dann mit dem Handrücken rechts, links, rechts. Er wehrte sich nicht. Sie ballte in blinder Wut ihre Hand zur Faust und schlug ihm in die Rippen, holte mit ihrer Handtasche aus und schmetterte sie auf seinen Kopf.
    Die anderen Leute fingen an zu gaffen.
    Sie schlug und boxte ihn so stark sie nur konnte. Manchmal hob Alex instinktiv die Hand zur Verteidigung, aber sonst wehrte er sich nicht. Er wich nur langsam zurück. Ihn schlagend und tretend, ihn vor sich hertreibend, fing sie an zu reden.
    „Dass du es überhaupt wagst, mir noch unter die Augen zu treten! Dass du es überhaupt wagst, mich anzusprechen. Was glaubst du eigentlich? Du überhebliches, arrogantes Vieh! Du eiskalter Verbrecher! Wie ich dir nur je vertrauen konnte, ist mir ein Rätsel! Für Fieslinge wie dich ist nur der Tod Strafe genug! Wenn ich ein Messer hätte, würde ich dich mit tausend Stichen töten, damit du nur einen Hauch dessen erleidest, was du mir angetan hast!“
    Ohne dass sie es bemerkte, rollten ihr Tränen über die Wangen. Trotz der blindschwarzen Wut, die sie antrieb, hatte sie trotzdem dieses kleine Licht in sich, das sie davor bewahrte hätte, ihn wirklich umzubringen, auch wenn sie tatsächlich ein Messer in der Hand gehabt hätte. Sie ließ ihre Tasche fallen, die sie bisher noch mit einer Hand umklammert gehalten hatte, damit sie mit beiden Fäusten zuschlagen konnte. „Wegen dir konnte ich nie wieder einem Mann vertrauen, du Dreckskerl hast mir mein ganzen Leben versaut! Du elendes Schwein!“ Sie schlug und trat ihn noch ein letztes Mal. Sie hatte ihn bis zum Ende der Promenade, bis auf den Steg vor sich her getrieben.
    Jetzt war sie von ihren eigenen Schlägen erschöpft. Ihre Hände taten ihr weh, ihre Knöchel bluteten leicht, sie hatten sich an dem harten Stoff seiner Jacke und an den Knöpfen verletzt. Bedrohlich stand sie vor ihm. Ihre Locken hatten sich gelöst und hingen wirr um ihren Kopf herum. Sie sah wild und gefährlich aus, schön und wütend.
    Seine Lippe war aufgesprungen und blutete. Es kümmerte ihn nicht. „Es tut mit leid. Bitte, Gabi, bitte vergib mir.“
    „Vergeben!“ Schrill rief Ela dieses Wort aus. Wenn dieser Arsch glaubte, er könne eine 15jährige Seelenqual mit einem läppischen ‚Bitte vergib mir’ einfach wegwischen und sich ein ruhiges Gewissen erkaufen, dann hatte er sich getäuscht.
    „Vergeben? Dir vergebe ich nicht! Ich will, dass du in der Hölle schmorst, zusammen mit dieser saublöden Camille! Und nenn mich ja nie wieder Gabi! Ich heiße Ela!“ Sie schrie ihm ihren Namen hysterisch entgegen EEE-L-AAAA!
    Er nickte demütig. „Ich schmore in der Hölle, jetzt schon. Meine Ehe ist kaputt, meine Kinder sind weg, bei ihr, ich bin bankrott, habe unsäglich viele Schulden. Das ist meine Strafe, weil ich so gemein zu dir war. Ich
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