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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Autoren: Bia May
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halblangen Haare, das zarte Gesicht mit den hohen Wangenknochen, ihre schönen blauen Augen, ihr voller Mund... Ela erinnerte ihn an eine der großen Hollywood Schauspielerinnen. Wer war das doch gleich? Ah ja, Ava Gardner. Aber die war ein Luder gewesen. Doch diese Frau hier, die war kein Luder. In ihren Augen lag viel Seele... und viel Einsamkeit. 
    „Ich bin sicher.“ Und jetzt war Ela sich auch sicher. Sie würde natürlich nicht springen. Wie konnte sie auch nur einen Moment diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht gezogen haben? Sie war schockiert über sich selbst.
    ‚Bin ich verrückt?’
    „Wissen Sie, ich bin ja schon einige Jährchen älter als Sie...“, der alte Mann räusperte sich und suchte nach den passenden Worten. Ela schätzte ihn auf Mitte siebzig, allerdings war er noch ganz stramm und rüstig. Sein schwäbischer Dialekt ließ darauf schließen, dass er ein echter Ulmer war. Nur echte Ulmer sprachen diese Art von schwäbisch.
    „Und eins kann ich Ihnen sagen: Es geht immer weiter. Egal wie übel es auch gerade aussieht.“
    Dann räusperte er sich wieder. Man merkte ihm an, dass es ihm schwer fiel, mit einer völlig Fremden über die ernsten Dinge des Lebens zu reden.
    „Das ist eines der großen Geheimnisse des Lebens...“ Dann nickte er mehrmals mit dem Kopf, als wolle er sich selbst versichern, dass es so war.
    „Wirklich, ich wollte nicht...“ Ela wollte nicht so schräg vor ihm dastehen, nicht einmal vor diesem Fremden, sie war doch keine Selbstmörderin.
    „Doch... Sie waren nicht weit weg von... Passen Sie auf sich auf, Mädchen.“
    „Ja, das mache ich.“
    Ela war das alles unendlich peinlich. Sie wollte nur schnell wieder heim. „Also, ich muss jetzt gehen.“
    Sie nickte dem netten Mann zu. Als sie schon ein paar Meter gegangen war, drehte sie sich um. Der Mann sah ihr sorgenvoll nach.
    „Und... danke. Das war lieb von Ihnen. Sie brauchen sich keine Sorgen machen.“
    Sie lächelte ihn in der Dunkelheit an.
    Gegen den Lichtschein der hinter ihm stehenden Straßenlaterne sah sie, wie er nickte, und sie glaubte auch, ein Lächeln zu erkennen. Dann zog sein Hund ihn weiter.
    ‚Schön’, dachte Ela, ‚dass es noch Menschen gibt, die ein Auge auf andere haben.’
    Dann lächelte sie.
     
     

X Y Y
     
     
     
     
    „Du kannst mich doch jetzt nicht verlassen! Camille!“
    Alexander war entsetzt, verletzt und auch wütend. War er denn für seine Frau nichts mehr weiter als ein Geldspender und Versorger der beiden Kinder? Der Kinder, die er liebte, die jetzt fünf und dreizehn waren, und die sie mitnehmen wollte.
    Zu ihren Eltern nach Paris wollte sie wieder ziehen. Von Frankfurt aus waren das rund 500 Kilometer! Wie sollte er denn über diese Entfernung seine geliebten Mädchen regelmäßig besuchen kommen?
    Obwohl er sich schon in Camille hineinversetzen konnte. Ihre anfängliche Liebe, als sie vor nun über 14 Jahren geheiratet hatten, war schnell dem Alltagstrott gewichen. Er hatte nur gearbeitet. Er war sehr erfolgreich geworden. Zu Hause war er selten gewesen. Und dann, später, dann kamen die Sorgen. Vor etwa einem Jahr. Alles war ihm unter den Füßen zusammengebrochen. Die Finanzkrise hatte ihn kalt erwischt.
    Camille hatte nicht das bekommen, was sie gewollt hatte. Nicht einmal das, was er ihr versprochen hatte. Sie war schon lange kein Teil seines Lebens mehr. Er wusste sogar von ihrem Freund, den sie lange geheim gehalten hatte. Einer aus ihrer Jetsetclique, stinkreich, wie sie selbst. Er hatte es ihr noch nicht einmal übel genommen. Aber dass sie ihn jetzt verließ, gerade jetzt, als er ganz unten am Boden angekommen war, das verkraftete er nicht.
    Sie packte ruhig ihre Koffer weiter. Sie war immer noch eine wirklich schöne Frau. 38 war sie jetzt erst vor kurzem geworden. Ihr schlanke, durchtrainierte Figur, ihre vollen Haare und ihr klarer Teint, den sie noch nicht einmal mit Make-up verbessern musste, waren fast immer noch so perfekt wie damals, als sie sich kennen gelernt hatten. Natürlich musste man auch bedenken, dass sie moderne Schönheits mittelchen nutzte und regelmäßige Botoxsessions bei ihrem berühmten Schönheitschirurgen hatte. Doch das, womit manche aussahen, als wären sie direkt dem Gruselkabinett entsprungen, ließ Camille erblühen. Mit zarter Raffinesse ließ sie es so einsetzen, dass es nicht auffiel. Nie zuviel, immer etwas weniger als andere, das war bei diesen Dingen ihr Motto.
    „Alex... lass doch. Es hat doch keinen Wert mehr.
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