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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Anne Bishop
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vertrieben.
    Sie hatten Ihm wehgetan. Und es gab niemanden - niemanden - in dieser Landschaft, der ein solches Herz besaß, dass er Ihn aufgenommen hätte, um Seine Wunden zu versorgen und sich um Ihn zu kümmern.
    Nun ja, es gab Herzen in dieser Landschaft, die in der Lage waren, Güte und Mitleid zu fühlen, wenn auch nur ein wenig. Doch diese Gefühle verkümmerten einfach ohne...
    Welt?, wimmerte Er. Welt? Wo ist das Licht?
     »Komm schon, Wildes Kind, du kannst das«, sagte Michael, als er den Korb auf den Sand in der Kiste stellte. »Du hast Caitlins Haare nach Aurora gebracht, um ihr zu helfen, erinnerst du dich? Das hier ist dasselbe. Wir möchten nur, dass du diesen Korb zu Belladonna bringst. Stell ihn einfach da hin, wo sie ihn findet. Es ist wichtig. Du kannst das. Wir wissen es.« Michael blickte über die Schulter und machte eine kreisende Handbewegung - »sag was!«, hieß die Geste.
    »Wenn du das tun könntest, würde es den Menschen, die sie lieben, sehr viel bedeuten«, sagte Sebastian. Er klang nicht sehr zuversichtlich, obwohl es seine Idee gewesen war. Doch wenigstens versuchte der Rechtsbringer nicht, die Welt mit falscher Inbrunst zum Narren zu halten.
    Michael trat einen Schritt zurück und kauerte sich unter den Regenschirm, den Sebastian in der Hand hielt, und gab dem anderen Mann einen Moment, um die Macht der Inkuben zu wecken. Dann zog er seine Flöte hervor und begann zu spielen.
     In der Nähe des Brunnens stand ein Korb auf dem Boden, und eine Resonanz hallte durch die Strömungen dieses alten Gartens.
    Vorsichtig bewegte sie sich auf den Korb zu, erwartete eine Art Falle zu finden, rasend vor Wut, dass jemand es gewagt hatte, ihr Lager zu betreten. Doch da war nichts in dem Korb außer einer Schüssel, einem Löffel und einem verschlossenen Becher … Suppe.
    Etwas kitzelte am Rande ihrer Erinnerung, ein schmerzvolles Prickeln, wie ein eingeschlafenes Glied, das wieder erwacht. Und diese Resonanz. Sie fühlte, wie sie einen Haken in die Narbe auf ihrer Brust schlug, wie er sich in sie hineingrub und festsetzte. Und aus diesem Haken floss ein winziger, dünner Faden Licht nach draußen, an irgendeinen Ort jenseits ihrer Landschaften. Sie sollte ihn ausreißen. Würde ihn ausreißen. Doch der Faden war erfüllt von jener Resonanz.
    Sie blickte auf den Becher mit der Suppe - und ihr Magen knurrte. Also goss sie ein wenig in die Schüssel und verschloss den Becher wieder, bevor sie nach dem Löffel griff und probierte.
    Der Klang zwitschernder Vögel aus dem Zimmer neben der Küche. Zwei Jungen an einem Tisch. Ihr Bruder Lee und...
    So wachsam, so argwöhnisch, so stark der Wunsch, dazuzugehören. Sie fühlte eine Verbindung zwischen seinem Herzen und dem ihren, wusste, die Resonanz dieses Noch-Fremden würde ihr Leben begleiten.
    Sebastian.
    Ihm zuzusehen, wie er die Suppe aß, die ihre Mutter gekocht hatte. Ihm zuzusehen, wie er den Geschmack genoss, die Freude der Sinne, Suppe und Brot an einem Tisch zu essen, an dem mit den Mahlzeiten auch Liebe serviert wurde.
    Lee. Sebastian. Nadia.
    Sie schleuderte die Schüssel von sich. Versuchte, die Erinnerung mit fortzuwerfen. Doch die Erinnerung war hartnäckiger, hatte sich bereits in den vernarbten Teil ihres Selbst gegraben.
    »Mutter.«
    Nadia war nicht hier. Konnte nicht hier sein. Auch Lee nicht. Oder Sebastian. Aber der Korb …
    Dann hörte sie es. Die Musik, die der Resonanz eines Jungen entsprach, der vor so vielen Jahren einen Haken in ihrem Herzen versenkt hatte. Jetzt war es zu spät. Zu spät. Sie hatte es einmal geschafft, diese Resonanz aus ihrem Herzen zu reißen, doch sie konnte es nicht noch einmal tun. Nicht noch einmal.
    In diesem Moment, schwebend zwischen der Dunkelheit, die sie empfinden konnte, und dieser Resonanz namens Sebastian, die die Sehnsucht in ihrem Herzen weckte, erfasste sie eine weitere Resonanz. Das schwächste Flüstern nur, das geringste Ziehen.
    Ein Versprechen.
     

Kapitel 35
     Am nächsten Morgen trat Michael nach draußen und sah die beiden Männer an, die auf ihn warteten.
    »Ihr seid schon hier?«, fragte er.
    Teaser grinste. »Du bist ein Faultier, ein Tagedieb und ein … Was war gleich das andere Wort?« Mit hochgezogenen Brauen blickte er zu Sebastian.
    »Ich glaube, er versteht dich schon«, sagte Sebastian zuversichtlich. »Wir sind schon lange genug hier, damit die Damen eine Einschätzung der Gartenarbeitstalente der Teilnehmer erstellen konnten.« Er reichte Michael einen Rechen.
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