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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Anne Bishop
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Musik, die sich der Berührung ihrer Hand erinnerte, des Gefühls ihrer Lippen auf den seinen, des Wunders, in ihr zu sein.
    Tränen rannen ihm über das Gesicht, und die Erinnerungen zerrissen ihm das Herz, doch er spielte weiter.
    Und bemerkte gar nicht, wann der Strauß Veilchen verschwand.
     Sie hob den kleinen Blumenstrauß auf und fühlte die Resonanzen, die Namen hatten, Gesichter, Erinnerungen. Hübsche kleine Veilchen mit grausamen Haken, die sich immer tiefer in sie gruben, bis sie weinte vor Schmerz, sich dieser Namen, dieser Gesichter zu erinnern. Die Qual aus sich herausschrie, diese Namen, diese Gesichter berühren zu wollen.
    Ich gehöre nicht dorthin. Nicht mehr.
    Doch die Haken gruben sich tiefer, tiefer, tiefer. Und aus den dünnen Fäden, die in einer anderen Landschaft verankert waren, strömte Licht.
     Welt?, flüsterte Er. Welt? Ist dort Licht?
     

Kapitel 36
    Welt?, flüsterte Er. Welt? Ist dort Licht?
    Ephemera floss durch die Strömungen der Insel im Nebel. Die Welt hörte dem Weltenfresser nicht zu. Wollte  nicht zuhören. Doch die Frage, die durch die Strömungen im verbotenen Teil ihres Selbst floss, brachte sie zurück zur Sandkiste, in der die Musik jeden Tag mit ihr spielte.
    Ein Herzenswunsch strömte aus dem verbotenen Ort.  Ihr Herzenswunsch. Doch die Musik antwortete nicht, bat die Welt nicht, die richtige Antwort zu senden. Die Musik lernte noch, ein Wächter zu sein. Vielleicht wusste die Musik es nicht?
    Sie war die Letzte in der Schule gewesen, die mit ihr gesprochen hatte, mit ihr gespielt und ihr geholfen hatte, sich zu gestalten. Die verstanden hatte, wie man der Welt als Wächterin dient. Im Gegensatz zu allen anderen vor ihr hatte sie zugehört, als die Wächter der Dunkelheit kamen, und die Welt versucht hatte, sie zu retten. Die Welt hatte Licht gefunden, und sie war ihr gefolgt.
    Die Welt hatte Licht gefunden. Und sie war ihr gefolgt.
     Eine Lichtung zwischen den Bäumen, auf der man zuschauen konnte, wie der Mond über den See schien. Und da war diese Resonanz mit Namen Sebastian und malte eine dunkelhaarige Frau, die ein Kleid trug, das so stofflich schien wie die Strahlen des Mondlichts.
    »Hier gehörst du hin«, sagte er. »Hier solltest du sein.«
    »Ich kann nicht.«
    »Du kannst«, sagte der Geliebte, der sie schützend in den Armen hielt. »Ich bin einen weiten Weg gegangen, um den Schatz in meinem Herzen zu finden. Bitte mich nicht, ihn gehen zu lassen.«
    Sie fühlte seine Präsenz schwinden, doch Sebastians Resonanz war noch immer da, so stark wie die Erinnerungen, so voller Versprechen wie ein Sonnenaufgang. Und dann …
    Nebel. Und Musik. Die hellen Klänge der Flöte brachten sie zum Lächeln, und die Trommel erhitzte ihr Blut, bis ihr Herz im selben Rhythmus schlug.
    Die Musik wurde leiser, als hätte jemand eine Tür geschlossen, und sie stand draußen im Nebel. Seine Arme schlossen sich um sie, zogen sie nach hinten gegen die Wärme seiner Brust.
    Sie hörte die Trommel im Takt seines Herzens, wusste, die hellen Klänge der Flöte würden in seiner Stimme liegen, in seinem Lachen.
    »Ich kann die Musik hören«, sagte sie. »Ich kann die Musik in dir hören.«
     Die Musik rann über ihre Haut, sang in ihrem Blut, klang durch die vernarbte Leere ihrer Brust. Sie schluckte und schmeckte Tränen - und wusste nicht, ob es ihre eigenen waren oder die eines anderen.
    Lieber wollte sie schlafen. Einfach schlafen. Die Musik war ein schöner Traum. Sie könnte diesem Traum folgen und für immer entkommen.
    Doch Licht strömte aus der Musik, nährte die ausgehungerten Strömungen dieser Landschaft. Weckte die Bestien.
    Sie rollte sich auf die Seite und zwang ihre verklebten Augen, sich zu öffnen und in Richtung des Brunnens zu blicken.
    Dann kam sie mühsam auf die Füße und stolperte auf  den Brunnen zu. Und auf das Stück Boden, das im Licht  erglühte.
    »Nein«, stöhnte sie, als sie die Herzenshoffnung erblickte, die im Sand wuchs. »Oh, nein.«
    Die Größe der Pflanze war überwältigend genug, doch es waren die Blüten, die ihr Herz vor Erstaunen schmerzen ließen. Sie bewegten sich zwischen einem Weiß, so rein wie die Hoffnung, bis hin zum tiefen Rot der Leidenschaft.
    Die Kriegerin des Lichts muss vom Dunklen Becher trinken. Dessen erinnerte sie sich jetzt - erinnerte sich daran, was sie getan hatte. Die Kriegerin des Lichts muss sich für immer vom Licht abwenden. Doch jetzt erklang das Licht dennoch in ihr. Klang, sang, zog mit dem
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