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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami
Autoren: Detlef Uhlmann
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Einfall, aber ich schwieg weiter. Ich konnte schließlich nicht Au fein rufen, wenn ich es mir nicht leisten konnte, schon wieder Urlaub zu machen
    »Was hältst du eigentlich von Autos, Großer?«
    »Hab schon zwei!«, wiegelte ich ab.
    »Nein, nicht selber fahren. Zuschauen!«
    »So wie alle, ja?«
    »Ich glaub nicht, dass alle im Privatjet nach Monza geflogen werden, um beim Autorennen dabei zu sein!« Hartmut grinste breit und setzte die Flasche an.
    Der Flug nach Italien war also umsonst, das F1-Centrale-Ticket würde mich 600, die Übernachtung 2000 – 3000, das Wochenende mit Restaurants und Sonstigem also maximal 4000 kosten. Das war ein Klacks im Vergleich zu den Verdienstmöglichkeiten, die sich daraus ergeben könnten. Hartmut war immer umgeben von äußerst finanzkräftigen Männern und ich von willigen Damen. Als mir mein Freund die Flasche reichte, stand mein Entschluss fest.
    »Wann geht’s los?«, fragte ich und fühlte wieder die alte Zuversicht in mir.
    »So gefällst du mir schon besser, Detlef!«, verkündete Hartmut und drückte mir die Flasche in die Hand.
    »Auf die Größten!«
    »Die Allergrößten!«, pflichtete er mir bei.
    Simone hatte sich beruhigt. Ich hatte ihre Kreditkarten wieder entsperren lassen, trotzdem zog sie sich immer mehr von mir zurück. Um ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht mehr, was sie den ganzen Tag machte. Und es war mir auch egal. Im Gegenzug schien sie sich für mich auch nicht mehr zu interessieren. Ich sagte: Ich fahre weg und sie sagte: gut. Das enthob mich von nervenden Erklärungen und trug dazu bei, eine gewisse Harmonie zwischen uns aufrechtzuerhalten. Mein Sohn entwickelte sich prächtig und wurde mir immer ähnlicher. Er hatte wunderschöne blonde Locken und einen exquisiten Geschmack. Meine Mey übernahm lächelnd den Teil der Ehe, der mit den Jahren ganz allgemein langweiliger zu werden pflegt. Und mit Hartmut hatte ich nicht nur einen echten Freund an meiner Seite, sondern auch jemanden, der mich an die Menschen vermitteln konnte, die mir über die momentane Durststrecke hinweghelfen würden. Wenn man über den Marktwert einer Immobilie sagte, es käme nur auf eines an, nämlich auf die Lage, dann müsste man, bezogen auf ein Unternehmen, sagen: nur auf die richtigen Kontakte. Hartmut stellte den Kontakt zu Diederich her, einem äußerst erfolgeichen Berater, und zu Klaus, der mir als kompetenter und einfallsreicher Mann vorgestellt wurde. Gemeinsam würden wir das Bel Ami aus den roten Zahlen rausholen.
»Rien ne va plus.«
    Diederich machte sich sofort an die Arbeit. Er kümmerte sich um alles und hielt mir die Sorgen vom Leib. Wenn es ihm mal nicht restlos glückte, dann gab es immer noch Hartmut, Mey und Opium. Diederich verdankte ich auch die Interview-Anfrage vom Playboy . Der letzte Artikel war schon Jahre her und hatte damals einen regelrechten Boom ausgelöst. Ich kaufte mir also einen silbernen Anzug, versammelte meine schönsten Mädchen um mich, erwartete die Reporter und das Kamerateam und ging davon aus, dass mir der Artikel einen ähnlichen Erfolg bescheren würde.
    Playboy: »Herr Uhlmann, wie viel kostete denn die teuerste Nacht im Bel Ami ?«
    Uhlmann: »125 000 Euro!«
    Die Auswirkungen, die diese Antwort hatte, waren ungeheuerlich. Dabei entsprach die Zahl lediglich den Tatsachen. Simone wusste natürlich wieder alles besser. Wie ich so etwas hätte sagen können, außerdem seien es doch D-Mark gewesen, und warum ich nicht einfach meinen Mund gehalten hätte. Sie hatte überhaupt keine Ahnung, wie man ein Geschäft führte. Außerdem konnte man schwerlich ein Interview geben, indem man schwieg! Der Artikel über den »Roten Baron«, – diese Bezeichnung fand ich übrigens sehr gelungen – schlug jedenfalls ein wie eine Bombe. Und die Detonation war laut genug, um auch im Finanzamt gehört zu werden. In der darauffolgenden Woche waren zwei Beamte der Steuerprüfung der Meinung, ich würde ihnen 900  000 Euro schulden. Aber nicht mit mir! Wenn ich mein Geld hätte verschenken wollen, wäre ich wohl kaum der Detlef Uhlmann geworden, der jetzt vor diesen vom Leben vergessenen Schreibtischtätern stand. Ich übergab die Sache Diederich und Klaus. Sollten die sich doch darum kümmern und für ihr Geld mal was Sinnvolles tun.
    »Wie wär’s dann mit heute Abend?«
    »Da bin ich zum Tennis verabredet!«
    »Es wäre aber wichtig, Detlef.«
    »Der Termin steht aber schon seit zwei Wochen. Und Wolfgang hat auch nicht immer Zeit.
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