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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami
Autoren: Detlef Uhlmann
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sein!«
    Der Dampf von unseren Körpern begann an den großen Panoramafenstern zur Straße zu kondensieren, aber nicht schnell genug, um mir die Sicht auf Simone zu nehmen, die, das Handy am Ohr, im Schnee zwischen den Koniferen stand und durch das verschlossene Eingangstor zu uns hinüberstarrte. Verdammte Scheiße, ich hatte nur ein Handtuch um die Hüften und war nach dem Saunagang sicher krebsrot im Gesicht. Mir war klar, wie das aussehen musste, auch welche Temperaturen draußen herrschten würden, aber es war mir egal. Ich hechtete zur Tür, riss sie auf und rannte halb nackt und barfuß die Auffahrt herunter. Hartmut schien mich zu beobachten, denn das Automatiktor öffnete sich mit einem leisen Summen, kurz bevor ich es erreicht hatte. Simone sah mich kommen und fing an zu brüllen:
    »Du Scheißkerl, du beschissener Lügner. Du arbeitest also, verdienst unser Geld, ja? Dein Sohn ist kein halbes Jahr alt, und du fickst schon wieder wie ein Karnickel in der Gegend rum!«
    »Simone, bitte, das ist nicht so, wie du denkst!«
    Das hätte ich nicht sagen sollen. Sie fing an zu kreischen wie eine Geisteskranke.
    »Nein, das glaub ich jetzt nicht. Nicht diesen Satz. Schnitt! Macht die Kameras aus! Ist das beschissen!«
    »Wirklich! Da ist nichts gelaufen. Wir waren nur in der Sauna, Simone. Ich bin Geschäftsmann, das gehört einfach dazu. Ich liebe dich. Nur dich! Du musst mir glauben, Simone.«
    Ich fiel vor ihr auf die Knie, und dann hörten wir beide zur gleichen Zeit das Gejohle aus Hartmuts Villa.
    »Mit diesen Nutten da? Sind das etwa deine Geschäftspartner? Was kaufen die dir denn ab? Deine stümperhaften Lügen?«
    Mit ausgestrecktem Arm zeigte sie auf das leicht bekleidete Publikum hinter der großen Fensterfront, das die peinliche Szene mitverfolgte. Simone schaute auf mich herab und verspottete mich. Mich!
    »Bitte, Simone, du darfst nicht gehen! Ich kann dir alles erklären! Ich liebe doch nur dich!«
    Aber sie war schon in ihr Auto gestiegen und ließ den Motor aufheulen. Kleine Steine flogen wie wütende Geschosse unter den durchdrehenden Reifen vor. Sie gab Vollgas und vergaß dabei das Lenkrad. Mit mindestens 40 Kilometer pro Stunde fuhr sie in meinen schönen Bentley hinein, drehte ab und raste davon.
    Ich zitterte am ganzen Körper. Der Schotter von Hartmuts Auffahrt klebte an meinen Knien. Aufreizend langsam löste sich die Stoßstange meines Wagens, fiel zu Boden und blieb, ein unschuldiges Opfer, stumm liegen.
    »Komm wieder rein, Großer. Du holst dir noch den Tod.«
    Hartmut legte mir einen Bademantel um und schob mich ins Haus zurück.
    »Die kriegt sich schon wieder ein, wirst sehen. Ich ruf sie morgen an und werd schwören, dass du keine angefasst hast. Das wird schon wieder. Glaub mir!«
    Drinnen herrschte größte Ausgelassenheit. Schön, dass es allen so gutging. In diesem Fall hätte ich es allerdings besser gefunden, wenn nicht ich, sondern ein anderer die Zutaten zu der Party organisiert hätte.
    »Lucie, hol uns ein bisschen Stoff runter. Mein Freund hier sieht aus, als wenn er einen kleinen Ego-Shooter gebrauchen könnte.«
    Brauchte ich den? Es wäre mir lieber gewesen, wenn Lucie meine Frau hätte zurückholen können. Verdammte Scheiße! Was hatte ich denn getan?
Meuterei
    Ein paar Wochen vergingen, die Sache vor Hartmuts Villa im Grunewald war vergessen. Simone kümmerte sich rührend um Jonas. Ich hatte meinen Bentley gegen einen neuen ausgetauscht und, weil ich gerade dabei war, noch einen wunderschönen Mercedes SL oben draufgepackt. Simones Jaguar ließ sich prima reparieren, und sie war erleichtert, mich von einem dritten Neukauf abbringen zu können. Natürlich hielt sie mir mal wieder zu hohe Ausgaben vor. Ob ich denn wirklich immer First Class fliegen müsse, ob die Fünfsterne-Suiten nötig seien, die vielen Geschenke seien es jedenfalls nicht. Immer wieder nur Vorwürfe, Vorwürfe. Vielleicht sollte ich mir jemanden suchen, der sich dankbarer zeigte?
    Meine Erfahrungen mit Simone fasste Hartmut kurz und sehr treffend in dem Satz zusammen: Du kannst deine Frau ruhig in die Bücher schauen lassen – aber niemals in alle! Der hatte gut reden  – und außerdem keine Frau. Seit Jonas abgestillt war, begann sich Simone erneut in mein Geschäft zu drängeln. Sie kam wieder öfter ins Bel Ami , ließ mich nicht aus den Augen und steckte ihre Nase in Ordner und Konten, die sie, wie ich fand, nichts angingen. Sie stand hinter der Bar, ihr Vater lief als Hausmeister überall
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