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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami
Autoren: Detlef Uhlmann
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auf uns. Ist ja nur Geld, Detlef. Na klar, fand ich auch. Ich war kein Schmarotzer und achtete peinlich genau darauf, die Hälfte der Rechnungen selbst zu bezahlen. Ich hatte mich noch nie aushalten lassen, auch von Katja nicht, die mir ja nur Geschenke gemacht hatte. Noch immer im Mey-Rausch, verließ ich Hongkong nur ungern. Aber ich hatte ihr meine Telefonnummer dagelassen und hoffte inständig, sie möge ihr Versprechen halten und Anfang nächsten Jahres nach Berlin kommen.
    »Kontrollanruf für dich, mein Großer«, spottete Hartmut und reichte mir mein Jackett, aus dem Goldeneyes zur dritten Wiederholung ansetzte.
    »Bestell ihr liebste Grüße von mir!«
    Manchmal war er unerträglich.
    »Hey Süße, alles gut bei euch?«
    »Die Messe hat begonnen und der Laden brummt. Du brauchst dir also keine Sorgen machen. Aber du fehlst hier trotzdem, Detlef.«
    »Ich weiß, Süße. Aber wir haben doch alles genau besprochen. Du weißt, wie sehr ich mich auf diese Reise gefreut habe. Wir sind übrigens erst heute Morgen gelandet und sitzen jetzt beim Abendbrot.«
    »Das gerade kalt wird«, warf Hartmut ein.
    »Ihr seid auf Hawaii?«
    »Was ist vorbei? Ich versteh dich ganz schlecht!«
    »Ich muss dir etwas sagen, Detlef.«
    »Hat das nicht bis später Zeit?«
    »Du wolltest mich gestern schon zurückrufen. Es ist wichtig!«
    »Geht’s um Geld?«
    »Nein, verdammt noch mal. Es geht nicht immer nur um Geld!«
    »Hör zu, Süße. Es ist wirklich total ungünstig jetzt. Ich versprech dir, dass ich dich gleich nach dem Essen zurückrufe. Gestern waren wir den ganzen Tag …«
    »Detlef! Ich bin schwanger!«
    »Was?«
    »Schwanger! Schon im vierten Monat!«
    »Aber das ist großartig, wunderbar. Warum sagst du mir das erst jetzt?«
    »Ich wollte diesmal ganz sicher sein … Detlef. Ich brauche dich hier. Ich hab Angst, dass wieder was passiert. Kannst du nicht früher kommen?«
    »Was sagt denn der Arzt?«
    »Es sieht alles sehr gut aus, sagt er.«
    »Na, das ist doch super. Ich freu mich ja so, mein Schatz. Ich ruf dich heut Abend noch mal an, versprochen? Ich küsse dich! Bis gleich, ja?«
    Ich legte auf und betrachtete das dampfende Kalua Pig vor mir. Da wurde ich also Vater. Wie das wohl sein würde, so ein kleines Baby in den Armen zu halten, das ich gemacht hatte? Auf jeden Fall würde es ihm nie an etwas fehlen. Jeden Wunsch würde ich ihm erfüllen, die beste Schule würde es besuchen. Ich war fast funundfünzig und hatte es weit gebracht. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie stolz mein Sohn sein würde, wenn er begriff, wie reich und berühmt sein Vater war. Ja! Ich wollte es unbedingt: Vaterglück.
    »Wir müssen abbrechen, Hartmut!«
    »Was?«
    »Simone ist schwanger, und ich will zurück nach Berlin!«
    »Bist du verrückt? Iss erst mal dein Huhn auf, Großer, und komm wieder runter! Wir sind gerade mal vier Wochen unterwegs, und ich storniere doch nicht sämtliche Hotels.«
    Hartmut richtete das fettige Fischmesser auf mich, als wollte er mich damit filetieren. Er sah wirklich ärgerlich aus. Also hielt ich meinen Mund.
    »Was willst du denn zu Hause machen? Ihr den Bauch streicheln, Tee kochen? Du kannst doch gar nichts tun! Sie ist schwanger, und das dauert. Wenn ich mich recht erinnere, viele Monate. Wann ist denn der Termin?«
    »Hab ich vergessen zu fragen. Aber sie hat gesagt, sie ist jetzt im vierten Monat.«
    Hartmut rechnete kurz. »Na, dann passt das ja. Ungefähr in fünf Monaten wollten wir ja sowieso wieder zurück sein!«
    Er legte sein Messer beiseite, winkte der kleinen, braunen Kellnerin, deren Kleidung fast ausschließlich aus einer Lei bestand, und rief:
    »Hallo, den besten Champagner, den ihr hier habt, für meinen Großen hier! Er wird nämlich Vater! Und ihr zwei Süßen da hinten! Kommt her, setzt euch zu uns! Ach was, eine Runde für euch alle hier! Auf meinen Freund und zukünftigen Papa!«
    Mahalu! Mahalu! riefen jetzt alle, was wohl so viel wie Prost oder viel Glück heißt. Man stieß auf mich an, klopfte mir auf die Schultern, alle Mädchen lächelten mich an, umarmten oder küssten mich. Ich war der Held des Abends. Auch dafür bewunderte ich Hartmut: Mit größter Selbstverständlichkeit schaffte er es immer wieder, uns beide in den Mittelpunkt zu rücken und aus einem normalen Restaurantbesuch eine Party zu machen.
    »Diesmal müssen wir aber zurück, Hartmut! Sie sagt, in den nächsten Tagen kommt das Baby auf jeden Fall!«
    Hartmut rekelte sich schläfrig auf der Strandliege
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