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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami
Autoren: Detlef Uhlmann
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Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es auf ein paar Stunden ankommt!«
    »Du musst ja wissen, was dir wichtiger ist.«
    Wütend legte ich auf, wählte Wolfgangs Nummer und sagte ab.
    Um sieben fand ich mich in Diederichs Büro ein. Er hatte mehrere Aktenordner vor sich aufgebaut und sah mich ernst an. Klaus wirkte entspannter. Er kam auf mich zu und schüttelte mir die Hand.
    »Schön, dass du doch noch Zeit gefunden hast. Diederich hat mir erzählt, dass du extra einen Termin verschieben musstest. Er macht sich Sorgen.«
    »Ich mir langsam auch. Was konnte denn nun keinen Tag warten?«
    Ich hatte mich in den dunkelgrünen Ledersessel gesetzt und fand es irgendwie unangenehm, dass ich in der Mitte saß, während sich Klaus und Diederich an den Stirnseiten des Tisches gegenüberhockten.
    »Ich habe die letzten Tage und Nächte damit zugebracht, mir die Steuerunterlagen der letzten acht Jahre anzusehen«, begann Diederich von links und blätterte dabei in den Akten vor sich.
    Was hast du denn dann in den Monaten davor gemacht, dachte ich, verkniff mir aber die Bemerkung.
    »Da hat sich ja einiges angehäuft, Detlef!«
    »Ach was, und deshalb sollte ich herkommen? Das wusste ich schon!«
    »Detlef!«
    Das war Klaus, ich drehte mich nach rechts.
    »Die Sache ist die: Der Laden ist nicht mehr zu halten!«
    »Das ist nicht euer Ernst, oder? Wozu bezahl ich euch denn, wenn ihr beim erstbesten Problem den Schwanz einzieht, sofern ihr überhaupt einen habt!«
    »Es ist mir durchaus klar, dass du sauer bist und von Schwänzen mehr verstehst als wir«, Diederich versuchte sich von links mit einem Lächeln. »Aber wir verstehen was von Büchern, und ich muss Klaus leider recht geben. Das Bel Ami ist pleite!«
    »Dann nehmen wir eben einen Kredit auf. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Immer!«, erklärte ich den beiden Schwachköpfen.
    Von rechts: »Da muss ich dir widersprechen, Detlef!«
    Von links: »Es sei denn, du würdest den Verkauf des Bel Ami s auch als Lösung bezeichnen!«
    »Das ist keine Lösung, das ist Kapitulation! Das kommt überhaupt nicht infrage!«, brüllte ich und sprang auf. Ich hoffte, dass ich in den polierten Nussbaumregalen einen Brandy oder sonst etwas fand, das mich beruhigen würde.
    Diederich von links: »Komm, setz dich doch wieder. Uns ist klar, dass die Sache sich nicht schön anhört, aber bei genauerer Betrachtung hat Klaus da eine ziemlich geniale Idee. Hör sie dir doch erst einmal an!«
    Also setzte ich mich wieder, Blickrichtung rechts: Klaus.
    »Also«, begann der, »es gibt die Möglichkeit, eine neue GmbH zu gründen. Die entsprechenden Unterlagen habe ich hier schon mal vorbereitet.« Liebevoll strich er über eine schwarze Mappe, die zugeklappt vor ihm lag. »In dieser GmbH wird dein Name nirgendwo mehr auftauchen.«
    Kopf nach rechts: »Weil es juristisch einwandfrei und nach geltendem Gesetz absolut legal ist.« Wieder wurde das Mäppchen gestreichelt.
    »Ich verstehe noch immer nicht?«
    Antwort links, Diederich: »Alles wird laufen wie bisher. Du arbeitest als Subunternehmer ganz normal weiter.«
    Von rechts: »Beziehungsweise das Bel Ami .«
    Ich: »Das mir ja aber nicht mehr gehört!«
    »Aber doch nur auf dem Papier , Detlef!«, erklärten Klaus und Diederich.
    Von dem ständigen Links-Rechts war mir schwindlig geworden, ich konnte mir jetzt vorstellen, wie es einem Tennisball während eines Matches ging. Ich stand wieder auf und lief durch den Raum.
    Das Bel Ami gehörte mir! Ich war das Bel Ami ! Wenn ich es jetzt verkaufen würde … musste es ja keiner erfahren! Äußerlich würde alles beim Alten bleiben, und wenn diese verdammte Wirtschaftskrise endlich vorbei war, könnte ich die ganze Aktion ja wieder rückgängig machen. Ich war der Mann, der stets die richtigen Entscheidungen traf. Das war mein Leben lang so gewesen. Warum sollte es jetzt anders sein? Und Angst vor Abenteuern hatte ich doch noch nie gehabt! Warum diesmal? Weil du von diesen Dingen zu wenig verstehst! , meldete sich eine besorgte Stimme. Stopp mal: Frauen verstand ich auch nicht, und sie hatten mich trotzdem reich gemacht. Detlef Uhlmann war weder ängstlich noch mutlos oder willensschwach. Wenn diese Unterschrift der einzige Weg war, mich aus dem Schlammassel rauszuholen, dann würde ich sie leisten – und zwar sofort!
    »Wo muss ich unterschreiben?«
    Zu dritt fuhren wir ins Bel Ami und feierten unseren Plan.
    Es war früh um vier, und irgendein Blauschwänzchen oder Grünkehlchen
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