Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
nicht wahr?“ Ich habe keine Ahnung, woher diese Frage und das vielsagende Lächeln in meinem Gesicht kamen. Vielleicht war es eine Art Abwehrmechanismus, vergleichbar mit einer reflexartigen Bewegung beim Judo. „Sie sind ein typischer Löwe, das erkenne ich sofort!“
    „Stier“, erwiderte er und sah mich scharf an, wie es die Leute häufig tun, wenn ich plötzlich das Thema wechsele und auf etwas Astrologisches zu sprechen komme. „Warum?“
    Seinem Ton nach wollte er wohl wissen, warum um alles in der Welt ich ihn so etwas fragte, doch mein Mund war bereits auf, und die Wörter sprudelten nur so aus mir heraus: „Das erklärt die blauen Sprenkel am Rand Ihrer Aura. Sinnlich-gelassen.“
    Er zog die Augenbrauen hoch. „Wie bitte? Wovon reden Sie, zum Teufel?“
    Das bekam ich häufig zu hören. „Der Stier wird von der Venus beherrscht, der Göttin der Liebe und Schönheit“, erklärte ich. „Das ist Ihre Sonnenenergie - das meinen die Leute, wenn sie von Sternzeichen sprechen -, Ihr Sonnenzeichen also. Jedenfalls ist der Stier sehr zuverlässig, standhaft und loyal, aber insgeheim auch sehr ... sexy.“
    „Oh-oh“, machte Dominguez spöttisch, als hielte er mich für völlig übergeschnappt, doch er zwinkerte verschmitzt. Anscheinend hatte ich wieder etwas gesagt, das mich für die Kategorie „verrückt, aber irgendwie süß“ qualifizierte.
    „Lassen Sie sich doch mal von mir Ihr Geburtsdiagramm erstellen“, schlug ich ihm vor. Dann hörte ich - Göttin sei Dank - auf zu reden.
    Dominguez starrte mich an. Ich wusste nicht, was er dachte, aber er musterte mich im Zeitlupentempo von oben bis unten. Ich lächelte tapfer, wenn auch reichlich angespannt. Wenn er mich noch ein bisschen länger so ansah, verlor ich entweder das Bewusstsein oder ich übergab mich oder gestand ihm alle Verbrechen, die ich begangen hatte, seit ich mit sechs Jahren versehentlich mit einem nicht bezahlten Weingummi in der Jackentasche den Supermarkt verlassen hatte. Schließlich grinste er. „Okay, warum eigentlich nicht? Klingt lustig.“
    „Großartig!“, rief ich entschieden zu begeistert und kramte hastig Papier und Bleistift unter der Kasse hervor. „Also, dann sagen Sie mir, wo Sie geboren wurden!“
    „In Barcelona.“
    „Echt? In Spanien?“ Oh ja, dachte ich lächelnd, in ihm steckt wahrhaftig ein kleiner Antonio Banderas! Ich hätte gern gewusst, wie er zu seinen verblüffend blauen Augen gekommen war, aber es erschien mir ein wenig unhöflich, ihn nach seiner ethnischen Abstammung zu fragen.
    „Ich erinnere mich nicht mehr daran. Ich habe nur die ersten paar Monate meines Lebens dort verbracht. Müssen Sie sonst noch etwas wissen?“
    „Ich brauche Ihr Geburtsdatum.“
    „Zweiter Mai neunzehnhundertsiebzig.“
    Ich sah überrascht auf. Er war jünger, als ich gedacht hatte. Vielleicht lag es an dem Druck, unter dem er stand, weil er übersinnliche Fähigkeiten hatte, ohne sich darüber im Klaren zu sein; noch dazu in einem Beruf, in dem man Sachen sah, wie er sie zweifellos zu sehen bekam, und regelmäßig von netten Leuten wie mir belogen wurde, doch ich hätte ihn gut und gern auf Mitte vierzig geschätzt. Er hatte kleine Fältchen um Mund und Augen, als blinzelte er oft in die Sonne. Vielleicht waren es aber auch Lachfältchen. Sie standen ihm auf jeden Fall gut. Er sah aus, als hätte er schon eine Menge gesehen und einiges an Lebenserfahrung gesammelt.
    Als ich merkte, dass ich ihn anstarrte, fragte ich rasch: „Wissen Sie zufällig, um wie viel Uhr Sie geboren wurden? Ich muss es auf die Minute genau wissen. Manchmal steht es in der Geburtsurkunde. Oder vielleicht erinnert sich Ihre Mutter daran.“
    „Zweiundzwanzig Uhr vierunddreißig. Mein Vater hat auf die Uhr geschaut.“ Als ich Dominguez überrascht ansah, erklärte er: „Er hört nicht auf, davon zu erzählen, dass er dabei war. Er hat dem Arzt anscheinend geholfen, mich aufzufangen oder so.“
    Ich nickte und notierte mir die Daten. „Ihr Geburtsdiagramm ist in ein paar Tagen fertig.“
    „Gut. Ich würde nämlich gern noch einmal vorbeikommen, wenn Garnet auch im Laden ist.“
    „Garnet?“, fragte ich verwirrt, weil ich mein kleines Täuschungsmanöver schon wieder vergessen hatte. Dann merkte ich, wie schlagartig die Farbe aus meinem Gesicht wich. Ich konnte nur hoffen, dass meine Reaktion unter der dicken Puderschicht verborgen blieb. Um davon abzulenken, nahm ich mir rasch einen von den gefälschten Geldscheinen und hielt ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher