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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl
Autoren: Tate Hallaway
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sah mich mit Leidensmiene an, kramte eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie mir. „Sagen Sie Garnet bitte, sie möchte mich anrufen, ja?“
    „Natürlich“, entgegnete ich und steckte das geprägte Kärtchen in meine Brieftasche.
    „Typisch! Die weichen einem immer aus“, murmelte William, als Dominguez zur Tür ging. „Scheiß-FBI!“
    Ich nickte, obwohl ich ihm gar nicht richtig zugehört hatte. Dominguez drehte sich noch einmal zu uns um, und ich winkte ihm lächelnd. Dann verließ er den Laden und verschwand auf der State Street in der Menge.
    In diesem Moment gaben meine Beine nach, und ich sackte hyperventilierend zu Boden.
    „Oh Gott, Garnet!“, rief William, kam hinter die Theke und kniete sich neben mich.
    Er starrte mich entsetzt an, und da ich Probleme hatte, meine Atmung zu kontrollieren, starrte ich mit offenem Mund zurück.
    „Du bist nicht in Ohnmacht gefallen. Du hyperventilierst!“, stellte er mit bebender Stimme fest und riss die Augen auf wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Medizinische Notfälle waren nicht Williams Ding.
    Ich hätte ihn gern beruhigt, aber das war mir nicht möglich. Mein Gehirn hatte sich abgemeldet. Die einzigen zusammenhängenden Gedanken in meinem Kopf kreisten um die Vorstellung, den Rest meines Lebens in einem Bundesgefängnis zu verbringen, mit einer Zellengenossin namens Bull.
    „Du brauchst eine Tüte“, sagte William, kehrte mir für einen Moment den Rücken zu und kramte unter der Theke herum. Ich hörte ihn über die Vorzüge von Papiertüten im Vergleich zu Plastiktüten sinnieren, dann richtete er sich plötzlich ruckartig auf. „Rühr dich nicht vom Fleck!“, befahl er mir, „und stirb bloß nicht!“
    Ich steckte den Kopf zwischen die Knie, doch das hatte nur zur Folge, dass ich mir den Boden aus der Nähe ansehen konnte. Wir mussten unbedingt mal wieder feucht durchwischen. Wegen des ungewöhnlich frühen ersten Schnees waren die Dielen ziemlich schmutzig. Meiner Lederhose konnten die kleinen Schneematschklumpen zwar nichts anhaben, aber bei der Vorstellung, mit der Nase voran in diesem Dreck zu landen, begann ich, noch mehr nach Atem zu ringen. Meine Gedanken auf die dringend nötige Reinigung des Ladenlokals zu konzentrieren, half mir einen Moment lang, doch dann fiel mir auf einmal ein, dass der Boden mit Raureif bedeckt gewesen war, als ich mit der Mistgabel Löcher in die Gartenfolie gebohrt hatte, in die wir die Leichen der Vatikan-Agenten gewickelt hatten, bevor wir sie in Parrishs Van geladen hatten.
    Göttin, wie hatte ich mir nur einbilden können, dass wir mit dieser Sache ungestraft davonkamen?
    Ein plötzlicher Brechreiz überlagerte meinen Drang nach Luft; vor allem, weil William mit einer braunen Lunch-Papiertüte zurückkehrte, die nach dem Tofu-Curry-Salat von gestern roch. Er hielt sie mir vors Gesicht, und ich versuchte, sie wegzuschieben, doch er drückte sie mir mit einer überraschenden Unnachgiebigkeit an den Mund. Sein Gesicht war dem meinen ganz nah, und ich sah, dass er feuchte Augen bekam, als er mich anflehte:
    „Bitte, Garnet! Wag es nur nicht, ohnmächtig zu werden! Ich weiß dann nämlich nie, ob ich im Krankenhaus anrufen soll oder nicht!“
    Ich fing an zu lachen, doch davon musste ich husten. Nachdem ich ein paarmal in die Tüte geatmet hatte, ging es mir schon wieder etwas besser. „Bloß nicht! Kein Krankenhaus!“, krächzte ich.
    „Dann soll ich den Rettungswagen also wieder abbestellen?“, fragte William, doch als ich entsetzt die Augen aufriss und mir abermals der Atem stockte, hob er beschwichtigend die Hand. „Ungünstiger Zeitpunkt für einen Witz, oberungünstig! Siehst du, ich bin wirklich nicht gut in so was!“
    Ich bekam erneut einen Lach-/Hustenanfall und gab William einen Klaps aufs Knie. „Ist schon okay, mir geht es gut.“
    William legte die Tüte zur Seite, dann wischte er mir vorsichtig etwas aus dem Augenwinkel. „Dein Make-up ist verschmiert“, stellte er fest.
    Ich nickte und starrte auf den schmutzigen Boden. Dann hörte ich, wie William sich neben mir mit dem Rücken gegen die Theke lehnte.
    „Es geht um Minneapolis, nicht wahr? Um das, was Lilith getan hat, oder?“
    Ich sah ihn verdutzt an. Manchmal vergaß ich einfach, dass ich ihm eines meiner dunkelsten Geheimnisse anvertraut hatte.
    „Du musst ihnen die Wahrheit sagen, Marlena ! Siehst du denn nie fern? Die Cops kann man nicht belügen - die finden alles raus!“
    „William“, entgegnete ich. „Wer würde mir
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