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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl
Autoren: Tate Hallaway
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den Eindruck, dass Gold gut zu seiner warmen, braunen Haut passen würde. Sein pechschwarzes Haar trug er kurz geschnitten. Er wirkte proper und anständig - einfach völlig normal. Und genau das verriet ihn: Jemand, der so konservativ gekleidet war, kam in der Regel nicht in einen okkultistischen Buchladen.
    Ich überprüfte also rasch seine Aura. Er hielt sie dicht bei sich wie ein Zocker, der sich nicht in die Karten schauen lassen will. Sie war durch und durch golden.
    Wow! Der Cop hatte übersinnliche Fähigkeiten.
    Selbst die Aura meiner besten Freundin Izzy, die eine starke, wenn auch latente übersinnliche Veranlagung hatte, zeigte nur kleine goldene Sprenkel. Mir war noch nie jemand mit einer derart reinen magischen Aura begegnet. Wären sein zielstrebiger Gang, seine entschlossene Miene und seine kristallblauen, fast grauen Augen nicht gewesen, mit denen er mich durchdringend ansah, hätte ich meine Einschätzung, dass er ein Cop war, vielleicht noch einmal überdacht.
    „Gutes Timing!“, sagte ich zu ihm. Ich meine, wow – es waren keine zehn Minuten vergangen, seit der Zombie den Laden verlassen hatte. Wenn der Cop sich beeilte, konnte er den Kerl vielleicht noch schnappen.
    „Garnet Lacey?“
    „Mannomann“, sagte ich beeindruckt. Er wusste meinen Namen, und die Wahrscheinlichkeit, auf einen Gedankenleser von einem solchen Kaliber zu treffen, lag bei eins zu einer Million.
    Eigentlich hatte ich nicht viel für Cops übrig - hauptsächlich, weil ich mich immer, wenn ich mit ihnen zu tun hatte, dafür entschuldigen musste, dass es auf meiner Party zu laut geworden war oder dass ich unachtsam die Straße überquert hatte. Doch als Cop mit telepathischen Kräften setzte dieser Mann seine Fähigkeiten wirklich für etwas Gutes ein. Ich meine, er hätte beim Pokern in Las Vegas eine Menge Geld verdienen können, doch stattdessen fahndete er nach Zombie-Geldfälschern. „Verdammt cool!“, sagte ich.
    Er kniff die Lippen zusammen und schaute stimrunzelnd zu den Tarotkarten in der Auslage, die ich den ganzen Morgen umsortiert hatte. Wie peinlich! Wahrscheinlich hatte ich ihm das Gefühl gegeben, wie ein Tier im Zoo bestaunt zu werden, indem ich mich so beeindruckt von seinen Fähigkeiten gezeigt hatte.
    Er räusperte sich und musterte mich mit grimmigem Clint-Eastwood-Blick. „Sind Sie Garnet Lacey?“
    Ich stutzte. Er hatte doch schon meine Gedanken gelesen, oder? Aber vielleicht war er es nicht gewohnt, dass seine Kräfte einfach so akzeptiert wurden. Dabei hätte er wissen müssen, dass er in einem okkultistischen Buchladen leichtes Spiel hatte, wenn er mit seinen Kräften angeben wollte. Um ihm jedoch weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen, kam ich ohne Umschweife zur Sache. Ich hielt ihm einen der Scheine hin. „Das ist doch eine Frechheit! Ist das etwa schon in der ganzen Stadt im Umlauf?“
    Er warf irritiert einen Blick auf die Dollarnote. Ich schien ihn irgendwie aus dem Konzept gebracht zu haben. So viel zum Konzentrationsvermögen von Madisons Spitzenkräften.
    „Ich ermittle in einem Mordfall“, sagte er und zog ein aufklappbares Lederetui aus der Tasche, wie man es aus Kriminalfilmen kennt. Doch statt der goldenen Marke eines Detectives erblickte ich einen Ausweis mit einem Foto auf der einen Seite und einem Siegel und dem Akronym FBI in großen blauen Buchstaben auf der anderen. „Special Agent Gabriel Dominguez“, stellte er sich vor.
    Natürlich. Geldfälschung ist ein Verbrechen, das nach Bundesrecht geahndet wird.
    Dann machte es plötzlich klick. „Moment mal“, sagte ich. „Haben Sie gerade ,Mordfall‘ gesagt?“
    „Ja.“
    Ach so, er meinte den Zombie. Ich schüttelte den Kopf. „Der arme Junge.“
    Ich legte den Geldschein wieder auf die beschmutzte Theke und wischte mit dem Ärmel über die Glasfläche, während ich überlegte, ob ich Special Agent Dominguez erzählen sollte, dass der Tote, nach dem er suchte, vor wenigen Minuten den Laden verlassen hatte.
    Ich musterte ihn noch einmal prüfend. Dass er übersinnliche Fähigkeiten hatte, bedeutete nicht unbedingt, dass er sich auch mit der okkulten Unterwelt auskannte. Sein Blick war nicht übermäßig lang an dem silbernen „L“ in thebanischer Schrift hängen geblieben, das in meinem Ausschnitt baumelte, und er war nicht erschrocken zusammengezuckt, wie manche Sensitive es taten, wenn sie mir in die Augen schauten und die dunkle Gegenwart der Göttin Lilith spürten.
    Genau genommen wirkte Dominguez leider ziemlich
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