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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord
Autoren: Léo Malet
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Gerümpel. Ich stellte ein paar Sessel zur Seite, wirbelte eine
Tonne Staub auf, schluckte einen Teil davon und kämpfte mich so an mein erstes
Ziel heran.
    Seine Türen standen offen, und es war
leer. Eine kleine Kriechpartie unter einem Tisch hindurch, und ich lag vor dem
zweiten Büfett auf dem Bauch. Dieses Türchen nun war zu und, wie es schien,
abgeschlossen. Mit einem Schlüssel. Sollte der kleine...
    Das Geräusch, das der kleinere meiner
beiden Schlüssel in dem Schloß verursachte, war in meinen Ohren so laut, als
wäre eine Bombe eingeschlagen. Der Tisch stand vor dem Büfett und blockierte
die Tür. Doch konnte ich sie einen Spaltbreit öffnen, und das genügte mir. Ich
verdrehte ein wenig meinen Arm und langte ins Innere des Büfetts, stocherte
herum... und meine Hand stieß gegen etwas Ernstzunehmendes: eine prall gefüllte
Aktentasche, die sich hart anfaßte. Es gelang mir, sie durch den Spalt ins
Freie zu ziehen. Unter dem Tisch kauernd, in unbequemer Stellung vor dem Büfett
hockend, öffnete ich meinen Fund.
    Der Schmuck befand sich in der Tasche!
     
    * * *
     
    Ohne aufgehalten zu werden, verließ
ich das Fernsehgebäude. Ich ging zu meinem Wagen, legte die Beute auf den
Beifahrersitz und startete den Motor. Ich fuhr auf gut Glück durch Paris. Es
war mir ein dringendes Bedürfnis, tief durchzuatmen und meine Gedanken zu
ordnen. Als ich nach einer Weile auf meine Armbanduhr sah, stellte ich fest,
daß ich mich beeilen mußte, wenn ich die Sache heute noch zu Ende bringen
wollte. Ich vergewisserte mich, daß mir niemand folgte, und fuhr auf Umwegen in
die Rue Bleue. Dort hielt ich vor dem Juweliergeschäft meines Freundes Salomon.
Er war nicht da. Ich wartete. Wieder verging eine Weile. Endlich, so gegen
zwanzig Uhr, erschien Salomon mit seinem weißen Rauschebart. Ich zeigte ihm
zwei funkelnde Ohrclips.
    „Gute Arbeit“, stellte mein Freund
nach einem kurzen Blick auf die Schmuckstücke fest. „Wo haben Sie sie
gestohlen?“
    „Sagen wir, sie sind so etwas wie eine
kleine Provision. Könnten Sie ihren Wert schätzen?“
    „Nicht sofort. So was macht man nicht
einfach so. Außerdem muß ich noch eine dringende Arbeit erledigen, und ich bin
bereits im Verzug. Können Sie nicht bis morgen warten?“ Dann eben morgen! Auf
einen Tag früher oder später kam es mir nicht an.
    Gegen zehn Uhr fuhr ich zu mir nach
Hause. Es war schon eine Ewigkeit her, daß ich einen Fuß in meine Wohnung
gesetzt hatte. Man konnte meinen, ich hätte sie für immer aufgegeben. Sie
machte einen verlassenen Eindruck. Doch der Schein trog.
    Als ich die Haustür aufschloß, hörte ich
hinter mir Schritte. Schnell drehte ich mich um. Angela!
    „Guten Abend“, sagte sie. „Habe ich
Sie erschreckt?“
    „Was machen Sie denn hier?“
    „Na, na! Warum denn so brummig?“
    „Ich mag es nicht, wenn man mir
hinterherspioniert.“
    „Ich habe nicht spioniert. Ich... Ach,
verdammt nochmal! Ja! Seit Ihrem Telefonanruf am Montag stehe ich hier vor
Ihrer Wohnung und schiebe sozusagen Wache. Ziemlich idiotisch, weil ich ja
schließlich nicht vierundzwanzig Stunden ununterbrochen hier stehen kann, aber
trotzdem... Wissen Sie, ich habe sofort begriffen, daß Sie auf einer heißen
Spur sind. Hab mir gedacht, früher oder später kommt er schon nach Hause.
Nun...“
    „Haben Sie kein Vertrauen zu mir? Ich
habe Ihnen doch versprochen, Sie auf dem laufenden zu halten.“
    „Ja, natürlich, aber ich... Was haben
Sie denn da unterm Arm?“
    „Den... Schmuck!“ gelang es ihr
dennoch hervorzustoßen, nachdem sie tief durchgeatmet hatte. „Um Gottes
willen!“ Ihre Finger umklammerten meine Hand. „Das darf doch nicht wahr sein!
Sie machen sich über mich lustig.“
    „Kommen Sie, gehen wir hinauf. Dann
werden Sie ja sehen.“ Sie stieg die Treppe hoch, wobei sie sich ans Geländer
klammerte. Ihre Knie zitterten. Wenig später, in meiner Wohnung, zitterten ihr
nicht nur die Knie. Als sie vor dem Schmuck stand, der ausgebreitet auf dem
Tisch lag, wurde ihr ganzer Körper von einer Art Schüttelfrost befallen. Immer
wieder murmelte sie: „Um Gottes willen!“ Sie wagte nicht einmal, den Schatz zu
berühren. Ihre Finger kneteten fieberhaft ihre Handtasche.
    „Nun?“ fragte ich sie. „Sind das die
Klunker Ihrer Gönnerin, oder sind sie’s nicht?“
    „Oh... ja... ja...“ stammelte sie und
spannte all ihre Muskeln an, um ihre Beherrschung wiederzugewinnen. „Um Gottes
willen!“
    Es war verdammt heiß im Zimmer, und es
roch etwas
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