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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord
Autoren: Léo Malet
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Ambitionen der naiven Fernsehansagerin aus und überredete sie, einen
Privatdetektiv als Leibwächter zu engagieren. Es sei doch eine exzellente
Reklame, Morddrohungen zu erhalten. Also erfinde man welche! Die Presse werde
sich der Sache annehmen, und es würde ein herrliches Spektakel geben! Die dumme
Gans sprang darauf an. Leider lief nicht alles so glatt ab, wie Olga es sich
gedacht hatte. Ich erklärte Françoise frei heraus, daß ich sie für eine
Schwindlerin hielt, die mich auf den Arm nehmen und benutzen wolle. Dann ließ
ich sie mit ihren flatternden Nerven alleine. Sobald ich weg war, lief sie zu
Olga und erzählte ihr, welche Wende die Sache genommen hatte. Die Krisensitzung
der beiden jungen Frauen fand während einer Drehpause in Olgas Garderobe statt.
Françoise war furchtbar nervös und gereizt. Warf Olga vor, sie habe sie da in
etwas hineingezogen, das sie der Lächerlichkeit preisgeben werde.
Seltsamerweise fügte sie hinzu: „Was steckt dahinter, hinter der ganzen
Geschichte?“ Anscheinend hatten meine Worte ihr zu denken gegeben. Natürlich
konnte Olga ihr nicht sagen, worum es eigentlich ging. Das Drehbuch lief nicht
nach Wunsch. „Ich jedenfalls“, sagte Françoise, „lasse die Finger davon! Ich werde
dem Detektiv sagen, daß du alles ausgeheckt hast.“ Und da verlor Olga den
Kopf...
    „Und da verlor ich den Kopf, sah nur
noch eins: einen Skandal! Aber nicht den, den ich provozieren wollte. Er würde
mich treffen, und Vivonnet würde erfahren, daß ich die Komödie ausgeheckt
hatte, um ihm und damit Lydia zu schaden. Ich mußte Zeit gewinnen, einen Ausweg
finden! Dafür war es nötig, daß Françoise sich beruhigte. Anstatt daran zu
denken, daß es besser wäre, Ihnen alles zu gestehen und dadurch das Schlimmste zu
verhüten... Françoise selbst war der Meinung, ein wenig Ruhe könne ihr nicht
schaden. Ich habe ihr vorgeschlagen, sie solle etwas zur Beruhigung nehmen, ihr
aber verschwiegen, daß das Mittel, das ich bei mir hatte, ein Schlafmittel war.
Sonst hätte sie es womöglich nicht eingenommen. Ich wollte jedoch, daß sie
schlief! Wenn sie aufwachen würde, würde sie vielleicht darauf verzichten,
Ihnen den Schwindel zu beichten. Das hoffte ich jedenfalls... Kurz und gut, sie
war einverstanden, legte sich in den Ruheraum, und dort habe ich ihr... Großer
Gott!“
    Olga vergrub ihr Gesicht in beiden
Händen und stöhnte wie ein verwundetes Tier. Ihre Knie zitterten.
    „Ich war genauso aufgeregt wie
Françoise, machte mir Sorgen... Ich wußte nicht mehr, was ich tat...“
    „Tja“, sagte ich. „Ihre Hand hat
gezittert, und es sind viel mehr Tropfen in das Glas getropft, als es nötig
gewesen wäre, um jemanden zu beruhigen oder für ein paar Stunden ins Reich der
Träume zu schicken... Haben Sie sie sterben sehen?“
    „Um Gottes willen, nein! Als ich sie
verließ, war sie noch nicht eingeschlafen.“
    „Und als sie einschlief, war es für
immer und ewig! Sie ist im Schlaf gestorben, ohne etwas zu merken. Als Sie von
ihrem Tod erfuhren, hatten Sie noch das Fläschchen mit dem Schlafmittel, nicht
wahr?“ Sie nickte. „Ihre erste Reaktion war mehr ein krimineller Reflex:
Instinktiv haben Sie versucht, sich selbst zu retten. Was Sie dann nämlich
getan haben, war alles andere als logisch. Und trotzdem haben Sie’s getan! Im
Studio herrschte große Aufregung. Die Polizei war noch nicht eingetroffen.
Unbemerkt haben Sie das Fläschchen in die Tasche Ihres Opfers gesteckt, nachdem
Sie vorher verräterische Spuren abgewischt hatten.“ Erneutes Kopfnicken. „Und
dann... Na ja, dann haben Ihnen Ihre Nerven einen Streich gespielt. Sie hatten
Gewissensbisse, aber nicht den Mut, sich der Polizei zu stellen. Statt dessen
haben Sie versucht, sich... wie sagt man noch? ... sich freizukaufen, nicht
wahr? Als Sie erfuhren, daß Madame Pellerin in finanzieller Not war, haben Sie
ihr Geld gegeben, unter dem Vorwand, daß Sie es der Toten schuldeten. Auch das
ist weder logisch noch sonst was. Doch! Man könnte Ihr Verhalten beleidigend
nennen; aber ich glaube, man sollte es nicht unter diesem Blickwinkel
betrachten. Mir jedenfalls kam es von Anfang an seltsam vor. Ich habe mich
erkundigt, wie hoch Ihre Gage beim Fernsehen ist. Aber auch ohne diese
Information konnte ich mir denken, daß Sie finanziell besser gestellt sind, als
es Françoise war. Höchst unwahrscheinlich also, daß die kleine Fernsehansagerin
Ihnen auch nur einen Sou geliehen hatte! Zuerst habe ich Ihren Akt als eine
elegante
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