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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord
Autoren: Léo Malet
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erfinden?“
    „Nicht zu fassen!“
    „In diesem Milieu muß man auf alles
gefaßt sein. Ich hab von Anfang an geahnt, daß die Kleine ein falsches Spiel
mit mir spielte. Aber so richtig begriffen, wohin der Hase laufen sollte, habe
ich erst, als ich mich mit einem Journalisten vom France-Soir unterhalten habe, einem gewissen Montbazin.“
    „Den kenn ich. Er hat sich sogleich
als Zeuge angeboten. Durch ihn haben wir erfahren, daß Mademoiselle Pellerin
bedroht worden war und Sie engagiert hatte.“
    „Die Information hatte er direkt von
Françoise, stimmt’s?“
    „Ja.“
    „Vor mir wollte er’s nicht so offen
zugeben, aber ich hab’s trotzdem geahnt. Und das hat mich auf Thelma Kiss gebracht.“
    „Wer ist das denn nun schon wieder?
Noch so eine Bekloppte?“
    „Kann man wohl sagen. Eine
amerikanische Schauspielerin. Hat sich vor einem Jahr für rund zwei Monate hier
in Paris aufgehalten und ist dann nach Rom weitergezogen. Zwei Privatflics sind
ihr nicht von der Seite gewichen...“
    „Jaja“, sagte der bisher stumme
Inspektor Fabre. „Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinaus wollen.“
    „Richtige Leibwächter waren das“, fuhr
ich fort. „So was macht natürlich Eindruck! Zwei Privatflics für sie ganz alleine!
Die Zeitungen haben lang und breit darüber berichtet, und siehe da!, dank
dieser Werbekampagne ist Thelma Kiss zur Zeit dabei, eine blendende zweite
Karriere in Italien zu starten. In Hollywood war sie schon lange aus dem
Geschäft gewesen. Hier aber konnte nichts die Begeisterung der Leute bremsen,
auch wenn sich hinterher herausstellte, daß die beiden Leibwächter erstens
keine richtigen Leibwächter waren und sich zweitens die Gunst der Dame
teilten.“
    „Also wirklich!“ Faroux pfiff durch
die Zähne. „Ihrer Meinung nach hat sich Françoise Pellerin nun einen ähnlichen
Trick ausgedacht? Sagen Sie mal, Burma... Für Sie hätte die Zukunft in nächster
Zeit rosig ausgesehen, nicht wahr?“
    „Warum auch nicht?“
    „Tja... Na schön! Das ist ja alles
sehr hübsch, aber letztlich sind das nichts als Vermutungen. Ich meine die
angebliche Werbekomödie. Das einzig Konkrete ist der Tod des Mädchens. Und
damit fangen die Probleme auch schon an: War es Mord oder Selbstmord? Unter den
gegebenen Umständen wäre Selbstmord wahrscheinlich. Und wenn’s Mord war, haben
wir’s schon wieder mit einem Verrückten zu tun. Der Mörder muß dann nämlich das
Giftfläschchen samt Handtasche des Opfers in die Garderobe gebracht haben,
anstatt es am Tatort liegenzulassen. Das paßt doch nicht zusammen!“
    Während Faroux philosophierte,
rutschte ich nervös auf meinem Stuhl hin und her. Irgend etwas beschäftigte
mich seit ein paar Minuten.
    „Scheiße!“ knurrte ich. „Ich bin ja
ein schönes Arschloch!“
    „Was ist denn los, Burma?“ fragte der
Kommissar. „Eine Ausdrucksweise haben Sie...“
    „Hab auch allen Grund dazu!“ schimpfte
ich. „Wissen Sie, wer das Mädchen umgebracht hat? Ich! Na ja, so ungefähr...
Begreifen Sie denn nicht? Heute nachmittag hatte ich eine Unterhaltung mit
Françoise, während der ich ihr klipp und klar erklärt habe, was ich von ihr
hielt: daß sie mich an der Nase herumführe. Als ich sie verließ, war sie
furchtbar aufgeregt. Jetzt versetzen Sie sich mal in ihre Lage: Sie hat sich
einen erstklassigen Plan ausgedacht, um sich in den Vordergrund zu spielen. Der
auserkorene, unfreiwillige Komplize durchschaut sie auf Anhieb und droht
auszusteigen. Da verliert sie die Nerven. Sie möchte sich beruhigen,
ausruhen... ein paar Stunden schlafen... Später wird man weitersehen... Wie so
viele Leute nahm sie ein Schlafmittel und schleppte dieses Hypnozeug in ihrer
Handtasche mit sich herum. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Es muß sich
genauso zugetragen haben, wie Sie’s vermuten: Sie hat sich ihren Cocktail
gemischt und das Fläschchen in die Garderobe gebracht — auch wenn dieser
Ordnungsfimmel Ihnen etwas übertrieben erscheint. Dann ist sie zurück in den
Ruheraum gegangen, hat das Glas geleert und sich aufs Sofa gelegt.
Unglücklicherweise war sie so aufgeregt — meine Schuld! — , daß sie sich eine
Überdosis verabreicht hat.“
    „Demnach war es ein Unfall?“ bemerkte
Faroux. „Ein Unfall, für den Sie sich verantwortlich fühlen?“
    „Nur ein bißchen. Wenn ich die Kleine
nicht aus der Fassung gebracht hätte...“
    „Sie war verrückt. Wir wollen nicht
wieder davon anfangen, aber ich persönlich würde die Geschichte mit
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